Der Engel Glanz... Rauschgold am Nürnberger Christkindlesmarkt
Im Rausch des Rauschgoldes befindet sich in bereits vierter Generation die Familie Rheder, die erstmals 1932 mit einem Rauschgoldengel-Stand beim Nürnberger Christkindlesmarkt vertreten war. Seit 6 Jahren ist Ralf Rheder aus Herzogenaurach nun Herr des Standes mit den knisternden leuchtenden Rauschgoldengeln. Alles Handarbeit, und bestimmt alles echtes Rauschgold, oder?
"Ne! Gibt kein Rauschgold mehr, es wird auch nicht mehr hergestellt, weil Rauschgold ist ein Messingblech, also ein ganz fein gewalztes Messingblech und das wird nicht mehr hergestellt, das braucht keiner mehr. Es ist auch so, dass dieses Messingblech..im Laufe der Jahre wird das schwarz. Das ist wie Kupfer, das korrodiert, das läuft an. Und jetzt gibt’s halt Metallfolie, das ist ähnlich wie Alufolie, bloß halt in Gold. Hersteller, die Papier kaschieren, die so Geschenkpapiere machen, die haben so ganz dünne Folien, wie wir sie brauchen."
Ralf Rheder
Echtes Rauschgold an den Engeln sucht man heute also vergeblich. Das Material wird gar nicht mehr hergestellt. Auch der überdimensionale Rauschgold-Engel, der die jährlichen Besucher am Eingang des Nürnberger Christkindlesmarkts sanft lächelnd begrüßt, soll nur aus dieser vergoldeten Folie bestehen? Ein Folienengel also?
Es muss doch irgendwo jemand geben, der dieses Rauschgold tatsächlich mal in den Händen hielt. Und tatsächlich, der Senior des Traditions-Familien Standes Rheder, Manfred Rheder erinnert sich.
"Wir haben früher viel mit Rauschgold gemacht. Ich glaub ich war der Einzige. Aber ich verwend es nicht mehr, das ist sehr schwierig das aufzukleben, das ist ja eine Metallfolie, reine Messingfolie ist das. Und wenn sie die so schütteln, und die so dünn ist, dann hören sie die Rauschen und drum haben die gesagt: Das ist ein Rauschgoldengel – Mein Vater, der restauriert auch Engel und manche Leute kommen dann und bringen ihre richtigen Engel, Uralte Rauschgoldengel...das ist alles echtes Rauschgold."
Seniorchef Manfred Rheder
Es hat also seine Tücken das Rauschgold. Diese Verarbeitungsprobleme und das Korrodieren des Messings führten dazu, dass die Nachfrage nach diesem Werkstoff immer geringer wurde und die letzten Betriebe in den 1950ern die Rauschgoldproduktion einstellten. Ein ganzer industrieller Zweig brach weg, nachdem Nürnberg sich in den Jahrhunderten zuvor mit seinen metallverarbeiteten Handwerksbetrieben zur weltweit führenden Rauschgold-Stadt hochkatapultiert hatte. Das knisternde Gold scheint heute gänzlich verschwunden zu sein. Das Nürnberger Rauschgold: Eine wahre, und aufwendig erzeugte Kostbarkeit - die heute jedoch leider kaum einen Cent mehr wert ist. Schade.
Aber dafür gibt es ja, die wertvollen, reich verzierten Rauschgoldengel, die Nürnbergs Ruf in alle Welt hinaus verkünden und auch noch in mehreren Jahrzehnten golden glänzen.