Lustwandeln zum Jahreswechsel Die Säulenwandelhalle in Bad Steben lädt ein
Lustwandeln wird wieder modern. In den klassischen Kurbädern wie zum Beispiel dem Bayerischen Staatsbad Bad Steben. Dort laden die Säulen der neoklassizistischen Wandelhalle seit über hundert Jahren zum Lustwandeln ein.
Schon der ersten Schritt in den lichtdurchfluteten Pavillon der Bad Stebner Wandelhalle sorgt für einen kleinen Gefühls-Wandel: Die Schritte werden langsamer, die Stimmen senken sich, entspannt lassen die Besucher aus den Wasser-Hähnen kostbares Nass in ihre Becher sprudeln.
Und ist ja auch gesund – dank der Tempel-Quelle ist Bad Steben einer der wenigen Kurorten in ganz Deutschland, der Trink- und Badekuren mit radon-haltigem Wasser anbieten kann. Radon ist ein schwach radioaktives Edelgas – in gezielten Dosen ungefährlich – und sehr heilsam, das haben mehrere Studien bewiesen - gerade für Menschen mit Schmerzen bei chronischer Gicht, Arthrose, Osteoporose, Morbus Bechterew, erklärt Kurdirektor Otmar Lang.
Außerdem gibt es die Max-Marien-Quelle und die besonders kohlensäurehaltige Wiesenquelle. Sie verbessern beispielsweise die Nierenfunktion, senken den Blutdruck – sorgen für Entspannung. Und das genießen die Kurgäste ganz bewußt beim Ritual des Wandelns:
Also lassen wir die Dame aus Berlin in Ruhe mit Ehe-Mann und Trinkbecher lustwandeln – und nehmen mal die Wandelhalle selbst etwas genauer in den Blick. Der Begriff steht für den Vorraum eines öffentlichen Gebäudes. Schon Aristoteles und andere klassische Denker nutzten solche Wandelhallen als Schauplatz für ihre philosophischen Schulen. Und so ist auch die Kur-Wandelhalle bis heute ein Raum für Geist und Seele.
Die halboffene Säulen-Wandelhalle mit den großen Arkaden-Bögen und den kleinen eingebauten Geschäften ist ein Blickfang im denkmalgeschützten Kurpark von Bad Steben. Die Stebener Heilquellen wurden zwar schon seit dem 15. Jahrhundert gerühmt – doch der Aufschwung kam erst 1832 – als König Ludwig I die Heilquellen für 600 Gulden kaufte – und Steben zum Königlich-Bayerischen Staatsbad ernannte. Ein Glücksfall, schwärmt Eva Spörl vom Geschichtsverein - nicht nur weil der kleine Marktflecken im Frankenwald auf einen Schlag seine Schulden los wurde. Sie zeigt auf das historische Kurhaus, das berühmte Hof-Architekten Leo von Klenze entwarf.
Der Bahnanschluß kam, es gelang der Strukturwandel von der von der daniederliegenden kleinen Bergbau-Gemeinde, die einst Alexander von Humboldt erforschte, zum gefragten Kurort. Hier fühlte sich die Zarenfamilie ebenso wohl wie später etwa Bertolt Brecht. Und der heute 40 Hektar große Kurpark mit mächtigen Rotbuchen, Eschen, Bergahornen verstärkte schon bald die Wohlfühl-Atmosphäre für die Spaziergänger -
Und bis heute begegnet man auch regelmäßig feingewandete Damen und Herren beim Flanieren: Die Biedermeier-Freunde Bad Steben sind immer wieder unterwegs. Mit Zylinder, Frack und Vatermörder-Kragen – in detailgetreuen Kleidern mit Reifröcken und Schuten, den typischen Kopfhauben aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Kleiderwechsel ist zum Beispiel für Eva Spörl nicht nur eine Zeitreise, da wandelt sich auch gleich die ganze Körperhaltung:
Ins Biedermeier-Gewand kann übrigens jeder Gast in Bad Steben mal schlüpfen. Auch sonst fühlen sich hier viele Gäste verwandelt nach ein paar Tagen in Bad Steben. Denn um beim ständigen Wandel des Gesundheitssystems nicht auf der Strecke zu bleiben, wurden und werden Millionen investiert – als Reaktion auf die sich wandelnde Einstellung der Gäste – die nicht erst bei Schmerzen mit dem heilbringenden Wasser durch die Wandelhalle gehen und dann das prickelnde Kohlensäure-Bad im neuen Gesundheitszentrum genießen , sondern präventiv auf gut ausgeschilderten Wegen wandern und walken und der weitläufigen Therme mit Saunawelt oder auch speziellen Pavillon des Hörens und des Fühlens entspannen.