Bayern 2 - Notizbuch


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20 Jahre T-Aktie Die gescheiterte "Volksaktie"

Heute vor 20 Jahren ging die Deutsche Telekom an die Börse. Auf dem Parkett der Frankfurter Börse herrschte großes Gedränge. Zwei Stunden dauerte es bis der erste Kurs berechnet war. Am Ende des Tages hatte die T-Aktie mit einem Gewinn von fast 20 Prozent ein fulminantes Börsendebüt gefeiert.

Von: Rigobert Kaiser

Stand: 18.11.2016

Zum ersten Mal erscheint am 18.11.1996 der Name Telekom auf der Tafel im großen Saal der Frankfurter Börse | Bild: picture-alliance/dpa

Im Herbst 1996 gab es kein anderes Thema als den Börsengang der Deutschen Telekom. Auf allen Kanälen in Funk und Fernsehen warb der beliebte Tatort-Kommissar Manfred Krug für die T-Aktie. Die Privatanleger hatten sich um die Aktie förmlich gerissen. Der Ausgabepreis lag bei 28,50 DM, umgerechnet rund 14,50 Euro. Die 1,9 Millionen Aktionäre, die meisten absolute Börsenneulinge, konnten sich über einen Tagesgewinn von fast 20 Prozent freuen. Bundesfinanzminister Theo Waigel geriet ins Schwärmen:

Der damalige Finanzminister Theo Waigel im Gespräch mit dem ehemaligen Telekom-Vorstandsvorsitzenden Ron Sommer

"Das war ein großartiger Tag für den Börsenplatz Deutschland, für die Aktienkultur in Deutschland und für den Standort Deutschland."

Theo Waigel, Bundesfinanzminister a.D.

Selbst Andre Kostolany, der längst verstorbene, aber noch immer legendäre Börsenguru, fand nur lobende Worte, verstieg sich aber zu einer Fehleinschätzung:

"Das ist keine Aktie für Zocker, um über Nacht reich zu werden. Es ist eine Aktie für den Ruhestand und für die Erben."

Andre Kostolany, Börsenguru

Die Volksaktie?

Ähnlich wie Volkswagen in den sechziger Jahren sollte die T-Aktie eine Volksaktie werden. Eine gute Kapitalanlage für Otto Normalverbraucher und seine Gattin Gerda Mustermann. Viele Börsenprofis und Vermögensverwalter wie Karlheinz Kron von Partners Vermögensmanagement, der damals noch Berater bei einer Münchner Großbank war, misstrauten dieser Euphorie:

"Ne Volksaktie in dem Sinne bestimmt nicht. Was sie aber geschafft hat durch die ganzen Werbemaßnahmen, dass sich das Volk um die Aktie gekümmert hat, plötzlich Interesse an der Aktie hatte."

Karlheinz Kron, Partners Vermögensmanagement

Die ersten Jahre waren fulminant. Bis zum Frühjahr 2000 verteuerte sich die Aktie auf über 100 Euro. Ihr Kurs hatte sich  versiebenfacht.  Die Deutschen wurden über Nacht von langweiligen Sparern zu Spekulanten, die plötzlich auch den hochspekulativen Neuen Markt entdeckten. Im Frühjahr 2000 wurden die Träume vieler Anleger zu Albträumen,  weil in den USA die berühmte „DotCom-Blase“ platzte.

Zerplatzte Träume

Viele Aktionäre haben sich noch an zwei weiteren Börsengängen der Telekom beteiligt, als die neuen Aktien für fast 40 bzw. 66 Euro ausgegeben wurden. Sie dürften bis heute auf Verlusten sitzen, schätzt Vermögensverwalter Karlheinz Kron. Die Hoffnung auf eine Rückkehr auf alte Höchststände ist utopisch. Wer von Anfang an dabei war und sich nicht von der Euphorie anstecken ließ, hat mit der Volksaktie in den 20 Jahren durchaus gutes Geld verdient:

"Wer die Aktie damals zum Emissionspreis von umgerechnet 14, 57 Euro gekauft hat, hat in der Zwischenzeit noch 11 Euro Dividende vereinnahmt. Das sind rund 3,5 Prozent pro Jahr."

Karlheinz Kron, Partners Vermögensmanagement

Rechnet man den Wert der Gratisaktien dazu, die die Telekom mal ausgegeben hat, kommt man auf eine Gesamtverzinsung von rund 150 Prozent. Einen Kursgewinn hat man nicht: Die Aktie kostet heute so viel wie vor 20 Jahren: Nämlich rund 14,50 Euro.


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