Bayern 2 - Notizbuch


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Räuchern Mit Kräutern gegen böse Geister

Steckerlfisch, Räucherlachs, geräucherter Schinken: Beim Stichwort "Räuchern" denken viele zuerst einmal an Lebensmittel, die im Rauch haltbar gemacht oder gegart werden. Doch bei diesem Räuchern geht es um etwas ganz anderes. Hier soll der Rauch von Harzen und Kräutern vor bösen Geistern schützen - besonders in den Raunächten.

Stand: 25.11.2011 | Archiv

Räuchern im spirituellen oder schützenden Sinne verbindet man eigentlich eher mit Ländern im asiatischen Raum, zum Beispiel Indien oder China. Doch auch bei uns in Bayern hat das Räuchern eine lange Tradition, besonders in der kalten, dunklen Jahreszeit. Tagsüber räucherte man, um sich vor hungrigen Tieren zu schützen, die um die Höfe schlichen, oder Schutz vor Winterstürmen zu erflehen. Nachts versuchte man, im aufsteigenden Rauch zu erkennen, was das kommende Jahr bringen würde. Besonders in den Raunächten, zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, versuchte man, sich durch Räuchern vor allerhand bösen Geistern und Einflüssen zu schützen.

Lange Tradition

Mit Harz oder Pflanzenteilen wurde schon im alten Ägypten geräuchert. So soll zum Beispiel Kleopatra ganz besonders verschwenderisch mit Räucherwerk umgegangen sein. Im Mittelalter erfüllte der Weihrauch in den Kirchen zuerst einmal eine praktische Funktion: Der Duft übertünchte die Körpergerüche, die durch mangelnde Reinlichkeit entstanden. Außerdem versetzte er die Menschen in eine festliche Stimmung. Denn Düfte wirken auf die Psyche: Die Nase hat als einziges Sinnesorgan einen direkten Draht zum Gehirn - genauer gesagt, zum limbischen System. Dort werden Gefühle erzeugt und Erinnerungen gespeichert. Jeder Geruch ruft sofort eine Erinnerung hervor und gleichzeitig auch das Gefühl, das mit der Erinnerung verbunden ist.

Auf die richtige Mischung kommt's an

Zum Räuchern braucht man natürlich die richtige "Ausrüstung": eine feuerfeste Räucherschale, Sand für die Isolierung, geeignete Kohle, eine Feder oder einen Fächer, um den Rauch zu verteilen und natürlich Räucherwerk. Auf das kommt es ganz besonders an. Einfach nur Weihrauch reicht nicht - hierzulande räuchert man traditionell mit Mischungen, besonders solchen mit sieben oder neun Bestandteilen: ein oder zwei Harze, ein oder zwei Gehölze oder Wurzeln und ansonsten Kräuterblätter oder -blüten. Je nachdem, welche Pflanzen man verwendet, ändert sich auch die Wirkung der Räucherung.

Die Sieben und die Neun hatten zu der Zeit, in der das Räuchern weit verbreitet war, eine besondere Bedeutung: Die Sieben stand für die damals bekannten sieben Planeten. Die Neun enthält dreimal die in vielen Kulturen als göttlich angesehene Drei und steht somit vielerorts für Vollkommenheit.

Kräuter zum Räuchern:

  • Weißer Salbei: Reinigung, Segnung, Schutz
  • Fichtenharz: Reinigung, Stärkung der Konzentration
  • Wacholder: keimtötend, antiseptisch
  • Thymian: keimtötend, antiseptisch
  • Engelwurz: Schutz, Reinigung, Transformation
  • Holunder: Schutz, Segnung
  • Weihrauch/Myrrhe: Segnung, Reinigung
  • Copal: Inspiration, Energie

Räuchern an ganz besonderen Tagen

Geräuchert wurde früher nicht nur in den Raunächten, sondern auch zu anderen Anlässen wie Erntedank oder den Sonnwend-Tagen. An Allerseelen gedachte man zum Beispiel mit Rauchopfern seiner Ahnen. Zu Lichtmess oder am Karfreitag reinigte man Haus und Hof. Räuchern kann man aber auch an anderen Tagen, zum Beispiel um neue Kraft und Energie zu sammeln oder wenn man sich besonders auf seine Arbeit konzentrieren möchte.

Nicht für alle:

Wenn Asthmatiker, Kleinkinder oder Schwangere anwesend sind, sollte man mit dem Räuchern vorsichtig sein!


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