William Shakespeares "Hamlet" Das große Drama der Weltliteratur
Bei der Themenfindung schöpften Shakespeare und seine Mitarbeiter aus dem Vollen. Sie sichteten Quellen der Geschichte Englands, bedienten sich bei Griechen und Römern, verarbeiteten Dramen, Erzählungen und Mythen. Anregungen für das Drama "Hamlet" fanden sie vermutlich bei dem Autor Thomas Kyd, der in den 1580er Jahren "The Spanish Tragedy", eine Rachegeschichte, verfasst hatte.
Auch Ereignisse in Schottland dürften Pate gestanden haben. Königin Maria Stuart heiratete im Mai 1567 James Hepburn, Earl of Bothwell. Dieser stand im Verdacht, zu einer Gruppe von Attentätern zu gehören, die wenige Wochen zuvor den Ehemann Marias, Henry Stuart Lord Darnley, ermordet hatten.
1602 wurde "Hamlet" uraufgeführt. Eine erste überlieferte Textfassung in schlechter Qualität ("Bad Quarto" - der Name bezieht sich auf das Papierformat Quart) stammt aus dem Jahr 1603. Etwa zwei Jahre später erschien eine offizielle Version ("Good Quarto") von Shakespeare's Theatergruppe "Chamberlain's Men".
Hamlet in aller Welt
Außerhalb Europas wurde "Hamlet" erstmals 1607 aufgeführt. Glaubt man den Logbucheintragungen des Kapitäns William Keeling, befahl er den Matrosen des Handelsseglers "Red Dragon" als Beschäftigungstherapie "Hamlet" zu spielen, während das Schiff vor der Küste Westafrikas auf günstigen Wind wartete.
Heute gilt "Hamlet" als einziges Theaterstück mit weltweiter Rezeption. Namhafte Regisseure widmen sich ihm und liefern unterschiedliche dramaturgische Bearbeitungen und Interpretationen. Schauspieler bezeichnen Hamlet als Angst- aber auch als Profilierungsrolle, mit der man sich als Künstler beweisen kann.
Selbst der Geschlechtertausch ist bei "Hamlet" möglich. 1777 wurde die Titelrolle mit der englischen Schauspielerin Sarah Siddons erstmals weiblich besetzt, 1899 feierte die berühmte französische Schauspielerin Sarah Bernhardt große Erfolge als Hamlet. 1929 glänzte der dänische Stummfilmstar Asta Nielsen in der Rolle, in Deutschland sorgten Angela Winkler (1999), Bettina Hoppe (2011) und Katja Bürkle (2017) für Aufsehen.
Hamlet in Deutschland
1776 brachte der Schauspieler und Dramatiker Friedrich Ludwig Schröder "Hamlet" nach Deutschland und ließ das Stück im Hamburger "Comödienhaus" aufführen. Ein Jahr später sorgten die Hamburger bei einem Gastspiel in Berlin für Furore, seither ist die Begeisterung für den verzweifelten Dänenprinzen ungebrochen.
Übersetzer widmeten sich bald dem Drama und versuchten möglichst viel vom besonderen Glanz der Shakespeare'schen Sprache ins Deutsche hinüberzuretten. Dazu zählten Christoph Martin Wieland und August Wilhelm Schlegel, dessen Arbeit aus dem Jahr 1831 wegen ihrer großen Nähe zum Original gerühmt wird.
Heute existieren 70 Hamlet-Übersetzungen, unter anderem von Gerhart Hauptmann, Erich Fried und Heiner Müller. 1999 legte die Schriftstellerin Elisabeth Plessen eine moderne Version mit viel "gängigem Deutsch" für ein junges Publikum vor, die der Regisseur Peter Zadek bei seiner Inszenierung verwendete.