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Birte Schnöink liest Paula Irmschler: Immer alles wegen damals

Auf nach Hamburg – aber mit sehr gemischten Gefühlen Was tun, wenn man die Mutter nicht wiedersehen will und dennoch von den Geschwistern auf eine gemeinsame Reise geschickt wird? Paula Irmschler erzählt in „Alles immer wegen damals“ von Familienbanden. Lesung mit Birte Schnöink.

Stand: 02.10.2024

Birte Schnöink liest: Paula Irmschler: Alles immer wegen damals

"Der Abend wirkt tatsächlich etwas datemäßig, zumindest was die Aufregung und das Setting angeht. Gerda lädt nämlich in eine Kneipe ein. Das hat sie sich so überlegt, das ist cool, entspannt, locker, auf Augenhöhe, man könnte was trinken, ein bisschen im Geplänkel und Qualm verschwinden. Blöderweise hat Gerda keine konkrete Kneipe rausgesucht, sondern gedacht, man könnte ja einfach ein bisschen auf die Schanze, auf die Piste, so redet sie an diesem Abend und fühlt sich selbst blöd dabei."

(aus: Paula Irmschler, Immer alles wegen damals)

Eine Fahrt nach Hamburg gleicht vermutlich in den seltensten Fällen einer Strafexpedition. Im Fall von Karla Sonntag schon. Nun ist sie „fucking 30“ und hat aus Anlass des runden Geburtstages von ihren Geschwistern eine Reise in die Hafenmetropole geschenkt bekommen. Allerdings – und das ist das Problem – zusammen mit ihrer Mutter Gerda, zu der Karla seit einiger Zeit keinen Kontakt hat. Kann das gut gehen? Paula Irmschler erzählt in ihrem Roman „Alles immer wegen damals“ Versuch einer Wiederannäherung.

Mit den Lebensgeschichten von Karla und ihrer Mutter Gerda erzählt Paula Irmschler zugleich von Frauen aus dem Osten Deutschlands. Die Familie lebt in Leipzig, nur Karla – im historischen November 1989 zur Welt gekommen – ist nach Köln ausgebüxt. Sie lebt dort als heimliche Untermieterin in der winzigen Wohnung eines Freundes, ist noch immer mit Studium und Ausbildung beschäftigt, das Geld, das ihr zum Leben bleibt, ist alles andere als üppig. Gerda wiederum genießt, nach dem Auszug von Karla und ihren Geschwistern, längst das selbstbestimmte Leben. Nur die fiese Gentrifizierung in ihrer Heimatstadt Leipzig macht ihr zu schaffen.

Paula Irmschler stammt aus Dresden. Sie studierte in Chemnitz und lebt heute – wie ihre Romanfigur Karla – in Köln. Dort schreibt sie für verschiedene Magazine und arbeitet als Autorin für Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“. Mit „Superbusen“ veröffentlichte Paula Irmschler ein vielbeachtetes literarisches Debüt. Sie erzählt darin von jungen Menschen in Chemnitz und einer Band. „Alles immer wegen damals“ ist ihr zweiter Roman. Auch er übrigens musikalisch, unter anderem mit einer Hommage an die Beatles.

Der Roman „Alles immer wegen damals“ ist bei dtv erschienen. Die Schauspielerin Birte Schnöink hat ihn als Hörbuch gelesen, in einer Produktion von MDR und HR und in der Regie von Judith Ruyters, zu finden in der ARD Audiothek. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages dtv sind Lesung und Gespräch zu finden im Bayern 2-Podcast „Buchgefühl – reden und lesen“. Redaktion und Moderation: Niels Beintker


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