Bayern 2 - radioTexte


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Edith Clever liest Arthur Schnitzler: Fräulein Else

Arthur Schnitzlers Novelle „Fräulein Else“ könnte gegenwärtiger nicht sein. Erschienen 1924. Verfasst von einem der großen Erzähler des 20. Jahrhunderts, könnte man sie als eine Me-Too-Geschichte avant la lettre interpretieren.

Stand: 18.07.2023 | Archiv

Arthur Schnitzler: Fräulein Else | Bild: S. Fischer Verlag

"Also, ich soll Herrn Dorsday anpumpen …  Dabei leben wir doch eigentlich ganz gut."

Fräulein Else

Und doch brauchen sie Geld, viel Geld – ein Darlehen von 30.000 Gulden. Arthur Schnitzlers Novelle „Fräulein Else“ erzählt von einer Wiener Familie, die – wie man so schön sagt – über ihre Verhältnisse lebt. Gleichzeitig begegnen wir einer der berühmten Frauenfiguren der literarischen Moderne.

Die Szenerie: Ein Kurhotel in den Bergen, in San Martino di Castrozza, im italienischen Trentino. Else, 19 Jahre alt, eine selbstbewusste junge Frau aus Wien, Tochter eines Rechtsanwalts, macht mit Tante und Cousin ein paar Tage Urlaub. Sie kommt gerade vom Tennisplatz, als ihr der Portier einen Eilbrief – ein Telegramm – übergibt. Elses Mutter hat ihn verfasst, und sie verlangt von der Tochter das Unmögliche. Soll sich Else selbst verraten, mehr noch: verkaufen, um ihre Familie vor dem Ruin zu retten?

Sie soll Geld für die Eltern borgen – und muss selbst einen sehr hohen Preis dafür bezahlen. Eine Geschichte über männliche Macht und sexuelle Gewalt.

Arthur Schnitzler, „Fräulein Else“, gelesen von Edith Clever. Eine Produktion des Rundfunks Berlin Brandenburg – eine Aufnahme aus dem Jahr 1982. Alle Folgen der Lesungen des ARD-Radiofestivals finden Sie als Download unter ardradiofestival.de und in der ARD Audiothek. Eine Ausgabe mit Erzählungen Arthur Schnitzlers – darunter „Fräulein Else“ – gibt es im S. Fischer-Verlag.


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