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Günter Verheugen zum Brexit-Referendum "Wir schauen in einen Abgrund"

Nun entscheidet sich, ob Großbritannien in der EU bleibt. Egal, wie die Abstimmung ausgeht - in der EU könne nichts einfach so bleiben, wie es ist, sagt Günter Verheugen, einst Vize-Präsident der EU-Kommission, in der radioWelt auf Bayern 2.

Stand: 22.06.2016

Günter Verheugen | Bild: picture-alliance/dpa

Die Europäische Union müsse reformiert werden, unabhängig davon, wie das Referendum im Vereinigten Königreich ausgeht - das hat Günter Verheugen am Donnerstag im Interview mit der radioWelt auf Bayern 2 betont. Die Zustimmung der Bevölkerung zur EU sinke bedenklich, sagte der ehemalige Vizepräsident der EU-Kommission.

"Es ist die Zeit, die Erwartungen und Versprechen zu erfüllen, die mit der europäischen Integration verbunden sind: Frieden, Wohlstand und Sicherheit."

Günter Verheugen in der radioWelt auf Bayern 2

Vor allem die verstärkte Zuwanderung von Flüchtlingen in die EU-Länder habe dazu beigetragen, dass viele Menschen in Europa an dem politischen Konstrukt Europäische Union zweifeln, sagte Verheugen.

Das zeige sich gerade am EU-Referendum in Großbritannien: "Es geht schlicht und einfach um diese Frage: Wie können wir Herr im eigenen Land bleiben? Wie können wir verhindern, dass wir überrollt werden von immer mehr Zuwanderern?", so Verheugen in der radioWelt wörtlich.

Unabhängig von der Entscheidung über Brexit oder Bremain in Großbritannien, könne es in der Europäischen Union nicht so weitergehen wie bisher, so Verheugen.

"Ich habe das Gefühl, wir schauen in einen Abgrund. Wir können ja nochmal Glück haben, aber dann darf die Reaktion nicht sein: Jetzt machen wir weiter wie bisher. Es muss grundsätzlich überlegt werden: Warum sinkt die Zustimmung zu diesem großartigen Projekt, das uns so viele Jahre innerhalb Europas Frieden beschert hat?"

Günter Verheugen in der radioWelt auf Bayern 2

Als Lösung für die Krise in der EU sieht Verheugen eine Reform in der Aufgabenverteilung zwischen der supranationalen Ebene und den Mitgliedstaaten.

"Die Identität der Menschen ist national. Die Herzen der Menschen schlagen in erster Linie nicht für Europa, sondern für die Nationen. Wir müssen dem Nationalstaat und den Regionen genug Luft zum Atmen lassen."

Günter Verheugen in der radioWelt auf Bayern 2


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