Bayern 2 - Notizbuch


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Im Dienste des Herrn Die Schwestern vom Kloster Mallersdorf

Laut den Ordensregeln müssen sich die Nonnen von Mallersdorf weitgehend selbst versorgen. Neben der Brauerei, deren Gerste aus Eigenproduktion stammt, betreiben die Schwestern eine Bäckerei, eine Landwirtschaft mit Vieh, eine Imkerei, eine Metzgerei und Gärten. Nur das Malz aus der Gerste wird in einer nahe gelegenen Firma gewonnen.

Von: Chris Köhler

Stand: 14.02.2011 | Archiv

Die Mallersdorfer Klosterschwestern in der Brotbäckerei (Archivaufnahme 2010) | Bild: Kloster Mallersdorf

Unten im Tal, am Fuße des Klosterberges, leben mehr als 300 alte Franziskanerinnen im ordenseigenen Altersheim, rund 160 aktive Klosterschwestern arbeiten oben im Konvent. Darüber hinaus gibt es noch 102 weltliche Angestellte. Sie alle leben von dem, was sie selbst produzieren. Denn die Ordensregeln schreiben vor, dass die Nonnen von Mallersdorf sich selbst versorgen müssen.

Doch nicht nur die hauseigene Bäckerei, die Metzgerei, die Landwirtschaft mit Viehbetrieb und die Imkerei sorgen für das leibliche Wohl der Nonnen. Auch einen eigenen Brauereibetrieb besitzt das Kloster Mallersdorf. Und dort gibt seit Ende der 1970er Jahre Schwester Doris den Ton an. Sie braut helles Vollbier mit bis zu 14 Prozent Stammwürze. Pro Woche werden 600 Kästen Bier à 20 0,5-Liter-Flaschen produziert - sprich etwa 60 Hektoliter; im Jahr sind es rund 3.000 Hektoliter. Genug also, um nicht nur den Durst der Schwestern zu stillen, sondern um auch noch etwas davon zu verkaufen: Ab Klosterbrauerei kostet der Zehn-Liter-Kasten 13 Euro 50 plus Pfand.

Brauen im Dienste des Herren:

Schwester Doris beim Bierbrauen | Bild: picture-alliance/dpa

1966 hat Schwester Doris hier angefangen; damals unter den Fittichen von Braumeisterin Schwester Lisana. Die ziert noch heute das Etikett der bauchigen Halbliter-Flaschen mit Bügelverschluss. Von der Banderole am Flaschenhals lächelt dagegen schon Schwester Doris.

Ihre Lehre begann Schwester Doris 1967. Ende 1969 bestand sie die Gesellenprüfung und 1975 an der Brauereifachschule in Ulm, ebenfalls mit großem Erfolg, die Meisterprüfung - als erste bayerische Nonne dort und einzige Frau ihres Meisterklassen-Jahrgangs!

Doch normalerweise wird in erster Linie das erzeugt, was im Kloster gebraucht wird. Mithilfe zahlreicher Angestellter und Verwalter erzielt das Mallersdorfer Kloster gute Erträge. Auf 2.000 Quadratmetern unter Glas und Folie sowie zwei Hektar Freiland bauen sie Salat, Gewürze, Lagerkohl und Sellerie an. Auch die Schnittblumen für den gesamten Blumenschmuck des Klosters wachsen hier. Zum Kloster gehören 140 Hektar landwirtschaftliche Fläche und 180 Hektar Kloster-Wald, um den sich ein angestellter Förster kümmert. Aus dem Wald stammt das Holz für die Hackschnitzelanlage des Klosters. Es gibt eine eigene Schreinerei und ein eigenes Sägewerk. Ein Teil des Holzes wird auch verkauft.

Durchschnittsalter der Nonnen liegt bei 73 Jahren

In der Landwirtschaft arbeiten keine Schwestern mehr mit. Das Durchschnittsalter der 160 Nonnen auf dem Klosterberg liegt bei 73 Jahren; die jüngste Schwester im Konvent ist 48, die Älteste 94. Dennoch gibt es - abgesehen von der Gärtnerei, der Landwirtschaft und der Schreinerei - zahlreiche Klosterbetriebe, in denen die Franziskanerinnen die Ärmel hochkrempeln: Die moderne Klostermetzgerei ist die Domäne von Schwester Siglinde. Zu viert sind sie hier, unterstützt von einem Metzgermeister. Geschlachtet wird allerdings nicht mehr selbst. Die Schweine werden zum Schlachten hinuntergefahren nach Mallersdorf, dann wieder hinaufgebracht und verarbeitet zu Fleisch und Wurst. Sechs bis sieben Schweine sind es in der Woche.

Volles Programm

Auch für die 73-jährige Schwester Siglinde, die nicht nur das Metzger-Handwerk "learning by doing" erlernt hat, geht der Arbeitstag von sieben bis 17 Uhr. Neben der Metzgerei obliegen ihr und den Schwestern auch der selbst hergestellte Wein. Das heißt, vormittags sind sie im Schlachthaus und nachmittags im Weinberg oder Weinkeller.

Sie leisten ganze Arbeit: Rebstöcke schneiden, spritzen und im Herbst keltern, dann Kellerarbeiten. Der Müller-Thurgau, den Siglinde und ihre Mitschwestern seither keltern, bleibt zwei Jahre im Fass, ist ohne jeden Zusatzstoff und ganz durchgegoren. Verwendet wird er als Mess- und Kochwein, aber es darf auch mal abends im Konvent ein Gläschen sein.

Kontakt & Info:

Kloster Mallersdorf
Klosterberg 1
84066 Mallersdorf-Pfaffenberg
Tel. 08772 / 69-00
Fax: 08772 / 69-230
Internet: mallersdorfer-schwestern.de

Neben den Außenanlagen wie Gärtnerei, Schreinerei, Hackschnitzelanlage und kleinem Elektrizitätswerk gibt es im Konvent die Backstube mit Knetmaschinen, Rührer, Ausrollmaschine, Semmel- und Hörnchenwickelmaschine. Nur die Sauerteigführung fürs Brot macht Bäckermeisterin Schwester Gertraud nach wie vor von Hand.

Durchschnittlich backen die Schwester 72 Laib Brot pro Tag. Neben Brot kommen Semmeln und an Fest- und Feiertagen auch Feingebäck, Torten und Co. aus dem Backofen. Damit die Köstlichkeiten aus der Backstube rechtzeitig auf den Tellern der Nonnen landen, muss eine der Schwestern aus dem Bäckerei-Team schon um halb drei in der Früh in die Backstube.

Die Backwaren aus klostereigenem Dinkel, Weizen und Roggen dienen dem Eigenverbrauch. Bei den Produkten aus der Klosterküche schaut das anders aus; dort kocht Küchenchefin Schwester Irma mit vier Mitschwestern und vier weltlichen Mitarbeiterinnen täglich rund 350 Essen: für Schwestern, Angestellte, Priester, Gäste, Schüler und den Kindergarten. Dreimal in Woche ist fleischfrei. An diesen Tagen gibt es eine Süßspeise oder Gemüse.

Nudeln und Eier kauft die gelernte Köchin und Meisterin der Hauswirtschaft, Schwester Irma, zu; ebenso Obst, denn der Ertrag des klostereigenen Obstgartens reicht nicht aus. Ansonsten aber ist das Kloster autark in seiner Versorgung, was aber gutes Planen erfordert.

Tagein, tagaus

Der Tag geht zur Neige; langsam füllen sich die Bänke der Konventkirche. Es ist Zeit für den Rosenkranz und das anschließende gemeinsame Abendgebet. Dann geht's gemeinsam zum Abendbrot und nach der Complet, dem Nachtgebet, endet der Tag im Kloster Mallersdorf - wie 365 Mal im Jahr.

Viel zu tun im Kloster Mallersdorf:

Der Tagesablauf ist sehr geregelt im Mutterhaus der Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie zu Mallersdorf:

Aufstehen um 4.30 Uhr, 5.30 Uhr Laudes in der Kapelle, von 6.00 bis etwa 6.35 Uhr heilige Messe. Dann Frühstück ab 7.00 Uhr. Um 7.30 Uhr beginnt der Berufsalltag. Um kurz vor 12 Uhr kommen die Nonnen zum Mittagsgebet zusammen. Dann wird gegessen.

Nach kurzer Pause ruft ab 14 Uhr wieder die Arbeit. Das geht dann bis 17.00 oder 17.30 Uhr. Anschließend machen sich die Nonnen bereit für die abendliche Gebetszeit.

Um 17.45 Uhr wird der Rosenkranz gebetet. Um 18.00 Uhr gemeinsames Abendlob, die Vesper. Anschließend Abendtisch. Bis etwa 20.00 Uhr ist dann Freizeit. Danach die Complet. Sie ist der Tagesabschluss jeder Schwester. Dann Nachtruhe. In der Früh geht es dann wieder von vorne los.


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