Keine dünnen Gstanzl Die Sängerin Renate Maier aus Wolfskugel
Sie ist Gstanzlsängerin und Hochzeitsladerin und sie hat seit Jahren großen Erfolg. Vor allem in Österreich ist Renate Maier ein Star. Ein Porträt von BR-Reporter Harald Mitterer.
Wolfskugel, das ist ein Einödhof in Niederbayern nahe Pfarrkirchen, der in jüngerer Zeit Geschichte geschrieben hat.
Renate Maier nämlich hat von Wolfskugel aus eine der letzten Männerdomänen erobert: das Gstanzlsingen. Die gewichtige Niederbayerin hat sich bei Wettsingen gegen die männliche Konkurrenz durchgesetzt und ist inzwischen gefragt in ganz Bayern und vor allem auch im benachbarten Österreich.
Nein, fürchten tun wir uns nicht - aber Respekt hamma scho. Fast 120 Kilogramm verteilt auf gut einen Meter 60. Wenn sie so vor einem steht, im sehr figurbetonenden Dirndl, ist sofort klar: Ein Leichtgewicht ist sie nicht. Die Gstanzlsängerin und Hochzeitsladerin aus Wolfskugel. So paradox es auch klingen mag: Ganz entscheidend für ihren späteren künstlerischen Erfolg ist die Zeit, als sie im Schlachthof in Pfarrkirchen gearbeitet hat. Dort lernt sie, gegen die vielleicht härtesteten aller Männer zu bestehen.
Als bei ihrem Mann ein - Gott sei dank gutartiger - Tumor im Gehirn festgestellt wird, müssen die Maiers mit ihren beiden kleinen Töchtern von heute auf morgen den Bauernhof aufgeben. Und Renate Maier macht aus ihrem Hobby dem Singen ein Beruf. Mit Erfolg. Weit über 100 Auftritte und Veranstaltungen hat sie im Jahr. Zwischen Aschaffenburg und tief drinnen im Salzburger Land. Durch dick und dünn, das ist ihr Leben.
In Österreich ist Renate Maier eine gefeierte Künstlerin. Und so wurde sie heuer sogar zur Weihnachtsfeier der gut dotierten Profis des österreichischen Fußballmeisters Red Bull Salzburg eingeladen, um die Fußballer auszusingen und ein wenig aufzumuntern. Nach der bittersten Niederlage, die es für einen Salzburger nur geben kann.
Renate Maier hat den Profis die Leviten gelesen und gesungen. Viel mehr als die Fußballer selbst aber haben es der Sängerin die aufpolierten Hungerhaken, genannt Spielerfrauen, angetan. Durch dick und dünn geht sie auch bei jedem ihrer Auftritte: Ihre Spezialität ist das ganz spontane Aussingen von Hochzeitsgästen.
Die Mutter von zwei 12 und 14 Jahre alten Töchtern ist als Sängerin gefragt wie nie zuvor. Noch immer ist sie eine der ganz wenigen Frauen in der Zunft. Die moderne Zeitenwende aber hat auch vor den Gstanzlsängern und Hochzeitsladern nicht Halt gemacht.