Katja Bürkle liest Helgard Haug: All right. Good night.
Ein Flugzeug verschwindet vom Radar. Ein Vater verschwindet in der Demenz. Gespräch mit Rimini-Protokoll-Künstlerin Helgard Haug und Lesung aus ihrem Roman mit Katja Bürkle.
"Der Vater aber ist am Boden geblieben. Er sitzt nicht in diesem Flugzeug. Und doch lässt sich der Flug der MH370 erzählen, als wäre es seine Reise. Von nun an und über die Dauer von acht Jahren versuche ich, den Prozess einer zunehmenden Ungewissheit festzuhalten. Seines Verschwindens."
Helgard Haug
Auf den ersten Blick haben diese beiden Verschwundenen nichts miteinander zu tun: das Flugzeug, das 2014 von Kuala Lumpur nach Peking aufbricht und verschwindet, und der Vater der Autorin Helgard Haug, der zeitgleich an Demenz erkrankt und so, Stück für Stück, sein altes Wesen verliert.
Auf den zweiten Blick aber - und der interessiert die Autorin dieses Romans - verbindet diese Verschwundenen einiges. Zum Beispiel die beklemmemde Ungewissheit, die der Verlust für die Hinterbliebenen bedeutet. Was, wenn die Vermissten doch wieder auftauchen? Die Passagiere oder der Vater? Wann kann man sie wirklich verloren geben? Und jetzt - weitermachen, neu anfangen?
Im Gespräch mit Marie Schoess ist die Autorin Helgard Haug, die in ihrem Roman „All right. Good night“ von Dingen und Menschen erzählt, die verschwinden, aber unheimlich präsent bleiben. Sie spürt dem Alltäglichen und dem Unbegreiflichen des Verschwindens nach und zeigt eindrücklich, was scheinbar verschiedene Verlust-Erfahrungen miteinander verbindet. Haug ist Autorin, Regisseurin und Mitbegründerin der Kunst-Gruppe "Rimini-Protokoll" und wurde vielfach ausgezeichnet. Das Material von "All right. Good night" verwendet sie auch für ein Theaterstück und ein Hörspiel.
Aus dem Roman liest Sprecherin und Schauspielerin Katja Bürkle. Die Regie führte Irene Schuck. Redaktion: Marie Schoeß. Mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlags auch im Bayern 2 Podcast "Lesungen" zu finden.