Zu Weihnachten hängen sie bei vielen Berchtesgadener Familien am Christbaum: Arschpfeifenrössl, Hühnerstall oder Vogelhäuschen. Das bunt-bemalte Miniatur-Spielzeug aus Holz zeugt von der jahrhundertealten Tradition des Holzhandwerks.

Der Berchtesgadener Original-Christbaum ist mit Holzspielzeug im Puppenhausformat geschmückt. Die Hennasteign, Fatschenkindl oder Scheppendockin gehen auf eine lange Tradition zurück. Der reiche Baumbestand der Gegend sorgte schon im 16. Jahrhundert dafür, dass sich viele Bauern mit der Holzbearbeitung ein Zubrot verdienten. 1805 registrierte die Berchtesgadener Chronik 22 Pfeifenmacher, 285 Drechsler, 217 Schachtelmacher sowie 75 Schnitzer und Spielzeugmacher. Die Berchtesgadener Ware entwickelte sich zu einem beliebten Exportartikel, bis das Holzspielzeug im ausgehenden 19. Jahrhundert vom Blech verdrängt wurde.

Wie das Arschpfeifenrössl auf den Christbaum kam

Der Berchtesgadener Maler Anton Reinbold hatte 1911 die Idee, das Miniaturspielzeug aus seiner Kindheit an roten Schnüren in eine Fichte zu hängen. Den Leuten gefiel es und so entstand der Brauch der "Berchtesgadener Christbaumwar' ". Im Volkskundlichen Museum Schloss Adelheim, das die Malerenkelin Friederike Reinbold leitet, steht jedes Jahr im Advent ein traditionell geschmückter Baum. In den Berchtesgadener Familien wird der einzigartige Christbaumschmuck gern zur Hochzeit verschenkt und an die nächste Generation weiter vererbt.

Regina Fanderl ist gebürtig aus dem Chiemgau und lebt auch heute noch dort. Ihr journalistischer Werdegang im BR führte über die Regionalredaktion Oberbayern in die Bayernredaktion und die Volksmusik. Die Moderatorin und Autorin ist bekannt für ihre Features aus dem großen Fachgebiet der Volkskultur.