Der richtige Weg Der Irrgarten im Park Schönbusch in Aschaffenburg
Während der Aufklärung sind Irrgarten und Labyrinth aus der Mode gekommen. Im 19. Jahrhundert haben sie ihr Comeback erlebt. Aus dieser Zeit stammt auch der Irrgarten im Aschaffenburger Park Schönbusch. Anke Gundelach stellt ihn vor.
Er ist schon fast 200 Jahre alt und noch immer eine Attraktion. Auch an diesem Feriennachmittag lockt der runde Irrgarten mit seinen mannshohen Hecken aus Hainbuche die Besucher magisch an – vor allem die jüngeren. Viele von ihnen sind freilich schon Profis und wissen wie man zum großen Ginkgobaum in der Mitte gelangt:
"Da muss man links, einfach nur links, und dann wenn da die Ecke kommt, einfach nur den Weg lang. / Also ich war halt schon oft drin und deshalb weiß ich halt wo man da lang gehen muss. / Einfach im Kreis laufen. / Ja gerade aus laufen, also immer rechts. / Manchmal mach ichs auch so, ich geh unter dem Tunnel durch. Also da sind manchmal so Lücken, und da kletter ich manchmal durch."
Kinder erfreuen sich am Irrgarten
Wer klein, schmal und gelenkig ist, der kann sich vielleicht noch irgendwo am Boden unter dem Zaun zwischen den Hecken durchquetschen. Wer groß und sportlich ist, kommt vielleicht verbotenerweise auch über drüber. Die anderen müssen suchen, so wie diese älteren Semester:
"Es kostet schon Mühe, den richtigen Weg zu finden. / Und man meint, es wäre ganz leicht, den Ausgang wieder zu finden. Ich kann noch oben drüber gucken. Aber es ist schwierig. / Auch Erwachsene können sich verirren, im wahrsten Sinne des Wortes. Sehr lustig. Haha. / Ich guck jetzt mal von oben. Haha. Ich guck mirs mal von oben an."
Senioren im Park Schönbusch
Eine kleine Aussichtsplattform bietet in der Tat einen wunderbaren Überblick. Hier und da sieht man Köpfe und winkende Hände zwischen den Heckenreihen. Ein Mädchen wedelt mit seiner Jacke der Oma zu und von oben wird sich natürlich kräftig ins Geschehen eingemischt:
"Hannah! / Hannah, wo bist du? / Hier! /Lauf in die andere Richtung nehm den anderen Weg. Lauf weiter! / Auf, weiter! / Ja, lauf weiter, jetzt bist du drinnen! / Ja, raus? / Äh, ich komm mal, okay? / Nein! / Hahaha. / Lauf in die andere Richtung und nehm den anderen Weg. / Hier? / Da wo du vorhin gestanden hast, wo ich war, läufst du in die andere Richtung."
Eine Suche im Irrgarten
Die Zeit vergeht hier auch für die Zuschauer wie im Flug. Das Schauspiel im Grünen schlägt jedes Fernsehprogramm.
"Guck mal, der mit dem Kind jetzt. Der läuft jetzt schon zweimal immer den gleichen Weg. Und der will ja auch in die Mitte. Umsonst. Jetzt kommt er wieder. Jetzt dreht er wieder haha. Das ist jetzt schon das zigste Mal. Jetzt guck, jetzt dreht er wieder. Das ist eigentlich so einfach und macht so viel Spaß!"
Vergnügen im Irrgarten
Was ist es, das die Menschen an diesem Irrgarten und am Suchen darin heute noch genauso fasziniert wie im Jahr 1829 – als er angelegt wurde?
"Einfach die Erfahrung, dass es nicht so einfach ist, ein Ziel zu finden, ne. Und das erlebt man da dabei. / Ja vielleicht dass man sich ein bisschen orientierungslos in dem Gewirr von Grün zurecht finden muss, ne. / Den richtigen Weg suchen und den finden. Und sich nicht irre machen lassen von anderen Dingen. Was man hier vielleicht lernt, man sollte nicht zu früh aufgeben, sondern eben immer wieder auch wenn mal ein Weg vergeblich war, neu starten und dann findet man vielleicht das Ziel oder das Glück wonach man immer gesucht hat. / Den richtigen Weg suchen und den finden. Und sich nicht irre machen lassen von anderen Dingen."
Stimmen zur Faszination des Irrgartens
Ein bisschen Lebenshilfe gibt es hier also gratis mit dazu. Der Irrgarten als Sinnbild des menschlichen Lebenswegs? Warum nicht. Für Florian Wiesmann ist er tatsächlich ein bisschen mehr als ein Freizeitvergnügen. Er arbeitet hier als Landschaftsgärtner und sorgt dafür, dass die Hecken immer akkurat geschnitten sind.
"Ich kann mich gut erinnern: 2011, wo ich gekommen bin, wo ich die ersten zweimal rein musste, um irgendwas zu machen oder halt zu schneiden. Mich haben die Kollegen dann erstmal von drin dann raus gesteuert, wie ich da rein kam, aber es war ein bisschen schwierig halt, weil wenn man halt komplett neu ist und den Irrgarten noch gar nicht so richtig kennt, dann verläuft man sich. Also das ist auf jeden Fall eine Erfahrung, die vergisst man nicht. Und mittlerweile, ich geh rein und findet die Mitte und fertig. Also, das ist gar kein Problem mehr. Haha."
Landschaftsgärtner Florian Wiesmann
Faszination Irrgarten
Natürlich gibt es im Park Schönbusch auch noch viele andere Dinge zu entdecken. Und dafür muss man gar nichts Bestimmtes suchen, sondern nur einen Spaziergang machen:
"Der Park hat 168 Hektar. Ja und das ist einfach ein schöner Park wo man halt sehr sehr viel erleben kann, und der Kurfürst hat sich damals wohl auch wohl gefühlt. / Der Schönbusch Park ist allgemein sehr schön. Für die Kinder ist viel geboten durch den Irrgarten, den Spielplatz und alles, und die Erwachsenen können sich dann auch ein bisschen entspannen. / Vor allen Dingen die Ruhe. Wenn ich alleine hier früh morgens um 6 Uhr durch den Park laufe, das ist wunderbar. / Wo gibt’s sowas schönes schon, ne. Also wir waren schon in vielen Städten, aber so einen schönen und großen Park, so einen idyllisch gewachsenen Park hat man selten."
Fakten zum Park