Bayern 2 - radioFeature


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das ARD radiofeature Nazi-Netzwerk NSU

"Der NSU war nach dem Ergebnis der Ermittlungen stets eine singuläre Vereinigung aus drei Personen", sagt der Generalbundesanwalt. Doch Strategie und Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds waren alles andere als isoliert und einzigartig.

Von: Ralf Homann und Thies Marsen

Stand: 15.10.2014 | Archiv

Nazi-Netzwerk NSU | Bild: ARD

Die Terrortruppe NSU war möglicherweise viel stärker in internationale Neonazi-Netzwerke eingebunden als bisher bekannt. Die Indizien auf nationale und internationale Kontakte und konkrete Hilfestellungen für den NSU mehren sich. Auch zahlreiche Ermittlungen und Zeugen-Befragungen im Rahmen des NSU-Prozesses verweisen mittlerweile auf Vernetzungen des Terror-Trios, beispielsweise zu der in Deutschland verbotenen Neonazi-Organisation "Blood and Honour".

So wurde beispielsweise vor dem Münchner Oberlandesgericht offenbar, dass Rechtsterrorist Uwe Böhnhardt schon Mitte der 1990er Jahre Neonazi-CDs eines einschlägigen dänischen Musik-Labels besaß, das zum internationalen Netzwerk "Blood and Honour" gehörte. Eine BKA-Beamtin sagte außerdem aus, dass die im NSU-Prozess Angeklagten, André E. und Ralph Wohlleben, die "Turner Tagebücher" auf ihren Festplatten hatten. Die "Turner Tagebücher", eine Terroranleitung gegen Migranten und politisch Andersdenkende, haben Rechtsterroristen in aller Welt inspiriert - in den USA, in Großbritannien oder Skandinavien und offenbar auch in Deutschland.

Zeugen aus der Neonaziszene, die Auskunft über diese Verbindungen geben könnten, zeigen sich  im NSU-Prozess wortkarg oder verweigern ganz die Aussage wie etwa der Zeuge Thomas G. über das internationale Neonazi-Netzwerk Hammerskins oder der Zeuge Jan W. aus Chemnitz. Er war Ende der 1990er Jahre sächsischer Sektionschef der Organisation "Blood and Honour", in der Waffen, Sprengstoff und Terroranleitungen kursierten. Laut brandenburgischem Verfassungsschutz hatte Jan W. den Auftrag, Waffen für Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe zu besorgen.

War der "Nationalsozialistische Untergrund" mehr als ein Trio?

Die BR-Autoren Ralf Homann und Thies Marsen gehen in ihrem ARD radiofeature diesen Spuren nach und fragen: War der "Nationalsozialistische Untergrund" tatsächlich nur ein Trio, wie in der Anklage behauptet? Oder gehörten mehr Neonazis zur Terrorgruppe? War der NSU gar Teil eines internationalen Netzwerks, in dem seit Jahrzehnten Nazi-Ideologie, Waffen, Sprengstoff und Anleitungen zum Terror kursieren? Sie zeigen Verbindungen auf zwischen dem NSU und seinen Gesinnungsgenossen in England, Südtirol, Ungarn, Österreich und anderen europäischen Staaten.

Nationalisten arbeiten längst international zusammen

Das Ergebnis ihrer Recherchen: Neonazi-Gruppierungen in Deutschland und Europa bereiten sich weiter auf den bewaffneten Kampf vor und finanzieren sich dabei durch Raubzüge und Rechtsrock-Geschäfte. Während die Internationale der Nationalisten längst selbstverständlich über Ländergrenzen hinweg operiert, tun sich die Sicherheitsbehörden weiterhin schwer, der Bedrohung von Rechtsaußen adäquat entgegenzutreten, ja überhaupt die internationale Dimension der braunen Netzwerke zur Kenntnis zu nehmen.

Produktion: BR 2014
Redaktion: Ulrike Ebenbeck

"Hören, was dahinter steckt!" - das ARD radiofeature

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"das ARD radiofeature" ist eine Reihe der ARD mit aufwändigen, investigativ-journalistischen Dokumentationen aus den ARD-Sendeanstalten BR, HR, NDR, Radio Bremen, SR, SWR und dem WDR. Aus der täglichen Informationsfülle haben sich renommierte Hörfunk-Autoren Themen herausgegriffen, die einen kritischen Blick auf das Zeitgeschehen eröffnen. "Hören, was dahinter steckt", lautet das Motto dieser neuen Reihe. Abseits der Nachrichtenflut ist hier Raum, um Hintergründe und Zusammenhänge zu beleuchten – vom Internetbetrug bis zum Bankenskandal und vom Doping im Fußball bis zum internationalen Waffenhandel.

Weitere Informationen zur Sendereihe, den einzelnen Sendungen und ihren Autoren sowie die Features zum Download gibt es auf der Internetseite des ARD radiofeatures.


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