Jens Wawrczeck liest Théophile Gautier: Avatar
Neuer Schwung mit Seelentausch - Gautiers phantastischer Roman von 1857 erzählt die Geschichte einer sehr speziellen Therapie. Drei Teile, gelesen von Jens Wawrczeck. Redaktion und Moderation: Judith Heitkamp
Nein, Avatare sind keine Erfindung des Computerzeitalters. Das Wort kommt aus dem Sanskrit. Und in Europa gab es bereits 1857 einen Roman mit dem Titel „Avatar“, verfasst von dem Franzosen Théophile Gautier. Eine phantastische Erzählung um einen Seelentausch zwischen zwei Männern. Der eine von den beiden, Octave, leidet an einer unbekannten, schleichenden Krankheit …
Ein Seelentausch zwischen zwei Männern
„‘Ihre Lage ist noch ernster, als Sie vielleicht annehmen, und die Wissenschaft - zumindest die herkömmliche europäische - ist in diesem Fall völlig hilflos: es war allerhöchste Zeit, dass Sie sich an mich gewandt haben, denn Ihre Seele hängt nur noch mit einem Seidenfaden an Ihrem Leib. Wir aber werden daraus einen festen Knoten binden‘, sagte der Arzt.“
Wer bin ich? Was will ich? Wer ist wessen Avatar?
So die Diagnose und vage Ankündigung der Therapie. Im fremden Körper kann Octaves Seele dann ungehindert ihre Leidenschaften ausleben - um die geht es nämlich. Das ist einerseits schön, andererseits stellen sich schon hier die dann aus dem 21. Jahrhundert bekannten Identitätsfragen: Wer bin ich? Was will ich? Wer ist wessen Avatar?
Vergnüglich, nachdenklich, romantisch und modern: drei Auszüge aus Théophile Gautiers Roman in der Übersetzung von Jörg Alisch (Mattes & Seitz Berlin).
Es liest Jens Wawrczeck.
Regie: Irene Schuck.
Redaktion und Moderation Judith Heitkamp.
Unsere Lesungen können Sie nachhören: auf dieser Seite im Stream und als Download im Podcast-Center des Bayerischen Rundfunks.