Zeit leben, Zeit managen Wie wir das Jetzt besser erleben
Chronischen Zeitmangel und ständig im Wettlauf mit den Zeigern der Uhr zu sein- das kennen viele. Restlos vermeiden lässt sich das nicht, aber mehr im Hier und Jetzt leben schon. Zeitforscher Jonas Geißler verät, wie wir besser mit unserer Zeit umgehen können.
Was ist denn das Hauptproblem mit der Zeit?
Der Wahrnehumgsfokus vieler Menschen liegt auf dem Mangelhaften. Die Zeit ist nie genug, wir haben das Gefühl, ihr hinterher zu rennen. Dabei übersehen die Menschen die schönen Zeiten; die, in denen alles gut läuft, wo es uns gut geht und wir zufrieden sind. Ein anderes Problem ist, dass wir meist in der Zukunft gedanklich leben. Dadurch verpassen wir das Jetzt. Aber das Leben findet nunmal im Jetzt statt und zu keinem anderen Zeitpunkt. Man verpasst dann immer ein Stück vom Leben.
Wie gehe ich mit der Zeit besser um?
Das ist eine Frage der Perspektive: Blicke ich auf das, was ich geschafft habe, oder auf den Berg der noch zu erledigenden Dinge? Man kann mehr weglassen, als man denkt. Es muss nicht immer alles bis auf das letzte Pünktchen perfekt sein. Manches vielleicht schon, aber das gilt es zu unterscheiden.
Wie bleibt der Rhythmus von Ruhe und Betriebsamkeit im Takt?
Zeit-Coach Jonas Geißler
Wir brauchen diesen Rhythmus von Aktivität und Regeneration, denn die Natur ist rhythmisch und wir sind Teil der Natur. Ein Rhythmus ist dabei nicht immer gleich. Er ist die Wiederholung von Gewohntem mit Abweichung. Sinnvoll kann sein, sich eine Situation der Ruhe in einem Erinnerungsgegenstand zu ankern. Über unsere Vorstellungskraft können wir uns die Situation herbeiholen, wir hören und riechen dann zum Beispiel wieder die Dinge von damals und versetzen uns in diese Ruhe. Wenn mich das entspannt, ist das eine gute Idee.
Wann helfen keine Strategien mehr?
Wenn wir zu viel gleichzeitig gefordert sind, ist es schwierig. Die Multi-Options-Gesellschaft verlangt das, wir müssen uns dabei auf die Auswahl von Optionen fokussieren. Wir sollten aber lieber lernen, gut darin zu sein, etwas zu verpassen und das dann als Resource und nicht als Mangel anzusehen.
Wie können wir die gewonnene Stunde durch die Zeitumstellung nutzen?
Die gewonne Stunde verschlafen wir ja meist, weil sie in der Nacht liegt. Aber sich Gedanken zu machen, was wir mit ihr anstellen können, ist schon mal ein guter Anfang. Zum Beispiel, mal etwas anderes zu machen, mal etwas auszuprobieren, Dinge wegzulassen und der Stunde beim Verstreichen einfach zuzusehen. Also das Gegenmodell dazu, was wir sonst so machen.