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Hans Kremer liest Primo Levi: Ist das ein Mensch?

„Dies ist der letzte Akt: Der Winter hat begonnen und mit ihm unser letzter Kampf“ – eines der bedeutendsten Zeugnisse über das Vernichtungslager Auschwitz. Lesung mit Hans Kremer.

Stand: 24.01.2024 | Archiv

Primo Levi: Ist das ein Mensch? | Bild: picture alliance

"Täglich heulen die Sirenen Fliegeralarm; die Russen stehen 80 Kilometer entfernt. Die Elektrozentrale steht still, die Methanol-Destilliersäulen existieren nicht mehr, drei der vier Gasometer des Acetylens sind in die Luft geflogen. In unser Lager strömen Tag für Tag die aus sämtlichen Lagern Ostpolens „evakuierten“ Arbeiter; die wenigsten kommen zur Arbeit, die meisten wandern nach Birkenau und durch den Kamin."

(Primo Levi: Ist das ein Mensch?)

Er hat diese von Menschen aus Deutschland geschaffene Hölle überlebt. Und er hat sein weiteres Leben der Zeugenschaft gewidmet: Primo Levis Bericht „Ist das ein Mensch?“ – im Original „Se questo è un uomo“, zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschienen – gehört zu den bedeutendsten Erinnerungsbüchern des 20. Jahrhunderts. In einer ruhigen, immer wieder nüchtern wirkenden Sprache lässt uns Levi teilhaben an einem beispiellosen Verbrechen und der mit ihm verbundenen Entmenschlichung.

Geboren 1919 in Turin studierte Primo Levi Chemie und schloss sich 1943, nach der Errichtung des faschistischen Reststaates im Norden Italiens, der Resistenza an. Ende des Jahres wurde er gefangengenommen, in ein Konzentrationslager bei Modena und im Februar 1944 schließlich nach Auschwitz deportiert. Er leistete Zwangsarbeit in einer chemischen Fabrik der IG Farben in Auschwitz-Monowitz. Wenige Tage vor der Befreiung des Lager-Komplexes durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 erkrankte Primo Levi an Scharlach. Aufgrund verschiedener glücklicher Umstände konnte er den Todesmärchen der Deutschen entkommen und wurde befreit. Er wurde Schriftsteller und arbeitete zugleich als Chemiker. 1987 starb Primo Levi in seiner Heimatstadt.

Unmittelbar nach der Rückkehr nach Turin im Herbst 1945 begann Primo Levi mit der Arbeit an seinem Bericht über das Erlebte und Erlittene. Er wollte erzählen, wie Menschen das Menschsein systematisch genommen worden ist. Und er wählte, wie er später bemerkte, absichtlich die „gelassene und nüchterne Sprache des Augenzeugen, nicht die klagende des Opfers, nicht die zornbebende des Rächers“. Auch aufgrund dieser Entscheidung verursacht sein Buch „Ist das ein Mensch?“ eine so große Erschütterung.

Primo Levis Buch mit den Texten „Ist das ein Mensch?“ und „Die Atempause“ ist – in der Übersetzung von Barbara Picht, Robert Picht und Heinz Riedt – im Carl Hanser Verlag erschienen. Ebenso gibt es, bei Der Audio Verlag, eine ungekürzte Lesung von „Ist das ein Mensch?“, mit Alexander Fehling.

Mit freundlicher Genehmigung der beiden Verlage können wir – anlässlich des Holocaust-Gedenktages – eine Aufnahme des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 2012 wiederholen: Hans Kremer hat aus dem Bericht von Primo Levi gelesen. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der beiden Verlage dürfen wir diese Aufnahme einen Monat lang in unserem Podcast „Lesungen“ in der ARD Audiothek anbieten.

Redaktion: Niels Beintker


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