Dicke oder dünne Suppen Die Würzburger Suppenbar Souperior tischt auf
Einen "kulinarischen Kulminationspunkt" für die unzähligen Regional- und Nationalsuppen dieser Welt gibt es in Würzburg: eine Suppenbar mit Einflüssen von Brasilien bis Bayern, von Südfrankreich bis Unterfranken. Ein Besuch.
Beim Thema "dick und dünn" kommt man an der Suppe nicht vorbei, das ist sozusagen klar wie Kloßbrühe. Schon ein Blick auf die Wortherkunft verrät, dass die Suppe ursprünglich eine dicke und gehaltvolle Angelegenheit war, denn das germanische "supp" bezeichnet ebenso eine "breiige Speise" wie "eingebrocktes Brot". Die ersten Suppenköche haben ihrer Sippe also ordentlich was eingebrockt vor vielen tausend Jahren – und ausgehend von dieser "Ur-Suppe" ist es ganz erstaunlich, was für eine Entwicklungs- und Erfolgsgeschichte die Suppe rund um den Erdball vorzuweisen hat. Einen Höhepunkt erreicht sie in jedem Fall in der Würzburger Münzstraße.
Hinter der Küchentheke des "Souperior" duftet es aus großen Töpfen. Nicht mehr lange bis 11.00 Uhr, bis die Suppenbar in der Würzburger Innenstadt öffnet. Fünf verschiedene Suppen haben Hanne und Hermann Haberberger am frühen Morgen angesetzt – ohne Geschmacksverstärker, ohne Pulver oder Brühwürfel. Das Ehepaar ist seit Jahrzehnten in der Gastronomie tätig und hat lange ein Restaurant am Bodensee betrieben. Schließlich die Rückkehr in die Heimatstadt Würzburg, wo die Haberbergers seit 2013 eine kulinarische Nische beleben: eine Suppenbar mit Stil.
Fünferlei Suppen jeden Tag frisch an der Tafel
Die ersten Kunden bevölkern die Stehtische und studieren die Tageskarte auf der Kreidetafel: Dicke und dünne Suppen, exotisch oder bodenständig. Kartoffel-Bohneneintopf oder cremig mit Kokos und Ingwer, eine Fischsuppe aus Mittelamerika oder eine klare Geflügelsuppe aus Asien.
Fränkisches und exotisches - 200 Suppen kommen in den Topf
Etwa 200 Suppen haben Hermann und Hanne Haberberger im ständig wechselnden Angebot – von regionalen Kulturgütern wie fränkischer Hochzeitsuppe oder einem Silvanerschaumsüppchen bis hin zu Exoten wie der finnischen Gemüsesuppe Kesäkeitto, tunesischer Gersten- oder nepalesischer Lama-Suppe. Um die halbe Welt sind die Haberberges gereist, auf kulinarischer Entdeckungstour.
Hermann Haberberger taucht gerne ein in die Kulturgeschichte der Suppe, hat neben einer Kochlehre auch eine Ausbildung als Journalist absolviert und verbindet nun kulinarisches und investigatives Interesse – am Herd und als Autor seiner eigenen Suppenbarzeitschrift "Der Feinschlürfer".
Und auch das "Ur-Kochbuch", das erste Rezeptbuch in deutscher Sprache, hat Hermann Haberberger intensiv studiert: das um 1350 verfasste "Buch von guter Speise" – auch bekannt als „Würzburger Kochbuch“.
Der Suppen-Experte hätte noch Vieles zu berichten: von der Erfindung der Cremesuppe im 17. Jahrhundert über die Rumford-Suppe als Armenspeisung bis hin zur Suppen-Renaissance durch Spitzenköche. Aber vor allem haben die Haberbergers noch Vieles zu entdecken – als Gastronomen-Ehepaar, das gemeinsam durch dick und dünn geht, immer auf der Suche nach dem guten Geschmack und im Auftrag der kulinarischen Völkerverständigung.