Bayern 2 - Zeit für Bayern


10

Sonnenhüte aus Nittenau Den Sommer genießen mit dem Sonnenhut

Dauernde direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf allerdings kann kein Mensch lang ertragen. Strohhüte als Sonnenschutz hat es deswegen schon früh in der Menschheitsgeschichte und überall auf der Welt gegeben. Ursprünglich gedacht für alle, die lang in praller Sonne arbeiten müssen, ist der Sonnenhut heute ein typisches Ferienaccessoire.

Von: Angelika Schüdel

Stand: 03.07.2016 | Archiv

Sommerhüte in Regensburg | Bild: BR - Angelika Schüdel

So, ich setz mich erst mal auf die Terrasse, um meinen Beitrag über Sommerhüte einst und jetzt zu verfassen. Wie anfangen Jedes Mal dasselbe. Da kommt in diesem komischen Sommer doch mal die Sonne raus. Das jungfräulich weiße Papier blendet. Wo ist mein Kappl? Unten im Garten, da wird jetzt runtergerannt. Und da isser, der Gedankenblitz: auf dem Wohnzimmerschrank liegt doch noch ein alter Sonnenhut, runde Kopfform,  breite Tellerkrempe, solides kunstvolles Bastflechtwerk, 100% paper, steht drin, drumrum eine schimmernde transparente hellbraune Schlaufe. Warum bloß hab ich den Sonnenhut so lang verschmäht?

Hut auflassen?

Bei welchen Tätigkeiten die Ansprechpartnerin von Joe Cocker seinerzeit ihren Hut auflassen durfte, entzieht sich meiner Kenntnis, klar ist aber, dass der Sommersonnenhut einst fast immer mitgemischt hat, jedenfalls bei den Bauern. Sagt Carolin Schmuck, die Leiterin des Stadtmuseums Nittenau, die dem Thema Hüte eine eigene Ausstellung gewidmet hat. Motto:“Alles reine Kopfsache“.

Der komplette Gegensatz zum ausladenden Hut: das Trachtenhäubchen

Eine Mütze hilft Hannelore Meinzinger auf dem Markt.

Natürlich war bei den Bauern die Kopfbedeckung im Sommer eher Kopf- als Bauchsache. Man war ja ständig draußen bei der Feldarbeit, die breiteren Raum einnahm als heutzutage. Aber eins fällt auf bei den Vitrinen und alten Fotos in der Ausstellung in Nittenau: während die Männer mehr oder weniger schneidige, praktische Hüte tragen, sieht man die Frauen, außer des Sonntags beim Kirchgang, fast immer nur mit einem Kopftuch. Aber das schützt doch gar nicht komplett, weder die Augen noch den Nacke,

Wer nun daraus schließt, dass die Frauen eher die Arbeit machten, bei der man sich bücken musste, der liegt vielleicht nicht falsch. Die heutigen ausländischen Spargelstecher, Gurken- oder Erdbeerenernter wissen vermutlich ein Lied davon zu singen, bei den Hopfenzupfern schaut‘s wieder anders aus.

Die Markftrau ist sich sicher. Strohhüte und Kappen werden immer gebraucht.

Aber : Sommerhut ist natürlich nicht nur Kopf-, sondern auch Bauchsache. Schon früher trugen ihn Adelige und Städter auch im Sommer als Zeichen der gesellschaftlichen Bedeutung und das ist bis heute  bei vielen Zeitgenossen so geblieben. Wobei – zwischendurch gab‘s ein Hutloch. Auch ein Sommerhutloch. Junge Leute etwa in den 70er Jahren mögen einen Herrn mit Sommersonnenhut in etwa als so spießig empfunden haben wie eine Autoklorolle mit Häkelmützchen. Das bestätigt auch Hannelore Meinzinger. Wobei: für die Sommerschnittblumengärtnerin aus Bach an der Donau bei Regensburg ist der Sonnenhut zunächst auch eher Kopf- als Bauchsache, sie braucht ihn dringend für ihre Arbeit.

Interessant: der Sonnenhut kommt wieder, auf breiter Front, nicht nur bei den Volksfesten, sondern bei der Jugend überhaupt, das fällt Hannelore Meinzinger auf. Und das hat er ja eigentlich auch verdient, der Sonnenhut ist ja schließlich auch als immunstärkende Pflanze bekannt, echinacea purpurea, die erlebt, genau wie ihr textiler großer Bruder, gerade einen Siegeszug.

 


10