Neuerscheinungen der Woche Neue Alben von DJ Hell, HGich.T und Smashing Pumpkins
Die Neuheiten der Woche im kompakten Überblick. Neue Platten gibt's von Martin Kohlstedt, Juicy J, Kelly Finnigan, Billie Joe Armstrong, Ducks on Drugs, Smashing Pumpkins, GoGo Penguin, DJ Hell, HGich.T Monika Werkstatt, Lucia Cadotsch und Roedelius.
DJ HELL - House Music Box: Past Present No Future“
Statt wie sonst diverse Stargäste ans Mikrophon zu bitten, feiert Helmut Geier hier seine Wurzeln, den Sound der Chicago House Music, die in den 80ern entstand. Viele Tracks klingen hier tatsächlich nach dieser Zeit, aber seltsamer Weise nicht retro, sondern wieder sehr hip. Vielleicht liegt’s an den verbesserten Soundqualitäten des Neuen Jahrtausends. (7.0 von 10 Punkten)
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DJ Hell - Out Of Control (Official)
MARTIN KOHLSTEDT - „Flur“
Der 32jährige Pianist Martin Kohlstedt wandelt zwischen den Welten Pop, Jazz und Klassik und ist eigentlich überall willkommen. Auf seinem neuen Album bringt er uns wieder mathematisch anmutendes Solo-Piano mit, gespenstisch sicher in sich ruhend. Wenn es einen begabten Algorithmus fürs Klavierspielen gäbe - so würde ich mir das Ergebnis vorstellen: Überirdisch gewissermaßen, emotionsbefreit, aber schön. (7,5 von 10 Punkten)
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Martin Kohlstedt - JUL (live in a corridor)
KELLY FINNIGAN - „A Joyful Sound“
Manch einer träumt sich in dieser voradventlichen Zeit auch zurück in die Vergangenheit: Kelly Finnigan, ein 39jähriger Weißer aus der Bay Area, versucht auch auf seinem Weihnachtsalbum möglichst original nach Motown-Soul zu klingen. Tatsächlich erinnert hier manches an die Temptations und manches an die Four Tops, aber nichts an den R&B der Gegenwart. Ob man das braucht? Ich weiß nicht so recht, aber: Weihnachten hat - sogar in Corona-Zeiten - eben seine eigenen Gesetze. (6,5 von 10 Punkten)
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Kelly Finnigan - A Joyful Sound [FULL ALBUM STREAM]
BILLIE JOE ARMSTRONG - „No Fun Mondays“
Der Kim-Wilde-Klassiker „Kids in America“ ist einer von 14 Cover-Songs, die Green-Day-Frontmann Billie Joe Armstrong in den letzten Lockdown-Monaten nicht nur aufgenommen, sondern sogar auf Youtube-Filmchen veröffentlicht hat, jeweils montags, daher der Albumtitel. Hier regiert die Eingängigkeit, egal, ob Blondie, The Clash oder John Lennon gecovert werden. Vieles ist sehr nah dran am Original, aber halt immer mit diesem bekannten Green-Day-Wumms - einfach eines der vielen Cover-Alben, die momentan erscheinen. (6,4 von 10 Punkten)
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Billie Joe Armstrong of Green Day - A New England
DUCKS ON DRUGS - „Stabil labil“
„Ich bin dein Schmerz“, singt hier Daniela Reis statt „I’ll be your Mirror“, aber natürlich ist der Lou-Reed-Song gemeint. Daniela war mal die eine Hälfte von Schnipo Schranke, jetzt macht sie mit ihrem Mann das Duo „Ducks on Drugs“, das ich vom Namen her immer wieder mit der britischen Pub-Rock-Band „Ducks Deluxe“ verwechsle, aber das ist echt mein Problem. Was für Daniela Reis und Ente Schulz - Mischung aus Ente Lippens und Olli Schulz - gilt: Sie sind beide eher unmusikalisch, woraus sie auf den Songs des Albums auch keinen Hehl machen. Hier geht’s eben nicht um Musik, sondern um Haltung, wofür sie dann z.B. Jens Balzer in der Zeit schon zwei Woche vor Veröffentlichung abfeiern durfte. Es ist eine Platte, über deren Existenz man sich freut, ohne dass man sie mehr als einmal anhören kann. (5.5 von 10 Punkten)
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Ducks On Drugs - Ich bin dein Schmerz (Official Video)
SMASHING PUMPKINS - „CYR“
Hier gibt’s Vituosität bis zum Abwinken. Die Band um Frontmann Billy Corgan hat sich in den letzten 30 Jahren immer mal wieder aufgelöst und reformiert. Inzwischen besteht sie zu drei Vierteln aus Originalmitgliedern, die bemerkt haben, dass nichts einträglicher ist als eine Band, die in den 90ern mal der heiße Scheiß war. Die Musik auf diese,m 20-Track-Doppel-Album ist perfekt produziert, aber völlig losgelöst vom aktuellen Zeitgeist, richtet sich also ganz eindeutig an ewige Billy-Corgan-Fans, die es ja nach wie vor geben soll. (6.6 von 10 Punkten)
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THE SMASHING PUMPKINS - Cyr (Official Music Video)
GOGO PENGUIN - „Live from Studio 2“
Das britische Jazz-Trio hat sich ins Studio begeben, um ein Live-Album aufzunehmen. Denn: Publikumsveranstaltungen sind ja eh nicht erlaubt. Hier handelt es sich um das legendäre Studio an der Abbey Road in London, wo auch die letzten Beatles-Alben aufgenommen wurden. Hier haben GoGo Penguin einfach ein paar ihrer bekannteren Instrumentals eingespielt, was sehr angenehm `rüberkommt und als Alternative zu den eher akademisch wirkenden Originalen nice to have ist. (6.8 von 10 Punkten)
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GoGo Penguin - Petit_a (Live from Studio 2)
HGICH.T - „Los Angeles“
„Tanke“ - ein elf Jahre alter Track beschließt das neue HGich.T-Album. Aber auch die anderen elf Stücke klingen ähnlich. Die Band - oder vielleicht eher: Das Projekt - weigert sich erwachsen zu werden. HGich.T bleiben die dadaistisch-pubertären Raver aus Hamburg. Und wahrscheinlich wollen sie auch gar nicht mehr als das sein. (6.3 von 10 Punkten)
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HGich.T - der fussball hat noch druck
MONIKA WERKSTATT - „Ambient Session“ 6.0
Das Album wurde 2019 an zwei Tagen im Jüdischen Museum in Berlin aufgenommen. Wer weiß, dass „Monika Records“ das feministische Label von Gudrun Gut ist, kann sich vorstellen, dass an dieser improvisierten Electro--Session nur Frauen teilgenommen haben. Dabei waren hier Gudrun Guts alte Punk-Rock-Kollegin Beate Bartel sowie die Monika-Artistinnen Danielle De Picciotto, Pilocka Krach, Islaja und Sonae. Mich hat das Album, auf dem meistens nicht gesungen wird, an die Frühwerke von Tangerine Dream erinnert. So ist elektronische Musik in Berlin einst auch gestartet. (6.0 von 10 Punkten)
LUCIA CADOTSCH - „Speak low II“
Die Schweizer Jazz-Sängerin und ihre Band haben hier - ganz Jazz-gemäß - bekannte Songs neu interpretiert. Zu hören sind der Randy-Newman-Klassiker „I think it’s gonna rain today“, aber auch Stücke von Duke Ellington oder Nina Simone in teilweise seht freien Auslegungen für akustischen Bass, Drums und Klavier. Das ist erstmal spannend, wirkt auf die Dauer aber ein bisschen zu verkopft, um wirklich glücklich zu machen. (6.1 von 10 Punkten)
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Lucia Cadotsch SPEAK LOW II - "Azure" (Official Music Video 4K)
ROEDELIUS - „Drauf und dran“
Das beste Album dieser Ausgabe der „Musik von Morgen“ kommt vom 86jährigen Hans-Joachim Roedelius. Es ist die musikalische Entspanntheit selbst, ein virtuoses, aber lässiges Ensemble von kurzen Etüden. Roedelius - mit Cluster und Brian Eno - einer der Mit-Erfinder der Ambient Music - steht über den Stilen und den Moden. (9.0 von 10 Punkten)
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absolut