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Der große Kurfürst Bayerns Glossar

Stand: 24.04.2011 | Archiv

BegriffErklärung
Aliis lucendo consumorlat. = “Ich brauche mich auf im Leuchten“. Angebliches Zitat Maximilians, in dem er sich mit einer Kerze vergleicht, die sich selbst verbrennt.
Angelus-LäutenLäuten der Kirchenglocken in den katholischen Kirchen zur Morgen-, Mittags- und Abendzeit, wobei ersteres und letzteres auch ein Hinweis auf Öffnungs- und Schließzeiten sind.
BürokratieZusammensetzung aus den zwei Wörtern bureau (franz. = Arbeits-, Amtszimmer) und kratia (griech. = Herrschaft). Diese Herrschaft der Amtszimmer entsteht, wenn ein Verwaltungsapparat geschaffen wird, der sich mit der Einhaltung von Gesetzen und Regeln für Staat und Bürger befasst. In der Umgangsprache wird dieser Begriff aufgrund der empfundenen Unüberschaubarkeit und Überregelung oft negativ verwendet.
Codex MaximilianeusVon Kurfürst Maximilian I. im Jahre 1616 geschaffenes neues Gesetzbuch für Ober- und Niederbayern, das den öffentlichen und privaten Bereich der Gesellschaft regelt.
Dreißigjähriger Krieg1618 bis 1648. Dreißig Jahre andauernder Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten, der vor dem Hintergrund des schwelenden Machtkampfes des Königreiches Frankreich und des Hauses der Habsburger ausgetragen wird.
DynastieHerrschergeschlecht, das die höchste Fürstenwürde eines Landes innehat und diese durch die Erbfolge weitergibt, was eine Vorherrschaft über einen längeren Zeitraum bedeutet.
FensterlnBayer. Mundart: Verbotener nächtlicher Besuch bei der Geliebten, wobei der Geliebte ihr Zimmer mittels einer Leiter unter dem Fenster betritt.
FürstHöchster Titel unter den Adeligen. Man unterscheidet zwischen weltlichen und kirchlichen Fürsten. In der weltlichen Bedeutung kommt dem Fürsten als Landesherrn die Stellung unmittelbar nach dem König bzw. Kaiser zu.
GemeinwesenAlle Formen des Zusammenlebens von Menschen, die über das familiäre hinausgehen. Heute ist dies meist der Staat, früher konnten aber auch Stämme oder Reiche die Organisationsform sein, in der die Menschen sich zusammengefunden hatten.
GrandezzaSpan. = Würde. Gemeint ist hier sicher nicht, dass Maximilian I. ohne Würde bestattet werden wollte; es ist viel mehr eine Anspielung auf das strenge, aber auch pompöse und aufwändige spanische Hofzeremoniell, das in diesen Tagen für viele Königshöfe als Vorbild diente.
GuldenDie Münze, ursprünglich aus Gold, später auch aus Silber, galt einige Jahrhunderte lang als Währungseinheit mehrerer europäischer Staaten. In Deutschland wurde sie erst im 19. Jahrhundert durch die Goldmark ersetzt.
HadersuchtHader: mittelhochdt .= Streit. Das zusammengesetzte Wort bedeutet demnach Streitsucht.
HofkammerBehörde, die sich eigens mit der Verwaltung der Einkünfte des Landesherren beschäftigt.
JesuitenKatholischer Männerorden, 1534 von Ignatius von Loyola gegründet.
KapuzinerAus dem Orden des Hl. Franziskus hervorgegangener Mönchsorden, der sich besinnend auf die ursprünglichen Ideen des Franz von Assisi reformiert hat.
KastnerVerwalter des fürstlichen Kammergutes, insbesondere der Abgaben der Untertanen, die in dasselbe fließen.
KreuzerKleinmünze aus einer Kupfer-Silber-Legierung, die vorwiegend im süddeutschen Raum, in Österreich und in der Schweiz Verbreitung findet. Ursprünglich stammte sie aus Südtirol und wurde von einem Doppelkreuz geziert. In den süddeutschen Staaten existierte der Kreuzer bis 1873. Ein Gulden war dabei 60 Kreuzer wert.
KurwürdeAls Ferdinand II. seinem Schwager und zugleich Schwiegersohn Maximilian die Kurwürde verlieh, bedeutete das die Erhebung in den Rang eines Kurfürsten. Die große Bedeutung dieser Position wird klar, wenn man bedenkt, dass es diesem elitären Kreis von Landesherren obliegt, den König des Heiligen Römischen Reiches zu wählen.
LaborierenLat.= labor (Arbeit). Hier: Arbeiten.
MalefizgerichtsbarkeitHohe Gerichtsbarkeit, die sich mit Fällen von Mord und Totschlag, sowie schwerer Unzucht und Diebstahl befasste.
Monita paternaLat. = väterliche Ermahnungen. Seinen gesamten Erfahrungsschatz schrieb Maximilian I. für seinen ersten Sohn und Nachfolger Ferdinand Maria auf, da er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht sicher sein konnte, ihm persönlich mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können.
Patrona bavariaeLat. = Patronin Bayerns. Gemeint ist hier die Jungfrau Maria, die als Schutzheilige Bayerns verehrt wird. Ihre Bronzestatue kann u. a. an der Westfassade der Münchner Residenz bewundert werden.
PaulanerKatholischer Orden, der zwar auf den Regeln des Franziskanerordens aufbaut, jedoch noch strenger ausgelegt wurde. Seinen Namen verdankt der Orden seinem Gründer Franz von Paula. In München verdienten sie ihr Bier durch die klösterliche Braukunst, was zur Entstehung des heute noch existierenden gleichnamigen Bieres führte. Im Gegensatz zu anderen religiösen Ordensgemeinschaften gab es bei den Paulanern auch einen weiblichen Zweig, die Paulanerinnen.
RationalisierungErtragssteigerung, die erzielt werden soll, indem man versucht, bei weniger Aufwand den gleichen Nutzen aus einer Sache zu ziehen bzw. bei gleich bleibendem Aufwand einen höheren Nutzen herauszuschlagen.
ReformGroße, meist staatlich geplante Veränderung einer bestehenden Ordnung oder eines bestehenden Systems.
RentmeisterDer dem Rentamt vorstehende Rentmeister verwaltet die Finanzen des Landesherrn.
SakramentsprozessionFeierlicher Fußmarsch, der als Besonderheit an Fronleichnam unter Mitnahme von Hostie und Mostranz stattfindet.
SaumseligkeitAus Nachlässigkeit bzw. Trägheit wird die Ausführung einer Sache möglichst lange hinausgezögert.
SpesaDiese alte Form des Wortes „Spesen“ bezeichnet Ausgaben, die einem im Zusammenhang mit seiner Arbeitstätigkeit entstehen. Der Staatsmann Maximilian I. verzichtete mit dem Staatsbegräbnis auf die Art von teurer Bestattung, die sein Beruf eigentlich mit sich gebracht hätte.
StuckWerkstoff aus Kalksteinmehl, Gips, Wasser und Sand, der sich sehr gut verarbeiten lässt und schnell aushärtet.
Unbeschuhte KarmelitenIm 15. Jahrhundert aus dem „Orden unserer Lieben Frau vom Berge Karmel“ (oder kurz Karmeliten) hervorgegangener christlicher Orden. Nach Überarbeitung der alten Ordensregeln der Karmeliten wird dieser in die Beschuhten und die Unbeschuhten bzw. Theresianischen (nach Theresa von Ávila) Karmeliten geteilt.
VizedomVerwalter. Zusammen mit dem Statthalter stellt der Vizedom den Verwalter des Staates eines Kurfürsten dar.
Westfälischer FriedenDer am 24. Oktober 1648 geschlossene Westfälische Frieden zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich und Schweden beendete den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648).
WildfrevelAnderes Wort für Wilderei; das unter Strafe stehende unerlaubte Töten von Waldtieren.
WittelsbacherEines der ältesten Adelsgeschlechter in Deutschland, aus dem Jahrhunderte lang die bayerischen und auch pfälzischen Herrscher hervorgegangen sind.
Zunftwesenheute überholtes System von Berufsgruppenzusammenschlüssen von Handwerkern.

Personen

NameWerdegang
Elisabeth Renata von Lothringen (1574-1635)Tochter des Herzog Karl II. von Lothringen und die erste Ehefrau Maximilians I., mit dem sie 40 Jahre lang verheiratet war.
Ferdinand Maria (1636-1679)Erstgeborener Sohn und Nachfolger Maximilians I. aus seiner zweiten Ehe mit seiner Nichte Maria Anna.
Ferdinand II., Kaiser (1578-1637)Habsburger Fürst, König von Ungarn und Böhmen; ab 1619 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Er verlieh Maximilian I. für seine Verdienste im den Dreißigjährigen Krieg und dessen Beendigung die Kurwürde.
Gustav II. Adolf (1594-1632)Der aus dem Herrschgeschlecht der Wasa stammende schwedische König ist einer der Hauptakteure des Dreißigjährigen Krieges auf Seiten der Gegner Ferdinands II. und Maximilians I.
Maria Anna von Österreich (1610-1665)Tochter von Kaiser Ferdinand II. und Maria Anna von Österreich, der Schwester Maximilians. I. Die österreichische Erzherzogin ist sowohl die Nichte als auch die zweite Ehefrau Maximilians I.
Maximilian I. (1573-1651)Herzog von Bayern. Großer Reformator in Deutschland und glänzender Politiker seiner Zeit. Maximilian ist eine der Hauptpersonen im Dreißigjährigen Krieg und maßgeblich an der Beendigung des Krieges durch den Westfälischen Frieden beteiligt. Er verschaffte Bayern die Kurwürde.
Mazarin, Jules (1602-1661)Französischer Diplomat; war als Kardinal und als Minister der Nachfolger Richelieus und einer der Mitwirkenden des Dreißigjährigen Krieges.
Herzog Wilhelm V. (1548-1626)Herzog von Bayern und Vater Maximilians I., der auch den Beinamen „der Fromme“ hatte.

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