Hitler Jugendjahre eines Diktators
Die ersten Lebensjahre Adolf Hitlers sind schnell erzählt. Er wird am 20. April 1889 in dem österreichischen Städtchen Braunau/Inn geboren und stammt aus sozial gesicherten Verhältnissen. Er ist das vierte Kind aus der dritten Ehe des Alois Hitler (vorher Schicklgruber, Namensänderung 1877), eines ehrgeizigen Zollbeamten, und seiner jungen Frau Klara, geb. Pölzl, einer Bauerntochter. Wie Hitler später berichtet, ist seine Kindheit von Auflehnung gegen den "herrischen Vater", aber von großer Zuneigung zur Mutter geprägt. 1903 stirbt der Vater, vier Jahre später erliegt die Mutter einer Brustkrebserkrankung.
In der Schule (Staatsrealschule Linz, Staatsoberrealschule Steyr) bringt der junge Adolf nur mittelmäßige Leistungen und geht als 16-Jähriger ohne Mittlere Reife ab. Statt zu lernen, träumt er von Höherem: von der Kunst. RichardWagner entdeckt er 1905 mit knapp sechzehn Jahren in Linz bei einer Aufführung von "Rienzi" und bleibt zeitlebens Wagnerianer. 1908 zieht er nach Wien, um Maler zu werden. Wegen ungenügender Probezeichnungen lehnt ihn die Kunstakademie zweimal ab, ein Besuch der Architekturschule bleibt ihm mangels Abitur verwehrt.
Hitlers Wiener Jahre
Zunächst lebt er vom Erbe der Eltern und von einer Waisenrente, er führt das Leben eines Müßiggängers. 1909 ist das Erbe aufgezehrt. Hitler schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, wechselt ständig den Wohnsitz, haust in billigen Absteigen, Asylen und Männerheimen. Mit dem Verkauf meist nach Postkarten gezeichneter Bildchen versucht er ein Zubrot zu verdienen. Grund für die häufigen Umzüge ist nicht nur seine wirtschaftliche Lage, er will sich auch dem K.u.k.-Wehrdienst entziehen.
In den Wiener Jahren liest Hitler viel. Sein besonderes Interesse gilt rassentheoretischen und antisemitischen Schriften. Doch noch ist er kein radikaler Judenhasser, eher ein stiller "Alltagsantisemit", der auch mit Juden verkehrt und jüdische Musiker schätzt. Darüber hinaus begeistert er sich für die alldeutsche Bewegung und verehrt den beliebten Wiener Bürgermeister Karl Lueger, der vehement für die "Reinheit des Blutes" eintritt. Auch den Führer der Deutschnationalen, den Rassisten Georg Ritter von Schönerer ("Ob Jud', ob Christ ist einerlei, in der Rasse liegt die Schweinerei") schätzt Hitler.
Im Krieg an der Westfront
Im Mai 1913 setzt sich Hitler nach München ab. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs tritt er als Freiwilliger in ein bayerisches Infanterieregiment ein, das an der Westfront zum Einsatz kommt. In der Truppe findet Hitler schnell seinen Platz, der Militärdienst ist für ihn die erste sinnvolle Beschäftigung. Er dient vorwiegend als Meldegänger, beweist Mut und wird auf Vorschlag des jüdischen Hauptmanns Gutmann mit dem Eisernen Kreuz Zweiter und Erster Klasse ausgezeichnet. Während der gesamten Kriegszeit bleibt Hitler Mannschaftsdienstgrad, zum Unteroffizier bringt er es nicht.
Nach einem Gasangriff liegt Hitler halb erblindet im Lazarett Pasewalk, als in Deutschland die Revolution ausbricht. Der militärische Zusammenbruch im Herbst 1918 schockiert ihn zutiefst. Er macht die "Novemberverbrecher" (Sozialisten, Befürworter der parlamentarischen Demokratie) für die Niederlage verantwortlich.
Hitler wird Politiker
Zurück in München arbeitet Hitler im Auftrag der Reichswehr als V-Mann - mit der Aufgabe, politische Parteien auszuspähen. Er lernt eine kleine nationalistische Gruppe kennen: die Deutsche Arbeiterpartei. Hitler tritt ihr im September 1919 bei, bald nennt sie sich Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Unter Hitlers Mitarbeit entsteht das 25-Punkte-Programm der NSDAP (Februar 1920), das unter anderem Forderungen wie den Ausschluss von Juden aus der "Volksgemeinschaft" und die Verstaatlichung von Industriebetrieben enthält. Als NSDAP-Aktivist entdeckt Hitler sein Rednertalent, binnen kurzer Zeit entwickelt er sich vom Bierkelleragitator zum umjubelten Starredner. Im Juni 1921 wird Hitler Vorsitzender der NSDAP.
Hitlers Novemberputsch 1923
Hitlers Versuch, zusammen mit dem Weltkriegshelden General Ludendorf, seinen Anhängern und anderen Rechtsgruppen die Macht in München zu erobern, scheitert kläglich. Im Gewehrfeuer bayerischer Polizisten bricht der Putsch am 9. November 1923 vor der Münchner Feldherrnhalle zusammen. Neben drei Passanten sterben 16 Putschisten. Hitler wird verhaftet und am 24. Februar 1924 vor Gericht gestellt. Der Hochverräter Hitler kommt mit einer geringen Gefängnisstrafe davon. Er wird zu fünf Jahren Haft in der Festung Landsberg am Lech verurteilt, aber nach nur neun Monaten wieder freigelassen. Die Zeit im Gefängnis nutzt er, um Rudolf Heß das Buch "Mein Kampf" zu diktieren. Bis 1939 werden mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft, es wird in elf Sprachen übersetzt. Das nach dem Putschversuch erlassene NSDAP-Verbot fällt im Januar 1925, Hitler darf wieder als Versammlungsredner auftreten.