Bankenexperte Hans-Peter Burghof Besorgniserregende Bankenkrise in Italien
"Unser Bankensystem insgesamt bewegt sich in eine Richtung, die falsch ist, die eigentlich dazu führt, dass das System noch riskanter ist", sagt Prof. Hans-Peter Burghof in der radioWelt auf Bayern 2. Mit Sorge schaut er auf die Banken in Italien.
Prof. Hans-Peter Burghof, Lehrstuhlinhaber für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim, hält die Bankenkrise in Italien für besorgniserregend. Das hat er im Interview mit der radioWelt auf Bayern 2 betont. Krisen wiederholen sich, befürchtet er.
Burghof hält das Regelwerk, das sich die EU nach der letzten Finanzkrise gegeben hat, für wenig effektiv.
"Wir haben zwar sehr viel reguliert, aber wir haben keine bessere Regulierung bekommen. […] Wenn Sie sehr viel Regulierung machen, schlagen Sie vor allem die kleinen Banken tot. Genau das ist unser Problem: Wir haben zu viele große [Banken] und sollten nicht die kleinen Banken totschlagen."
Prof. Hans-Peter Burghof in der radioWelt
Nie wieder eine Bankenkrise? Das ist unwahrscheinlich
Die Lösungskonzepte hätten zwar kurzfristig geholfen, würden aber grundsätzlich nicht besser vor Krisen schützen. In diesem Sinne stellte Burghof fest: "Wir haben auf das falsche Pferd gesetzt."
Burghof betonte, es brauche eine starke Bankenaufsicht, die das Risiko begrenzt, aber die EU dürfe nicht suggerieren, dass es mit neuen Regelungen nie wieder eine Bankenkrise gebe. "Das funktioniert nicht."
"Wir haben unsere Kompetenz und Aufsicht an die Europäische Union, an die EZB abgegeben, wir haben gewaltige Zugeständnisse machen müssen, was die Autonomie Deutschlands angeht und die Möglichkeit, unsere Probleme vernünftig auf eigener Basis zu lösen - und jetzt ist diese Grundlage, dass Großbanken abgewickelt werden können, einfach nicht da."
Burghof mit Blick auf die europäische Bankenunion