Theo Waigel zum Siemens-Skandal "Man muss auch mal auf ein Geschäft verzichten!"
Vor zehn Jahren kam mit einer großangelegten Razzia der Schmiergeld-Skandal bei Siemens ins Rollen. Im Interview mit der radioWelt auf Bayern 2 sagt Ex-Finanzminister Theo Waigel, welche Konsequenzen er aus der Affäre gezogen hat.
Schwarze Kassen, geheime Geldkoffer, fiktive Verträge - vor zehn Jahren flog einer der größten Schmiergeld-Skandale der Bundesrepublik auf: Siemens hatte systematisch bestochen, um an Aufträge aus dem Ausland zu kommen. Als alles ans Licht kam, verloren Manager ihre Jobs, einige mussten in Untersuchungshaft. Aufgeklärt und aufgeräumt hat dann vor allem ein Mann, Theo Waigel, der frühere Finanzminister. Er wurde zum obersten Korruptionsbekämpfer bei Siemens.
Bis 2012 war Waigel vier Jahre lang als Anti-Korruptions-Beauftragter bei Siemens aktiv. Danach habe er "guten Gewissens" sagen können, dass es im Konzern keine Beanstandungen mehr gebe. Als Richtlinie für den Umgang mit solchen Affären gelte für Firmen wie Siemens oder jetzt VW:
"Volle Zusammenarbeit, volle Aufklärung. Nicht versuchen, die Dinge unter den Teppich zu kehren, Offenheit und Transparenz!"
Theo Waigel
Das Argument, man könne in manchen Ländern nur mit Hilfe von Bestechungen Geschäfte machen, will Waigel nicht gelten lassen.
"Es gibt die Situation, wo man auch mal auf ein Geschäft verzichten muss. Wo man sagen muss: Nein, das machen wir nicht mit! Eine Firma wie Siemens - und auch jede andere Firma - muss klipp und klar die Aussage treffen: Mit uns laufen keine faulen und keine dunklen Geschäfte!"
Theo Waigel