Bayern 2 - Nachtmix

Neuerscheinungen der Woche Neue Alben von The Smile, Future Islands und Torres

Die Neuheiten der Woche im kompakten Überblick. Mit The Smile, Future Island, Monta, Torres, Anna Calvi, Ty Segall, Oum Shatt, Gruff Fhys, Endless Wellness, Abdullah Ibrahim, und Khavn & The Kontra-Kino-Orchestra

Von: Ralf Summer

Stand: 25.01.2024

The Smile | Bild: Frank Lebon

THE SMILE – Wall Of Eyes

Der Radiohead-Ableger mit seinem zweiten Album. Neben Sänger Thom Yorke und Gitarrist Jonny Greenwood gehört Drummer Tom Skinner zum Trio, den man in UK bzw im Jazz durch sein Schlagzeugspiel bei Sons Of Kemet und London Brew kennt – aber auch von der World Music-Kapelle Owiny Sigoma Band bzw als Solist fürs US-Label International Anthem. Vermutlich sind es eben seine Afro- und Jazz-Einflüsse, die die beiden Radioheads begeisterte und dieses Trio gründen liess. Ein Trio, das percussiver, verspielter als das Mutterschiff daherkommt. „Wall Of Eyes“ haben sie mit Sam Petts-Davies produziert, der auch schon Radiohead und Thom Yorke aufnahm und Streicher vom London Contemporary Orchestra dazu holte. Beim Hören geht es einem wie den Fans: nahezu niemand fragt bei den Youtube-Kommentaren zu den Vorabsongs (fürs Video zum Titeltrack führte Paul Thomas Anderson Regie, für den Greenwood Soundtracks schrieb), ob es denn Radiohead überhaupt noch gibt?

Ihre AnhängerInnen scheinen mit The Smile eine mindestens ebenbürtige Alternative gefunden zu haben (das letzte Radiohead-Album kam 2016). Am heutigen Donnerstag 25.1. wird das neue Smile-Album in 16 Kinos um den Globus vorgespielt – von Buenos Aires bis Sydney – in Deutschland findet das Fan-Event im Berliner „Kino Intimes“ statt. Wo es die Making-Of-Doku von P.T. Anderson zu sehen gibt. Und – na klar – exklusives Merch. Im Juni treten sie mit James Holden in Hamburg beim Stadtpark OpenAir auf, es folgen Köln und Berlin sowie im August Frankfurt und München (Zenith, 21.8.). Eine Bank von Band. Auch wenn sie diesmal knorriger, vertrackter klingen. (7,7 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

The Smile - Wall Of Eyes (Official Video) | Bild: The Smile (via YouTube)

The Smile - Wall Of Eyes (Official Video)

FUTURE ISLANDS – People Who Aren´t There Anymore

Vor zehn Jahren landeten sie mit „Seasons“ ihren ersten Hit – bekannt durch das Live-Video, in dem sich ihr Sänger wie ein Metal-Shouter auf die Brust haut. Damals „Song Of The Year 2014“ bei Pitchfork. Diese Stimm-Erregung hört man auch gleich im ersten Song der neuen Platte wieder: „King Of Sweden“ zeigt gleich, was für eine einzigartiges Organ Samuel T. Herring hat – immer wieder wird er als Gast von anderen Bands und sogar HipHop-Produzenten wie Madlib und Open Mike Eagle ans Mikro geladen. Seine Band aus Baltimore bleibt 2024 bei ihrem Motto: Synthie-Indie-Pop für die große Gefühle und Hallen bzw Stadien. Ohne auf billige Mitgröhl-Effekte zu setzen.

Und man freut sich von Song zu Song, wie einen die Stimme in den Bann zieht – egal ob bei Balladen und schnellen Club-Tracks, denen man anhört, dass sie O.M.D./Kraftwerk-Fans sind. Das Video zu „The Tower“ drehten sie mit Jonathan Van Tulleken, mit dem Samuel T. Herring für die Horror-TV-Serie „The Changeling“ arbeitete – Samuel spielt als Schauspieler mit. Seine Themen auf dem siebten Album: Selbsterhaltung, Jugendrückerinnerungen, Trost spenden. Alles in allem etwas ruhiger, bedächtiger als die Vorgänger – nicht minder interessant zu hören. (7,9 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Future Islands - WNYC LIVE Presents: Listening Party Livestream | Bild: Future Islands (via YouTube)

Future Islands - WNYC LIVE Presents: Listening Party Livestream

MONTA - Pacific

Von Würzburg aus zur Weltkarriere: Tobi Kuhn begann in den 90ern mit seiner Indie-Band Miles und landete bei vielen Fans ganz oben in der Gunst. Und auf unserem 2. Zündfunk Sampler im Jahr 2000 – mit „Perfect World (Erobique & Rocko Schamoni Disco Mix)“. Er begann sein neues Solo-Projekt Monta und für andere als Produzent: Thees Uhlmann, Tote Hosen, Feine Sahne Fischfilet … um nur die wichtigsten zu nennen. Kuhn ist also selbst einer der wichtigsten Player geworden, wenn es nicht nur sehr gut, sondern extraklasse werden soll. Umso gespannter durfte man auf sein erstes Monta-Album seit 15 Jahren sein: es beginnt so poppig wie Indie nur sein kann, ein Ohrwurm jagt den näxten, im Laufe der Platte werden die Stücke jedoch ruhiger und nachdenklicher, „Shimmering Lights“ und „If The Sun Doesn’t Shine Anymore I + II“ haben das Zeug zu Melancholia-Klassikern. Checker-Tobi ist ein Meister aller Klassen, Monta ist unser Lieblinx-Format von ihm. (7,6 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

If the sun doesn't shine anymore II | Bild: Monta / Tobias Kuhn (via YouTube)

If the sun doesn't shine anymore II

TORRES - What an enormous room

Von ätherisch gehauchten Piano-Balladen über Art Rock bis zur Abgeh-Nummer mit verzerrtem E-Bass: die aus Florida stammende Indie-Musikerin bringt auf ihrem sechsten Album eine enorme Bandbreite. Seit zehn Jahren ist sie Teil der US-Szene und tourte anfangs mit Sharon Van Etten und Okkervil River. Später dann vor größerem Publikum vor Garbage und Tegan and Sera. Die queere Künstlerin Torres stammt aus christlichem Hause, hörte gern Broadway Theatermusik und las gern Sylvia Plath, macht sich hier frei. Am meisten im Vorabsong „Collect“, der schon in den Zündfunk Top Traxx landete.

Doch den Riesenwumms der Single vermisst man auf dem Rest des Albums. Das von seinen Zwischentönen lebt – und Themen wie Sehnsucht und Wut, Enttäuschung und unverhoffte Ereignisse verhandelt: „Ich bin mit der Enttäuschung vertraut, die häufig auf die Hoffnung folgt. Die Menschen sind beängstigend widerstandsfähig. Wir sind regelmäßig optimistisch und werden regelmäßig durch den Wunsch nach etwas erschüttert, vielleicht nach etwas, das unsere ganze Kraft und Energie in Anspruch nimmt und dann doch nicht eintritt. Aber hast du dir schon einmal Sorgen gemacht, dass sich die Dinge nicht so entwickeln würden, wie du gehofft hast, oder warst Du vielleicht nicht sehr optimistisch, und dann hast Du alles bekommen, was Du wolltest? Ich habe das Gefühl, dass das oft passiert, aber ich höre nicht oft, dass es anerkannt wird.“ Lang lebe die Unvorhersehbarkeit. Vorhersehbar dagegen ihre Tour im Februar in Deutschland. Am 8.2. spielt sie in München in der Milla. (7,4 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

TORRES - Wake to flowers (Official Music Video) | Bild: TORRES (via YouTube)

TORRES - Wake to flowers (Official Music Video)

ANNA CALVI – Peaky Blinders Soundtrack (Staffeln 5 + 6)

Es knurrt und heult und dräut: auf dem Soundtrack der Britin, die wir als „neue PJ Harvey“ schätzen. So wie die Serien-Fans „Peaky Blinders – Gangs of Birmingham“. Anna Calvi hat die Musik zu den Staffeln 5 & 6 der preisgekrönten UK-Serie geschrieben - 37 Stücke - ihr erster vollständiger Filmscore. Es ging ihr beim Soundtrack um die Atmosphäre und den Raum: "Es kommt mehr darauf an, was man weglässt, als was man reinlässt. Ich musste die Stimme der Schauspieler sprechen lassen, aber auch Wege finden, die Emotionen darin zum Ausdruck zu bringen. Ich war völlig besessen von Tommy Shelby, ich träumte jede Nacht von ihm, während ich an der Filmmusik arbeitete, ich musste die Serie wirklich bewohnen."

Peaky Blinders, Staffel 1, hat so viel Streams beim BBC-iPlayer erzielt wie noch keine Serie zuvor. Für die neuen Staffeln coverte sie ua das Titelthema Nick Caves „Red Right Hand“. Staffel 5 ist nahezu alleine von ihr eingespielt (inkl Harmonium und Percussion), für Staffel 6 lud sie MusikerInnen ein – ua den Produzentin ihrer letzten Platte, Nick Launay. "Was ich beim Schreiben für Peaky Blinders am meisten gelernt habe, ist, meinen Instinkten zu vertrauen. Mir ist klar geworden, dass ich keine Angst vor Einfachheit haben sollte, und dass ich nicht davon ausgehen sollte, dass die Qualität leidet, wenn etwas schnell geht.“ Beim Hören spürt förmlich die Gewalt der Bilder. (7,2 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Anna Calvi - Miquelon (Peaky Blinders Original Score) (Official Audio) | Bild: Anna Calvi (via YouTube)

Anna Calvi - Miquelon (Peaky Blinders Original Score) (Official Audio)

TY SEGALL – Three Bells

Der US-Garagen-Rocker diesmal auf ganz anderem Terrain: Ty Segall klingt nach dem letzten Akustik-Album auf einmal nach sprödem Prog-Rock, mit etwas New Wave-Einflüssen der frühen 80er und ein bisschen Bowies extravaganter Berlin-Trilogie-Phase. Es gibt auf seinem 15. Album in 15 Jahren keine vorwärts stürmenden Garage-Rock-Songs wie sonst, sondern komplexe Gniedel-Gitarren-Nummern mit z. T. weiblichen Gesangs-Begleitung – von seiner Frau und Mitstreiterin Denée. Ty spielt diesmal auch Schlagzeug, man hört ihm die Lust an vertrackten Grooves an: beide Instrumente im Dialog miteinander. Für den normalen Segall-Sound eine Horizont-Erweiterung: sein sonst so kompakter Klang kommt regelrecht zergliedert und verletzlich daher. (7,1 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Ty Segall "My Room" (Official Music Video) | Bild: Drag City (via YouTube)

Ty Segall "My Room" (Official Music Video)

OUM SHATT - Opt Out

Oum Shatt haben sich sieben Jahre Zeit gelassen für ihr zweites Album. Jonas Poppe ist die Stimme dieser Berliner Band, früher war bei den Sitcom Warriors („die Berliner Strokes“) und Kissogram („If I Had Known This Before“ im Woody Remix war ein Top 10-Hit). Drummer Chris Imler kennen wir unter anderem von Die Türen. Die neue Platte kommt weniger orientalisch als das Debüt daher. Im Popcast Januar Ausgabe sagte uns Poppe, der zwischenzeitlich Film- und Theatermusik gemacht sowie ein Studium begonnen hat, worum es auf „Opt Out“ geht: um die Kunst

"Man könnte sagen, es geht um die Störung von sozialen Erwartungen, bezieht sich vor allem auf den Künstler, der quasi als kreatives Individuum in natürlicher Opposition zur Gesellschaft steht. Die Gesellschaft bekämpft den Künstler manchmal oder schenkt ihm Anerkennung. Ich hab das Gefühl, dass viele Künstler sich heute sehr schnell bestimmten Trends auch in politischer Hinsicht anpassen, Trends aus den sozialen Medien zB. Das macht die Kunst klischeehaft und mitunter schlaff. Es gibt gerade sehr viel schlaffe, klischeehafte Musik. Das Klischee wird mitunter geradezu gefeiert, was auch eine Form von Kunst sein kann. Oder wie Duke Ellington sagt: ´Kunst muss gefährlich sein. Wenn sie aufhört, gefährlich zu sein, dann wollen wir sie nicht´ - oder so ähnlich."

Jonas Poppe

In diesem Sinne ist „Opt Out“ weder ungefährlich, noch klischeehaft oder schlaff. Man höre nur die Singles „Play!“ und „Madame LeSoleil Levant“, das an „House of the Rising Sun“ in New Orleans und den gleichnamigen Evergreen angelehnt ist. Mehr zur neuen Oum Shatt in der Januar- Ausgabe unseres Popcast mit dem Goethe Institut – nachzuhören in der ARD Audiothek. Und allen Streamingdiensten. (7,8 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

OUM SHATT - Off to St. Pete (Official Music Video) | Bild: Oum Shatt (via YouTube)

OUM SHATT - Off to St. Pete (Official Music Video)

ENDLESS WELLNESS - Was für ein Glück

Wanda für Hochsensible mit Kastrationsängsten. Was eine Entdeckung: die österreichische Band ist in unserer Zündfunk-Liste mit neuen Bands für 2024 drin. Was in erster Linie an Texten und Gesang liegt. Den Namen des Wieners sollten wir uns merken: Philipp Auer, Gitarre / Vocals, ist die Stimme von Endless Wellness. Wobei die ganze Gruppe mit Milena Klien, Adele Ischia und Hjörtur Hjörleifson für einen ganz eigenen, anders rockenden Sound steht. Man könnte auch sagen: so klingt die Wiener Variante von Isolation Berlin – geschult an Freud & Kafka: „in der ´Psychologie Heute´ haben´s erzählt, dass den hochsensiblen Leuten der Schutzpanzer fehlt ... an manchen Tagen will ich leben, an anderen lieber nicht, da kennt ich sofort speiben, wenn schon wieder wer vom Theater spricht“ („Hand Im Gesicht“).

In „Danke für Alles“ zitieren sie zwei NDW-Klassiker: „Eisbär“ (Grauzone) und „Wir haben heute nichts versäumt“ (Nena). Und dann auch noch Bryan Adams „Summer Of ´69“: „You told me it will last forever, waren das die best days of our lives?“ Clever, clever, diese Assoziationsketten bzw -sprünge bei den Lyrics. Da bietet sich viel Projektionsfläche. Und Auer wird sicher oft nach den Konzerten am Merch-Stand Fragen nach der Bedeutung seiner Texte gefragt werden. Bis er die Fragen nicht mehr hören kann und sein Texten ändert. Vielleicht ist ja diese, erste Endless Wellness-Platte die einzige ihrer Art? Irgendwie hab ich den Verdacht, Stefanie Sargnagel hat sie sich ausgedacht ;) Am 27.1. spielen sie beim FM4-Geburtstag, im März sind sie auf Tour – u. a. Salzburg (9.3., Arge Kultur) und Nürnberg (24.4., Musikzentrale). (8,0 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Endless Wellness - Danke für Alles [Official Video] | Bild: Endless Wellness (via YouTube)

Endless Wellness - Danke für Alles [Official Video]

GRUFF RYHS - Sadness Sets Me Free

Ein paradox anmutender Titel: „Sadness Sets Me Free“ - doch wenn Gruff Rhys (sprich Griff Rhies) ihn singt, versteht man: er klingt tatsächlich frei – mit seiner Melancholie. Stimmlich erinnert der Super Furry Animals-Sänger hier an den ebenfalls schon älter geworden Pulp-Frontmann Jarvis Cocker. Und man hört seinen weiten musikalisches Horizont: er spielte schon mit Mogwai, Dangermouse & Sparklehorse, Gorillaz & De La Soul – dazu kommen Soundtracks und sogar eine Oper. Die achte Solo-Platte des preisgekrönten Walisers ist ein reifes Lebens-Mitte-Werk. Rhys will es live in sparsam instrumentierter Version präsentieren – u. a. mit Pedal Steel Guitar, Kontrabass und einem Streichquartett. Klingt nach Gänsehaut, nach Melancholie, die einen umarmt. Soundtrackreif! (7,3 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Gruff Rhys - Bad Friend (Official Video) | Bild: Gruff Rhys (via YouTube)

Gruff Rhys - Bad Friend (Official Video)

ABDULLAH IBRAHIM – 3

Er heisst eigentlich Adolph Johannes Brand und ist ein legendärer, südafrikanischer Komponist und Pianist: die Fans kennen den 1934 geborenen Jazzer auch als Saxophonisten. Weil er sich in seiner Jugend so gern importierte US-Jazz-Platten kaufte, nannten sie in Kapstadt bald „Dollar Brand“. Er spielte mit dem jungen Hugh Masakela, wurde 1968 Muslim und nennt sich seither Abdullah Ibrahim. Sein 1974er Album „Mannenberg“ machte ihn bekannt, galt als erst „Anti-Apartsheids-Hymne“ und inzwischen als „inoffizielle Hymne Südafrikas“. Lange Jahre musste er im Exil in Europa und New York leben, wo er mit den Großen des Jazz spielte: u. a. Duke Ellington, der ihm einen Plattenvertrag besorgte.

Ibrahim komponierte auch Soundtracks, seit den 80ern gibt es Dokus über ihn. In den 90er tourte er mit dem Münchner Rundfunk Orchester des BR. Er lebt mit seiner italienischen Frau in Aschau am Chiemsee. Sein ca 70. (!) Album heisst „3“: es sind drei LPs – eine Studio-Platte und zwei Konzert-Mitschnitte (aufgenommen am gleichen Tag im Londoner Barbican Centre im Sommer 2023). Auf der Bühne standen mit Cleave Guyton Jr (Flöte/Sax) und Bassist/Cellist Noah Jackson zwei langjährige Mitstreiter. Wir hören neue Stücke sowie Arrangements von Stücken seiner Freunde und Helden: u. a. John Coltrane und Thelonious Monk. Zum Teil singt Ibrahim Abdullah auch: leidvolle Lieder über den Schmerz der Sklaverei – auf Englisch und in seiner Muttersprache. Am 9.10. wird er 90. (7,5 Punkte)

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Water from an Ancient Well (feat. Noah Jackson, Cleave Guyton Jr.) (Single Edit) | Bild: Abdullah Ibrahim - Topic (via YouTube)

Water from an Ancient Well (feat. Noah Jackson, Cleave Guyton Jr.) (Single Edit)

KHAVN & THE KONTRA-KINO ORCHESTRA - The Woman Who Went Mad (I.S.T.)

I.S.T. steht für Imaginary Soundtrack. Es ist eine Art Filmmusik - vom in Berlin lebenden, philippinischen Musiker/Filmemacher/Autor. Khavn (sprich: Ka-vin) De La Cruz hat ihn mit Brezel Göring von Stereo Total und über 30 MusikerInnen in seiner Heimatstadt Quezon City eingespielt. Es ist der imaginäre Soundtrack zu einer Cut-Up-Collage alter philippinischer Stummfilme, die er fürs Silent Movie Festival in Manila zusammen-geschnitten hat (unterstützt vom Goethe Institut der Philippinen). Khavn und Brezel und kennen sich seitdem Stereo Total Musik für einen Film von ihm komponierten. „The Woman Who Went Mad“ ist sowohl Titel des Cut-Up-Stummfilms Khavns – als auch die englische Übersetzung von „Ang Babayeng Naulol“ – dem ersten auf Schellack gepressten philippinische Lied: gesungen von Maria Carpena.

Der Bandname „Kontra-Kino Orchestra“ steht für ein Einsemble, dass zwar Filmmusik spielt, aber die des „Gegenkinos“. Der Sound erinnert an das freie, akustisch-abstrakte Spiel von The Notwist-/Hochzeitskapellen-Soundtracks bzw. ans Sun Ra Arkestra – gibt es doch auch unter den 18 Tracks einen Song namens „Moon Ra“. Der Fast-Instrumental-Score verwebt klassischem Orchestersound mit Elektronik und Elementen philippinischer Folklore inklusive Gongs und Bambus-Percussion. Dazu Plastikflaschen und der Klang von Kanistern. Am Ende vergessen wir Raum und Zeit, man weiss nicht mehr, ob es alte oder neue Musik und wo sie herkommt. Bitte fürs kommende Alien Disko-Festival buchen. Lieblingsplatte dieser Woche. (8,1 Punkte)