Jenny König liest Rabea Edel: „Portrait meiner Mutter mit Geistern“
Die Mutter erzählt nichts, die Tochter bohrt weiter: Von einer Familie, in der das Schweigen dominiert, erzählt Rabea Edel in ihrem Roman. Gespräch mit der Autorin, Lesung mit der Schauspielerin Jenny König.
"Die Jahre des Schweigens begannen lange vor meiner Geburt. Sie verwebten sich zu einem Netz, das sich überallhin ausbreitete und in dem sich einzelne Sätze und Namen verfingen."
(Rabea Edel: Portrait meiner Mutter mit Geistern)
Es ist eine besondere Familiengeschichte, die Rabea Edel in ihrem neuen Roman erzählt – und doch ist sie nicht untypisch, wie sich herausstellen wird. In den 1980er Jahren beginnt Raisa, ihre Mutter mit Fragen zu löchern: Warum darf sie nicht wissen, wer ihr Vater ist? Warum ist überhaupt niemand mehr übrig aus ihrer Familie – nur sie selbst und die Mutter? Sind die anderen wirklich alle tot? Und warum steckt die Mutter so oft das Telefon aus?
Die Mutter gibt lange keine Antwort – zu tief sitzt das Gebot ihrer Familie, dass manche Themen nicht angefasst werden können: „Das ist in dem Moment auch Selbstschutz“, sagt Rabea Edel im Gespräch mit Bayern 2, „ein Schutz vor den Geistern der Vergangenheit, dem eigenen Schmerz und dem, was sehr sorgsam verpackt im hintersten Winkel lauert.“ Als Raisas Mutter sich schließlich doch öffnet, löst das Sprechen nicht nur Schmerz, sondern auch einen Heilungsprozess aus.
Die Schauspielerin Jenny König liest in der Regie von Irene Schuck aus „Portrait meiner Mutter mit Geistern“. Das Buch erscheint am 29. Januar im C.H. Beck Verlag. Und dank der freundlichen Genehmigung des Verlags sind Lesung und Gespräch zu finden im „Bayern 2 Podcast Buchgefühl – reden und lesen“. Moderation: Marie Schoeß.