Shakespeare-Hörbuch Neil MacGregor über die Ära Shakespeares
Nach dem Erfolg der Reihe "Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten" produzierte die radioTexte-Redaktion von Bayern2 einen weiteren Genie-Streich von Museumsdirektor Neil MacGregor:"Shakespeares ruhelose Welt", eine inszenierte Lesung mit acht Schauspielern und viel Musik.
"Es liegt eine merkwürdige Kraft in Dingen: Sie können, einmal von uns hergestellt, unser Leben verändern. Heilige Reliquien und geweihte Orte haben diese Kraft. Wir glauben dann neben dem Propheten und dem Heiligen zu stehen, ihr Menschsein zu teilen, für einen kurzen Augenblick auch ihre Welt zu bewohnen", so Neil MacGregor bei der Vorstellung seines neuen Werks "Shakespeares ruhelose Welt".
Der ehemalige Direktor des British Museum und Autor des Bestsellers "Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten" nahm den 450. Geburtstag von William Shakespeare (getauft am 16. April 1564 in Stratford-upon-Avon) zum Anlass, die Umstände zu erläutern, die Shakespeares Zeitalter prägten: Glaubenskriege, Globalisierung, Pest, Islam und Magie.
Mit Shakespeares Dramen einmal um den Globus
"Vom Charisma der Dinge bewegt", so MacGregor, unternimmt er zwanzig Reisen in eine vergangene Welt, um anhand der zwanzig musealen Objekte, die Erfahrungen von Shakespeares Zeitgenossen zu schildern, die zu den Uraufführungen seiner Stücke im elisabethanischen und jakobinischen London scharenweise strömten.
Was aber war ihre Welt? Was verraten das Schwert eines Edelmannes, die Wollmütze eines Handwerksburschen oder die teure Gabel, die im Rose Theatre verloren ging und die 300 Jahre später unter einem Schutthaufen gefunden wurde? Diese Accessoires geben uns Auskunft über Stil und Status ihrer Besitzer, die schon für einen Penny "Viel Lärm um nichts" sehen konnten, um sich so kurzerhand nach Messina versetzen zu lassen, in die Gesellschaft junger Adliger aus Florenz und Padua. "Ein Gang ins Theater war ein Ausflug ins Traumland", betont Neil MacGregor.
Shakespeare - ein zeitloses Paradoxon
Einer der Auslöser für dieses Buch sei Marcel Reich-Ranickis Rede vor dem Bundestag im Januar 2012 gewesen. Damals war der heute als Intendant des Berliner Humboldtforums tätige Brite gerade in Deutschland unterwegs.
"Ich war völlig platt, als Reich-Ranicki von seiner Hochzeit im Ghetto erzählte. Er hatte Tosia geheiratet, um sie vor dem Vernichtungslager zu retten. In dieser Situation höchster Gefahr geht ihm ausgerechnet ein Shakespeare-Zitat durch den Kopf: 'Ward je in dieser Laun' ein Weib gefreit?'"
(Neil MacGregor)
Auch in "Richard III" geht es um eine Gesellschaft, die völlig entmenschlicht wird. Jede Generation, jede Nation finde ihre Fragen in den politischen Dramen Shakespeares wieder: "Das Paradoxon besteht darin, dass Shakespeare, nicht seinem Zeitalter, sondern allen Zeitaltern angehört; aber er ist gerade deshalb so zeitlos, weil er so sehr ein Kind seiner Zeit war“, schwärmt MacGregor über den aufregendsten britischen Dichter der Weltliteratur.
Nach dem Erfolg der Serie "Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten" bringen der Bayerische Rundfunk/Redaktion radioTexte am Dienstag in Zusammenarbeit mit dem Hörverlag und dem C.H. Beck Verlag die zwanzig Objekte aus der Shakespeare-Ära als Hörbuch heraus.
"Shakespeares ruhelose Welt" von Neil MacGregor
Eine inszenierte Lesung mit den Schauspielern Thomas Loibl, Eva Gosciejewicz, Helmut Stange, Laura Maire, Christian Baumann, Heiko Ruprecht, Friedrich Schloffer und Stefan Wilkening
Komposition: Winfried Meßmer
Regie-Assistenz: Kirsten Böttcher
Regie und Redaktion: Antonio Pellegrino
Produktion: Bayerischer Rundfunk/Der Hörverlag 2013
Das gleichnamige Buch ist im C.H.Beck Verlag erschienen, die Hörbuchausgabe (6 CDs) beim Hörverlag.