Glashüttenmystik erleben Die heiße Welt des Schmelzers in Frauenau
Eine Glashütte, in der Gläser noch von Hand, Stück für Stück, am glühend heißen Glasofen gefertigt werden, ist ein archaischer Ort und ein magischer, auch heute noch. In Frauenau im Bayerischen Wald lässt sich das erleben.
Richtig magisch wird es beim Beruf des Glasschmelzers, und gleichzeitig ein ganzes Stück unheimlich. Der Schmelzer kommt, wenn die Glasmacher heimgehen. Ganze alleine bereitet er die neue Glasschmelze für den nächsten Tag vor, ein stundenlanger, früher immer nächtlicher Prozeß, um den sich viele Geheimnisse ranken:
Es ist Mitternacht, die Glashütte Poschinger menschenleer. Nur der Schmelzer Josef Ramml ist da, ganz alleine in der dusteren riesigen Hütte mit dem hohen Dach und er hört ein Geräusch:
Aber vielleicht hockt er doch irgendwo, der Turandl?Vielleicht hier in der alten Farbglaskammer, wo der Holzboden knarzt und die Mustergläser geheimnisvoll in tabakdunkel, kobaltblau oder rosalin funkeln. Wie schaut er überhaupt aus, der Turandl? Ein kleiner Mann soll er sein, dick und alt.
Das echte Geheimnis der Glasfarben steckt hinter dieser Tür: noch heute hat nur der Schmelzer Zutritt in die kleine Kammer mit Apothekerwaage und gut verschraubten Metalldosen: Manches ist hochgiftig, das Totenkopfsymbol klebt auf der Dose. Und das genaue Rezept für jede Farbe , die je nach Glashüttevariieren, hält jeder Schmelzer geheim, heute noch.
Der Schmelzer Josef Ramml trägt lieber eine Schutzmaske, wenn er die Rohstoffe für die Glasmischung in die Transportkarre füllt. Arsen ist nur noch selten drin, aber neben Quarzsand,Pottasche,Soda und Kalk oft Antimon, ebenfalls giftig:
Er arbeitet seit einigen Jahren auch nicht mehr nachts so wie alle Schmelzer früher, aber immer noch allein. Nachmittags, wenn die Glasmacher Feierabend machen, fängt er an. Denn die Aufgabe ist immer noch die Gleiche, am glutheißen Ofen das Gemenge einschaufeln, immer noch von Hand,und auf die Temperatur erhitzt, in der die Glasmischung flüssig wird.
Immer noch schaufelt er per Hand, eine Schaufel nach der anderen in die Öffnung des Glasofens, aus der es glutorange herausleuchtet. Nur das elektrische Licht sorgt dafür, dass der einsame Mann mit der Maske am Ofen nicht doch gruslig wirkt. Früher war's das auf jeden Fall:Josef Ramml fürchtet sich nicht, so allein in der Glashütte, auch wenn manchmal das Holz im alten Dachgebälk knackt, oder, wenn es klingt, als würde die Tür aufgehen:
Doch wieder der Turandl? Um halb sieben in der Früh kommen die Glasmacher, um mit der fertigen Glasschmelze im Ofen zu arbeiten: