Bayern 2 - Nachtmix

Neuerscheinungen der Woche Neue Alben von All diese Gewalt, Beirut und Cat Power

Die Neuheiten der Woche im kompakten Überblick. Mit neuen Alben von All diese Gewalt, Beirut, Pure Bathing Culture, Cat Power, Ibadet Ramadani, GusGus, Aesop Rock, Schlachthofbronx, Euroteuro, D-Day - A Grateful Dead Tribute From Krautland und Bernadette La Hengst

Von: Ann Kathrin Mittelstraß

Stand: 09.11.2023 17:00 Uhr

Cat Power  | Bild: Inez & Vinoodh

All diese Gewalt – Alles ist nur Übergang

Vor kurzem habe ich Max Rieger noch mit seiner Hauptband Die Nerven live gesehen. Ein teils brachial lautes, energiegeladenes Post-Punk Konzert, auf dem die Stuttgarter Band fast humorig mit dem Gegensatz laut/ leise gespielt hat. Hier, auf seinem neuen Solo-Album als All diese Gewalt spielt Max Rieger dieses Gegensatz-Spiel auch meisterhaft. Aber in einem ganz anderen Klangkosmos. Die Songs auf „Alles ist nur Übergang“ scheinen zu schweben, aber auf eine tonnenschwere, erdrückende, beunruhigende Art. Ein faszinierendes, intensives Hörerlebnis.

Max Rieger hat sich für die Songs auf seinem mittlerweile vierten Solo-Album diesmal an alten Klassik-Platten bedient, wie er im Interview in unserem Musikpodcast „Popcast“ erzählt: „Die Sample-Bibliothek mit den Klassik-Platten ist vor dem Album entstanden und war ein Werkzeugkasten, um später Zufälle, Lebendigkeit und Texturen in den digitalen Workflow zu bringen.”

Wir hören jetzt also Sounds von Chören und Orchestern, die pointiert und effektvoll zwischen verwaschenen E-Gitarren, Klavier, Schlagzeug und Synthesizern eingewoben sind. Ausgangspunkt für ihn ist dabei immer ein Drone, sagt Max Rieger, ein stehender Ton, der die Stimmung vorgibt. Und die ist über das gesamte Album hinweg geradezu majestätisch. Wie beim Song „Zu Staub werden“. Passt zum Albumtitel „Alles ist nur Übergang“, könnte man meinen. Aber der ist gar nicht existentialistisch gemeint. Das war laut Rieger sein Mantra während der Albumproduktion und sollte ihn ermutigen, dass der Weg das Ziel ist und nicht alles perfekt so umgesetzt werden kann, wie es in seinem Kopf klingt. Gut für uns, dass er mal wieder Zeit hatte für ein Solo-Album. (8,6 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

All diese Gewalt '21 gramm' (Offizielles Video) | Bild: GlitterhouseTV (via YouTube)

All diese Gewalt '21 gramm' (Offizielles Video)

Beirut – Hadsel

Der amerikanische Songwriter und Trompeter Zach Condon wird in der Indie-Welt verehrt für den Weltenbummler-Sound seiner Band Beirut. Seine ersten Europareisen haben ihn damals auf den Balkan geführt. Zuletzt hat ihn eine Krise hoch in den Norden von Norwegen geführt, auf die Insel Hadsel. Wegen langanhaltender Stimmprobleme war nicht klar, ob er überhaupt wieder singen würde. Also ist er Anfang 2020 in die Dunkelheit des arktischen Winters geflüchtet, in eine kleine Hütte mit Blick auf Schneeberge. Mit fünf Koffern voller Studio-Equipment und Trompete.

Die Entdeckung vor Ort war dann aber die Orgel aus dem 19. Jahrhundert in der Dorfkirche, die er zu spielen gelernt hat und die man sehr präsent auf dem Titeltrack „Hadsel“ hört. Der hat alles, was Beirut ausmacht: die sehnsuchtsvolle Trompete, an der sofort jeder Beirut-Song erkennbar ist, die melancholische Stimme von Sänger Zach Condon und neu: die Kirchenorgel aus dem norwegischen Dorf, die dem Song hier etwas fast Strenges, Erhabenes gibt.

An anderer Stelle auf dem Album aber vor allem: Wärme, die Zach Condon da oben im norwegischen Winter bestimmt dringend gebraucht hat. Zurück in Berlin, wo er lebt, hat er das Album in DIY-Manier fertiggestellt. Manchmal hat er billo Drum-Machine-Beats hinzugefügt, was ein schön schräger Kontrast ist zu dem erdigen Trompeten-Folk. Und der Song mit dem interessanten Titel „Süddeutsches Ton-Bild-Studio“ schwebt ab der Hälfte aus dem Folk in modulare Synthesizer-Schwaden. Ein ziemlich zauberhaftes Album. (7,8 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

The Tern | Bild: Beirut - Topic (via YouTube)

The Tern

Cat Power – Cat Power Sings Dylan: The 1966 Royal Albert Hall Concert

Sie hat’s wieder getan – Songs gecovert, wie schon auf drei Alben zuvor: Chan Marshall alias Cat Power. Ihr neues, viertes Cover-Album ist jetzt allerdings besonders, weil sie nur einen Künstler covert: Bob Dylan. Genauer: das legendäre Royal Albert Hall Concert von 1966, das damals gar nicht in der Royal Albert Hall in London stattgefunden hat, sondern in der Manchester Free Trade Hall. Aber weil ein Bootleg falsch beschriftet war, wurde es bekannt als Royal Albert Hall Concert. Dort hat Cat Power im November letztes Jahr das ganze Set nachgespielt, das deshalb so legendär wurde, weil Dylan damals ab der Mitte von Akustik auf E-Gitarre gewechselt hat, worüber die Folk-Puristen mal wieder gar nicht „amused“ waren.

Cat Power macht es auf dem Album genauso. Ihre Liebe zu Bob Dylan ist bekannt. 2007 hat sie für den Dylan-Film “I’m Not There” den Song “Stuck Inside of Mobile With the Memphis Blues Again” grandios gecovert. Seit sie seine Songs mit fünf Jahren das erste Mal gehört habe, hätten die Songs zu ihr gesprochen, sagt Cat Power. Das hört man. Und einmal mehr muss man sagen, dass sie eine begnadete Interpretin ist. Fans von ihr kommen bei Songs wie “Mr. Tambourine Man” oder “Desolation Row” auf ihre Kosten. Dylan-Fans könnten monieren, dass ihr dunkler, weicher Ansatz gerade bei sehr langen Songs wie “Visions of Johanna” etwas eintönig werden kann. Die schräg-nasale Intonation von Dylan hat da einfach mehr Dynamik und Abwechslung reingebracht. Aber ansonsten: nix auszusetzen! Am Samstag läuft auf Bayern 2 eine ganze Stunde über dieses Coveralbum. (7,8 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Cat Power - Mr. Tambourine Man (Live At The Royal Albert Hall) (Official Audio) | Bild: Cat Power (via YouTube)

Cat Power - Mr. Tambourine Man (Live At The Royal Albert Hall) (Official Audio)

Various Artists – “D-Day: A Grateful Dead Tribute From Krautland”

Eine traurige Nachricht hat den Zündfunk im September erreicht: Carl-Ludwig Reichert ist gestorben. Er war legendärer Zündfunkmoderator, Schriftsteller und Anarchist, wie die Kollegen, die ihn kannten, gerne betonen. Und er war Musiker. Im Umfeld von Embryo und Amon Düül hat er in den 70ern mit seiner Band Sparifankal als Erster auf Bairisch gerockt. Vor seinem Tod hat er an einer Compilation mitgewirkt, deren Fertigstellung er jetzt leider nicht mehr erlebt hat. Darauf covern deutsche Bands und Künstler:innen Songs von den Grateful Dead und zollen den kalifornischen Hippie-Rockern Tribut.

Die Grateful Dead haben den „Deep Elm Blues“ gesungen. Inspiriert davon wird bei Carl-Ludwig Reichert und seiner Band Sparifankal daraus der “Minga Blues”, einer von drei Songs, die er noch vor seinem Tod zur neuen Compilation beigetragen hat. Die Idee dafür ist während der Pandemie entstanden, als sich unter deutschen Musiker:innen im Netz die Diskussion entwickelte, welchen Einfluss die Grateful Dead auf Künstler:innen in Deutschland hatten und haben. Daraufhin kamen musikalische Antworten von u.a. Tom Liwa von den Flowerpornoes aus Duisburg, aber auch von eher unbekannten Bands wie The Lost Verses und Cosmic Kangoroos. Wer sich davor nicht mit Greatful Dead beschäftigt hat, wird es dank dieser neuen Compilation wahrscheinlich auch nicht tun. Aber trotzdem schön, dass es sie gibt! (7,5 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Bins blos i | Bild: Carl-Ludwig Reichert - Topic (via YouTube)

Bins blos i

Bernadette La Hengst – Visionäre Leere

Bernadette La Hengst ist in den 90ern mit ihrer Hamburger Band Die Braut haut ins Auge bekannt geworden. Seit Jahren ist sie solo unterwegs, neben der Musik u.a. auch als Theaterregisseurin und -Autorin. Ihr neues Album heißt “Visionäre Leere” und darauf verbindet sich wie von selbst Persönliches mit größeren gesellschaftlichen Fragen. In “Mamablues” verabschiedet sie sich textich wehmütig, aber musikalisch schwungvoll von ihrer Tochter, die auszieht. Im Song “Systemrelevant” wird gegen Schwurbler und Impfgegner sogar gerappt. Bei allen anderen würde man so einen Rap cringe finden. Aber Bernadette La Hengst rappt nun mal das Richtige. Und der Song “Runterfahrn” mit der Kraftwerk-Refernz taugt zur neuen Hymne für den Alltag. Den hören wir jetzt. Ich fahr nach dem Song auch runter, AKM sagt: danke fürs Zuhören und bis bald. (7,3 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Gib mir meine Zukunft zurück: Bernadette La Hengst | Bild: Bernadette la Hengst (via YouTube)

Gib mir meine Zukunft zurück: Bernadette La Hengst

Schlachthofbronx – More Rave and Romance

Das Münchner Produzenten- und DJ-Duo Schlachthofbronx hat in der Vergangenheit schon mit Künstlern wie Major Lazer und M.I.A. gearbeitet. Seit 15 Jahren stehen sie für Club-Musik, die vom Bass zusammengehalten wird, aber die ganze Vielfalt globaler Musikstile in sich trägt. Dancehall, Grime, Techno, Bounce aus New Orleans oder Soca aus der Karibik. All das ist auch wieder auf dem neuen Album zu finden. Nach dem 2015er Album “Rave and Romance” heißt es jetzt “More Rave and Romance”.

Auf dem Opener „Tempting“ hören wir die jamaikanische Dancehall- und Reggae Sängerin Warrior, eine vertraute Stimme, die schon oft zu hören war auf Songs der zwei Münchner. Daneben beweisen die beiden aber mal wieder ihr Händchen für interessante neue Stimmen: wie die der Lettin Eliza Legzdina auf dem romantischen, leichten RnB-Schieber “Sway”. Der wird dann im Song drauf gleich wieder vom düster und hart ravenden “Ready and Bad” abgelöst und der tiefen Stimme von Grime-MC Flowdan. Die weitgehend instrumental gehaltenen Tracks “Cruise” und “Bergkönig” sind angenehm verspielte, melodiöse Verschnaufpausen auf einem Album, das dem Funkadelic-Motto folgt: “Free Your Mind and Your Ass Will Follow”. (8,0 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Bruk It | Bild: Schlachthofbronx - Topic (via YouTube)

Bruk It

GusGus – DanceOrama

Die Elektro-Isländer von GusGus nehmen uns auf ihrem neuen Album mit nach “DanceOrama”. Laut Band ein mysteriöser Ort in einer nostalgischen Zukunft, eine Art “Rave-Mall”, also ein Einkaufszentrum, wo geraved wird und wo man unendliche Freiheit erleben kann, von Genres genauso wie von Gender. Ich bin bei der Band GusGus wahrscheinlich etwas voreingenommen: Ich war öfter auf dem Iceland Airwaves Festival in Reykjavik. Und wenn ich im Getümmel meine Freunde verloren habe, wusste ich: Am Ende treffen sich eh alle beim Konzert von GusGus wieder. Live immer super.

Auf ihrem mittlerweile 12. Album “DanceOrama” habe ich mich einen kurzen Moment gefragt, ob die besten Zeiten der Band vielleicht vorbei sind. Der 90er-Techno-Vibe klingt anfangs etwas arg platt, die Synthies auf dem Opener-Song “The Terras” sehr “vintage”. Aber dann haben sie mich am Ende doch gekriegt. Die Mischung macht’s zwischen den instrumentalen Bangern und den nicht weniger mitreißenden Pop-Hymnen. GusGus haben Mitte der 90er als Kollektiv angefangen. Zu den zwei ständigen Mitgliedern Biggi Veira und Daníel Ágúst ist seit einiger Zeit Margrét Ran, die Sängerin der isländischen Band Vök, dazugestoßen, die GusGus sehr gut steht. (7,4 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

GusGus - When We Sing (2023) NEW! | Bild: ANND (via YouTube)

GusGus - When We Sing (2023) NEW!

Euroteuro – Volume III

“Volume III” heißt das dritte Album von Euroteuro. Das österreichische Kollektiv um Mastermind Peter T. hat uns in der Vergangenheit schon mit trauriger Musik glücklich gemacht oder mit Hymnen auf Auto-Raststätten. Hier gibt es jetzt eine Ode an die Entschleunigung. Sei es die Überforderung, immer zu wenig Zeit zu haben, oder dass alles viel zu teuer geworden ist. Oder dass der Kopf immer so voll ist, dass man überhaupt nicht mehr denken kann.

Worüber Euroteuro singen, ist uns allen ziemlich vertraut. Den Gedanken, dass der Kopf deshalb so voll ist, weil überall Gehirn ist, hatte ich so zwar noch nicht. Aber eigentlich ganz logisch. Charmant-schräg und gewohnt liebenswert klingen die Österreicher auf ihrem neuen Album, mit ihrer Mischung aus Synth-Pop und Indie-Rock, die sofort ins Ohr geht und da auch bleibt. Live in Bayern zu sehen: 11. November in Rosenheim (Asta Kneipe) und 23. November Nürnberg (Kantine im Musikverein). (7,9 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Planeten | Bild: Euroteuro - Topic (via YouTube)

Planeten

Pure Bathing Culture – Chalice

Portland, Oregon: Das ist das Zuhause von Sarah Versprille und Daniel Hindman, die privat und musikalisch ein Paar sind. Kennengelernt haben sie sich noch an der Ostküste am College, haben dann beide in der Indie-Folk Band Vetiver gespielt, bevor sie angefangen haben, zusammen Musik zu machen unter dem Namen Pure Bathing Culture. Seit zehn Jahren und jetzt fünf Alben gibt es die Band. Ihr neuestes Album heißt „Chalice“, zu Deutsch „Kelch“. Pure Bathing Culture sind schon mit diversen Vergleichen überzogen worden: von Fleetwood Mac über die Cocteau Twins bis zur britischen Band The Sundays.

Innovativ oder hip sind definitiv die falschen Attribute für das, was sie seit jeher machen. Aber sie machen es einfach unfassbar gut! Das ist warmer, vertrauter Gitarren-Synth-Pop mit viel Hall und Echos und den besten Melodien, die ich seit langem gehört habe. Man fiebert bei jedem Refrain mit. Dazu erinnert die Stimme von Sängerin Sarah Versprille oft an die zuletzt wiederentdeckte und gefeierte Kate Bush. Es wäre der Band zu wünschen, dass sie daraus Kapital schlagen könnte oder auf TikTok viral gehen würde. Ich befürchte aber leider, dass sie weiter als unterschätzter Geheimtipp nur ein paar Kenner erreicht. Was hiermit geschehen ist. Bitteschön. (8,4 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

The Sun (Lyric Video) | Bild: Pure Bathing Culture (via YouTube)

The Sun (Lyric Video)

Ibadet Ramadani – Ibadet Ramadani

Ibadet Ramadani war früher bei der Berliner Indie-Band Super700. Nachdem sich ihre Band 2014 aufgelöst hatte, folgten Engagements als Sängerin und Schauspielerin am Maxim-Gorki-Theater und an der Volksbühne. Und jetzt ihr erstes Solo-Album. Es heißt wie sie: Ibadet Ramadani. Sie hat sich in abgelegene Hütten und Gartenlauben zurückgezogen, um herauszufinden, ob überhaupt noch Musik in ihr schlummert. Und mit ihrem Solo-Debüt kann man nun sagen: ja, definitiv. Es klingt sogar, als wäre diese Musik ganz mühelos aus ihr rausgekommen, so leicht fliegen die Songs auf einen zu, wie ein noch warmer Wind im Herbst.

Ja, da ist Melancholie und Schmerz drin, aber auch ganz viel Liebe. Da ist das Schlaflied für ihre Tochter, eine Liebeserklärung an ihren Mann, den kanadischen Produzenten Martin Gallop, der ihr Album auch produziert hat und mit “Sharrad” (scha-ra) ein Abschiedslied an den Vater, einen Gastarbeiter, der in den 70ern aus dem Kosovo nach Deutschland kam. Das alles kommt in sachte arrangiertem Americana-Sound daher, neben Akustikgitarre und Banjo hören wir sanfte Streicher und eine warme Hammondorgel. Der Opener “Miss My Daddy” ist ein eleganter Country-Noir-Song. (7,8 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Ibadet Ramadani - Mockingbird (Official Video) | Bild: Ibadet Ramadani (via YouTube)

Ibadet Ramadani - Mockingbird (Official Video)

Aesop Rock – Integrated Tech Solutions

Der Mann, der sich damit rühmen kann, laut einer Studie den größten Wortschatz im Rap zu haben: Aesop Rock. Der 47-jährige New Yorker ist Ende der 90er in der Underground- und Alternative-HipHop-Szene bekannt geworden. Sein neuntes Album ist ein Konzeptalbum mit dem Titel “Integrated Tech Solutions”, kurz ITS. Darin geht es um ein fiktionales Unternehmen, das laut Aesop Rock “lifestyle- und branchenspezifische Anwendungen anbietet, welche darauf ausgelegt sind, eine gewünschte Multiexperience anzubieten”. Ein Schelm, wer denkt, dass sich hier jemand über Corporate Jargon lustig macht.

Wie immer bei Aesop Rock sind Lyrics und Fußnoten ganz hilfreich, um – wie hier – den smarten Sarkasmus rauszuhören auf die schöne neue Welt, die die Tech-Industrie für uns vorgesehen hat. Der Songtitel “Mindful Solutionism” bedeutet dann in etwa sowas wie “achtsames Big-Data-Sammeln”. Nicht alle Songs halten sich ans Konzept, Tech-Konzerne satirisch zu kritisieren. Aesop Rock rappt an anderer Stelle, warum er Flüsse mag oder gerne Tauben zeichnet. Man hört diesem eigenwilligen, schrägen, schlauen Typen einfach gerne zu. Aesop Rock hat das Album weitgehend selbst produziert und rappt über selbstgebaute Beats mit Samples aus Jazz, Funk, Rock und Soundtracks. Es klingt smooth und tight gleichzeitig. Dazu gibt’s Gäste wie billy woods und Hanni El Khatib. (8,0 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Aesop Rock - Mindful Solutionism (Official Video) | Bild: Rhymesayers Entertainment (via YouTube)

Aesop Rock - Mindful Solutionism (Official Video)

Die Musik von morgen könnt ihr hier eine Woche lang nachhören.