Von Paukenpferden und Turnierrössern Pferde bei der Landshuter Hochzeit
Nach vier langen Jahren Karenz erfüllt sich in wenigen Tagen für manchen Landshuter endlich wieder der Lebenstraum vom Ritter spielen und von der Formel eins mit Pferden.
Was wäre die Landshuter Hochzeit ohne die schweren Schlachtrösser, die die Ritter samt zentnerschwerer Rüstung tragen, ohne die furchtlosen Pferde der Feuerkopfreiter oder die eleganten Vollblüter vor der goldenen Kutsche der Braut?
"Es gibt einen Fahrer, es gibt einige Mechaniker und es gibt in dem Fall keinen Rennwagen, sondern ein Pferd. Und da muss jeder Handgriff sitzen, weil der Ritter, wenn oben sitzt, sieht nix mehr und ist ohne Lanze hilflos. Jeder Knappe hat seine Aufgabe, der eine ist am Pferd, der andere kümmert sich um die Rüstung, der vierte um die Lanze, und nur im Team geht das. Und schlussendlich geht’s nur, wenn die anderen das gleiche machen und genauso gut, weil du brauchst ja einen Gegner."
Tom Gruber, ritterlicher Knappe
Sechs Ritter reiten bei der Landshuter Hochzeit im Turnier und jeder hat 8-10 Mann Personal. Im normalen Leben sind die Knappen Ingenieur oder Chirurg. Auch die Ritter sind größtenteils keine Pferdeprofis, sondern Freizeitreiter. Am schwierigsten ist es aber nicht die Männer, sondern alle vier Jahre die richtigen Pferde zu finden.
"Erstens muss ein Pferd soweit Gewichtsträger sein, dass es den Ritter, samt der 35-40 Kilogramm schweren Rüstung tragen kann. Das Pferd muss ruhig genug sein, dass des mitmacht und das Pferd muss man erst finden."
Uli Schoßer, Turnierleiter der Landshuter Hochzeit
Deshalb suchen sie bei Freunden und Bekannten und natürlich bei Pferdehaltern im Bayerischen Wald. Dort gibt es noch viele Kaltblüter, die Festumzüge fahren oder Waldarbeit verrichten. Und genau solche Pferde brauchen nicht nur die Landshuter Ritter. "Hazel" zum Beispiel, ein 900 Kilo schweres süddeutsches Kaltblut, muss ganz andere Herausforderungen meistern als ein Ritterpferd: Im Festzug werden direkt hinter ihm die "Trumeten" lärmen und auf ihm ein Pauker sitzen.
Wieder ganz anders sind die Aufgaben der sechs Tigerschecken, die den kostbaren goldenen Brautwagen ziehen.
"Wichtig ist, dass im Zug alle acht Pferde gemeinsam losgehen, aber auch gleichzeitig stehen bleiben. Das ist halt unsere Aufgabe. Von den Pferdeführern. Dass des funktioniert und das trainieren wir jeden Tag. Gleichzeitig losgehen aber auch gleichzeitig stehen bleiben. Da muss man konzentriert sein, alle acht Mann."
Sepp Fußeder Pferdeführer Brautwagen
Deswegen wird täglich trainiert. Und nicht nur am Brautwagen, auch bei den Rittern, den Feuerkopfreitern, den Ringelstechern, bei den vielfältigen Führern von sonstigen Reit- und Wagenpferden ist die Stimmung allmählich auf dem Siedepunkt. Denn am 30. Juni wird es erstmals nach vier Jahren wieder heißen: "Himmel Landshut, Tausend Landshut".