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Kochen und Küche im Wandel Einblicke im Freilandmuseum Bad Windsheim

In der Küche vollzieht sich der Wandel allmählich, kaum spürbar – und trotzdem ist plötzlich alles anders. Fundamental. Schon innerhalb von wenigen Jahrzehnten. Im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim kann man diesen Wandel hautnah erleben.

Von: Ilona Hörath

Stand: 03.01.2017 | Archiv

"Wenn ich ihn starte, dann kommt diese Begrüßungsmelodie, und wenn ich ihn ausstelle, macht er das gleiche auch noch mal. Moderne Küchen werden dadurch ausgezeichnet, dass ich viele Dinge integrieren kann, die mir so manch eine Entscheidung abnehmen. Ich brauch im Grunde nur eines tun, ich muss mein Gemüse in einen Dampfgarer hineinpacken, wähle die Gemüseart und wie zart oder wie bißfest ich das Gemüse haben möchte und das Gerät sorgt dafür, dass Sie ein perfektes Ergebnis bekommen."

Peter Panitz

Spricht Peter Panitz vom gleichnamigen Nürnberger Küchenstudio über seine Spitzenmodelle, klingt das, als ob er eine Design- und Technikzentrale beschreibt. Backöfen, die sich mit einem Fingerwischen wie ein Smartphone bedienen lassen; oder in das Kochfeld flach eingebaute Dunstabzugshauben, Muldenlüfter genannt, die den Küchendunst nach unten absaugen, filtern und die saubere Luft wieder in den Raum zurückschicken.

Von herumzirkulierenden Geruchs- und Fettpartikeln und gereinigter Luft ist Beate Partheymüller vom Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim Welten entfernt. Auf dem Ausstellungsgelände lässt sich in einem Bauernhaus aus dem Jahr 1367 einer der ersten Herde überhaupt entdecken: ein einfach gemauerter, kniehoher Ziegelblock, auf dem das Feuer offen lodert und knistert.

Wie sich Küche und Kochen über die Jahrhunderte gewandelt haben: Das lässt sich im Fränkischen Freilandmuseum in vier Gebäuden sehen.

"Gekocht wird auf dem Herd, direkt auf der Oberfläche des Herds. mit einer Feuerstelle, meist einem Dreißfuß, einem Gestell über dem Feuer, auf dem sich der Topf befindet, der Topf kann aber auch direkt neben der Feuerstelle sehen."

Museumsmitarbeiterin

Und gekocht wird auch, das sehen wir im Mittelalter, im Ofenschürloch, ganz ganz wichtig, war ne zentrale Kochstelle.

Zwei Damen, in dicke Wollkleider, Wollstrümpfe und mittelalterliche Hauben gekleidet, bereiten den Besuchern Rindergulasch zu. Allein das Feuer und eine brennende Kerze auf dem Arbeitstisch spenden Licht.

"Man muss sehr viel mehr Zeit einplanen, es ist nicht ganz so vorhersehbar, und man muss sehr viel vorausschauender arbeiten, weil wir eine begrenzte Anzahl an Gerätschaften haben."

Museumsmitarbeiterin

Den Besuchern gefällts, wenn die unterschiedlichen Kochstellen in Betrieb sind. In einer historischen Mühle von 1575 haben manche eine ganze besondere Kostprobe ergattert.

"Grießsuppe, hat sehr gut geschmeckt, ist einfach und nahrhaft, macht satt und glücklich (lacht.)"

Besucher

Eine Grießsuppe nach historischem Rezept, die auf einem eigentümlichen Herd gekocht wurde: einer Kochkombination aus Ofenschürloch und speziellem Herd mit Eisenplatte und Eisenlöchern. Die Eisenringe ließen sich herausnehmen, so dass man die unterschiedlich großen Töpfe direkt ins Feuer hängen konnte. Das sparte wertvolles Holz ein.

Ein holzbefeuerter Herd aus dem 19. Jahrhundert steht in einem Bauernhaus aus Herrnberchtheim. Einige Besucher sitzen in der guten Stube am Tisch und lassen es sich schmecken.

"Das eine ist der Kartoffeleintopf, das andere ist die Meerrettichsuppe, beides sehr sehr lecker.... es schmeckt wie bei Oma und die Meerrettichsuppe, die hab ich noch net gekannt, richtig lecker."

Suppenesser

Nebenan in der Küche bereiten Museumsmitarbeiterinnen das Dessert immer wieder frisch zu. Es gibt Feuerspatzen aus Hefeteig, die in heißem Fett herausgebacken werden.

"Mir haben Holzscheiter. Sind schon Erfahrungswerte, wieviel Holz man nachlegen muss, dass es nicht so heiß wird, des Feuer aber auch nicht ausgeht, gerade beim Fett, muss konstante Temperatur haben, gehört Übung dazu."

Museumsmitarbeiterin

"Da findet man sich wieder in der Kindheit, ist ein angenehmes Gefühl... des Holzfeuer riecht man ja schon wenn man reinkommt, und ist ein angenehmes Gefühl, sehr schön."Besucherin

Die Einfrauenküche

Frau arbeitet in der Küchenzeile

Ein paar Jahrzehnte weiter im Stahlhaus aus Nerreth von 1949 grüßen die 1960er Jahre: In der ersten industriell gefertigten Küche locken am Buffet Party-Leckerbissen, die typisch sind für die Zeit: Käseigel, russische Einer, Cervelattütchen, Kalter Hund, der Kuchen "für die unerfahrene Hausfrau“

"Also es war die Einfrauenküche, und so war es auch gedacht: Nur die Frau. Und zwar Tür zu, Frau drin, Leben draußen. Heute ist das Leben drin, und zwar in der Küche und rund um die Kücheninsel. Die Küche ist "Kommunikationszentrum." Museumsführerin

Vom Ofenschürloch bis zum Hightech-Backofen: Eins hat sich beim Kochen nicht geändert: Dass es am Ende auch schmecken soll.


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