Unort Euroindustriepark Ein Münchner Gewerbegebiet voller Geschichten
"Trist, öde und seelenlos", sagen die einen, "cool, kultig und irgendwie gemütlich", sagen überraschend andere. Was immer man mit dem Gewerbeareal am nördlichen Stadtrand Münchens verbindet - eines ist sicher: Es ist ein Ort voller Geschichten.
"Schön" im landläufigen Sinn ist etwas anderes. Und doch zieht es täglich viele Menschen in den Euro-Industriepark, zu den Mega-Stores, den Möbelmärkten und den Fast Food-Ketten. Die meisten wollen nur schnell ihre Einkäufe erledigen und dann wieder weg.
Stammtisch im Neonlicht
Aber da gibt es noch diejenigen, für die der Gewerbepark mehr ist. Diejenigen, die dort ihren Arbeitsplatz haben, die sich dort mit Freunden und ehemaligen Arbeitgskollegen treffen - wie zum Beispiel in der "Münchner Einkehr", dem Restaurant und der Grillstation mitten im SUMA; eben für all jene, für die der Euro-Industriepark auch ein Stück Heimat und sogar Gemütlichkeit ist.
"Es sind auch viele Familien, die rechnen müssen. Und es sind auch viele Rentner, die leider auch von Hartz IV leben, und die sich ein-, zweimal im Monat ein Bierchen gönnen, auch die gehören dazu."
Josef Schneider, Betreiber und Besitzer der Münchner Einkehr.
Das Zenith - Heavy Metal früher und damals
Abends und nachts trifft man auf ein ganz anderes Publikum: Nachtschwärmer auf dem Weg ins Zenith, einer angesagten Münchener Kultur-Location für die unterschiedlichsten Events - von Sportveranstaltungen bis hin zu Hardrock-Konzerten.
Die Zenith-Hallen stammen aus dem 1920er-Jahren und stehen heute unter Denkmalschutz. Früher beherbergten sie das Reichsbahn-Ausbesserungswerk: ein Ort für Heavy Metal - schon damals. Doch seit Kriegsende werden dort keine Züge mehr gewartet.
Wolfgang Nöth, 71, ist der Betreiber des Zenith und einer, der die Münchner Kultur-Szene entscheidend prägt. Als er in die Stadt kam und noch nicht "Hallenkönig" von München genannt wurde, jobbte er bereits auf dem Euro-Industriepark in einer Spedition. Heute hat er auf dem Gelände sein Atelier, seine Werkstatt, in einem der Nebenräume seines Zenith. Und dort herrscht kreatives Chaos.
Das älteste Gewerbe
Mit dem "Leierkasten", dem bekannten Münchner Bordell, ist seit den 70er Jahren auch das älteste Gewerbe der Welt auf dem Euro-Industriepark vertreten - zumindest dort, wo das Gewerbeareal beginnt.
Bereits 1963 hatte der Unternehmer Anton Ditt das Areal von der Deutschen Bundesbahn gekauft. Seine Idee war für damalige Verhältnisse revolutionär: ein Gewerbegebiet auf grüner Wiese, aus dem Nichts, ganz nach dem Vorbild der amerikanischen Shopping Malls.
Mit Einkaufsmöglichkeiten für jedermann und für jeden Geldbeutel. Der Vorläufer des heutigen SUMA mit seinen 1000 Parkplätzen entstand. 1979 hielt dann der erste MediaMarkt der Welt Einzug, von mehr als 800, die es heute weltweit gibt. Mitte der 1980er Jahre waren auf dem Euro-Industriepark 130 Betriebe der verschiedensten Gattungen angesiedelt.
Die Autorinnen im Porträt
Miriam Garufo ist seit 2010 beim Bayerischen Rundfunk. Sie arbeitet als Reporterin für die radioWelt, das aktuelle, politische Magazin auf Bayern 2 sowie für das Samstagsmagazin "Orange". Fasziniert hat sie das Medium Radio schon seit ihrer Kindheit, als sie gebannt den Hörspielen und Radiokrimis lauschte.
Lisa Weiß berichtet aktuell für die Magazine von Bayern 1, Bayern 2 und B5 aktuell. Seit einigen Jahren hat sie sich besonders mit der Lebenssituation von Flüchtlingen und allen Fragen zur Asylpolitik beschäftigt und darüber regelmäßig im Radio berichtet. Für ihre Reportage "Den ganzen Weg nur Todesangst" bekam sie im Mai 2015 den CIVIS-Radiopreis.