Bayern 2 - Nahaufnahme


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Geflüchtete in Bayern Ein Jahr nach dem "Sommer der Menschlichkeit"

Gespräche über Flucht, Fluchtursachen, Integration und Innere Sicherheit werden heute aber vor allem ohne jene Menschen geführt, die betroffen sind: die Geflüchteten selbst. Menschen, die vor einem Jahr Bayern erreichten, die angekommen, auf der Durchreise oder auf der Suche nach Asyl sind. Die Nahaufnahme schildert die Situation eines jungen Syrers und einer nigerianisch-ukrainischen Familie.

Von: Sammy Khamis

Stand: 30.09.2016

Naomi, Victor und Iana in ihrer Wohnung | Bild: BR / Sammy Khamis

Die beiden Fälle unterscheiden sich zum Teil massiv, denn der Aufnahme syrischer Flüchtlinge wurde zunächst Priorität eingeräumt. Und eine vierköpfige Familie will auch erst einmal untergebracht und versorgt sein. Doch alle Geflüchteten berichten von ähnlich gelagerten Problemen, Fortschritten und belastenden Unwägbarkeiten im täglichen Leben.

Mohammed wollte nicht zur Armee, er floh aus Syrien

Da ist Mohammed, der 20-jährige Syrer: Er lebt im Großraum München, kam wie Tausende andere im September 2015 am Hauptbahnhof in München an und ist heute selbstverständlicher Bestandteil des Ortsbildes in seiner Gemeinde. Er versucht zu studieren, den erforderlichen Sprachlevel hat man ihm vor Kurzem bescheinigt. Mohammed ist Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr und kommt zum Kochen zu einer Familie, deren Kinder ungefähr so alt sind wie seine Geschwister. Sein Asylbescheid wurde angenommen. Er kann bleiben.

Sportmedaillen und ein Selbstporträt von Benjamin (7)

Anders sieht es bei Familie Prince aus, die aus der Ukraine nach Bayern kam. Victor, 38, lebt mit Frau und zwei Kindern in der Nähe von Erlangen. Die Kinder Benjamin und Naomi gehen zur Schule, sie sprechen perfekt Deutsch. Victor kam aus Nigeria in die Ukraine für ein Auslandsstudium und lernte in Kiew seine Frau Iana kennen. Nach rassistischen Ausfällen gegen sie und dem Beginn der Maidan-Revolution hat die Familie die Ukraine verlassen. Beide Eltern arbeiten, verdienen ihren Lebensunterhalt selbst. Und doch leben sie ständig in der Angst, abgeschoben zu werden, da ihre Duldung nur jeweils von Quartal zu Quartal verlängert wird.

"Zum Briefkasten geht immer mein Mann. Für mich ist das wirklich schwierig... wenn du nicht sicher bist, was kommt. Welcher Brief? Was steht da drin? Wir haben sowieso viel Stress, viel Angst und wenn du dann noch immer nachdenkst, das bringt nichts Gutes."

Iana ist in der Ukraine geboren


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