Hans Korte liest Heinrich Mann: Der Untertan
Nach oben buckeln, nach unten treten - Diederich Heßling ist fies, feige und rücksichtslos. "Der Untertan" ist Heinrich Manns scharfsinniger Blick auf das, was jeden autoritären Laden zusammenhält. Zum 150. Geburtstag: 19 Stunden Lesung.
Nach oben buckeln, nach unten treten - Heinrich Manns Roman ist eine großartige Reise in die Gesellschaft des Kaiserreichs, aber der Typus "Diederich Heßling" war leider nicht nur unter Wilhelm I und II vertreten. Genial Manns Beschreibung der Persönlichkeit, die autoritäre Systeme am Laufen hält - und schmerzlich wahr seine psychologische Hellsichtigkeit. Wer heute von Diederich lese, denke an Donald Trump, nämlich den Untertan an der Macht, schrieb die Wochenzeitung "Die Zeit". Und so war "Der Untertan" seit Entstehen (ab 1906) und Erscheinen (als zusammenhängender Roman 1918, der Vorabdruck wurde nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs unterbrochen) immer schon "aktuell wie nie".
19 Stunden Lesung
"Ein weiches Kind", mit Schlägen zugerichtet, lernt Diederich schnell, wie ein erfolgreicher deutscher Mann sein muss: schneidig, rücksichtslos und von "namenloser Zivilfeigheit" (Kurt Tucholsky). Befehlen und gehorchen lernt er in Schule, Studentenverbindung und in Liebessachen, dem Militär und dem Kaiser gilt seine Bewunderung, Dienst leisten will er aber lieber nicht. Als Fabrikchef macht er liberalen Gedanken und nicht blonden Elementen den Garaus, wo's nur geht. Ein Jahrhundertroman, unterhaltsam, erschütternd und klug, im Jahr des 150. Geburtstags Heinrich Manns fast ungekürzt zu hören.
Moderation und Redaktion: Judith Heitkamp
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