Bayern 2 - radioWelt


1

Aydan Özoguz, SPD "Ein Riss geht durch die deutsch-türkische Community"

"Wir können nicht alles verbieten, was uns nicht gefällt", sagt Aydan Özoguz, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. Die radioWelt auf Bayern 2 hat mit ihr über die gestrige Pro-Erdogan-Kundgebung in Köln gesprochen.

Stand: 01.08.2016

Aydan Özoguz (SPD) | Bild: picture-alliance/dpa

In Köln haben am Sonntag rund 30.000 Menschen für den türkischen Staatspräsidenten Erdogan demonstriert. Trotz aller Bedenken sei es richtig gewesen, die Kundgebung zu erlauben, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, im radioWelt-Interview auf Bayern 2.

"Es war ein ganz wichtiges Zeichen, dass wir nicht genauso agieren, wie wir es dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan vorwerfen, indem wir alles verbieten, was uns nicht gefällt."

Aydan Özoguz

Auch in Deutschland Konflikte zwischen Befürwortern und Gegnern

Die SPD-Politikerin Aydan Özoguz betonte, sie sehe durchaus die Gefahr, dass es auch in Deutschland verstärkt zu Konflikten zwischen Befürwortern und Gegnern von Erdogan kommen kann. Es gebe einen unheimlichen Riss in der deutsch-türkischen Gemeinschaft. "Selbst Ältere sagen, das haben sie so noch nicht erlebt. Ganze Familien gehen ja auseinander."

Kurz nach dem Putsch sei die Erleichterung noch groß gewesen, doch nach den Massenentlassungen ändere sich die Stimmung wieder, meint Özoguz. Für viele Türken in Deutschland sei die Vorgehensweise Erdogans "undemokratisch", sagte sie in der radioWelt.

Viele Türken fühlen sich, so die Integrationsbeauftragte, in Deutschland noch immer nicht akzeptiert und setzen deswegen ihre Hoffnungen auf die Türkei, was ebenfalls ein Denkfehler sei.

Die türkische Regierung möchte, dass die im Flüchtlingsabkommen versprochene Visa-Freiheit umgesetzt wird. Doch Aydan Özoguz rät zur Vorsicht: "In der augenblicklichen Situation ist es schwierig zu sagen, wir machen einfach so weiter."

Zur Person

Staatsministerin Aydan Özoguz ist seit Ende 2013 die "Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration". Sie ist eine der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD. Sie wurde 1967 in Hamburg geboren, als Kind türkischer Eltern.


1