Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Von Paukenpferden und Turnierrössern Pferde bei der Landshuter Hochzeit

Nach vier langen Jahren Karenz erfüllt sich in wenigen Tagen für manchen Landshuter endlich wieder der Lebenstraum vom Ritter spielen und von der Formel eins mit Pferden.

Von: Birgit Fürst

Stand: 19.06.2017 | Archiv

Ritter galoppieren an der "Planke" entlang mit fest eingelegter Lanze, um sich gegenseitig Treffer zu versetzen. | Bild: BR / Birgit Fürst

Was wäre die Landshuter Hochzeit ohne die schweren Schlachtrösser, die die Ritter samt zentnerschwerer Rüstung tragen, ohne die furchtlosen Pferde der Feuerkopfreiter oder die eleganten Vollblüter vor der goldenen Kutsche der Braut?

Der Ritter in seiner Rüstung auf dem Pferd.

"Es gibt einen Fahrer, es gibt einige Mechaniker und es gibt in dem Fall keinen Rennwagen, sondern ein Pferd. Und da muss jeder Handgriff sitzen, weil der Ritter, wenn oben sitzt, sieht nix mehr und ist ohne Lanze hilflos. Jeder Knappe hat seine Aufgabe, der eine ist am Pferd, der andere kümmert sich um die Rüstung, der vierte um die Lanze, und nur im Team geht das. Und schlussendlich geht’s nur, wenn die anderen das gleiche machen und genauso gut, weil du brauchst ja einen Gegner."

Tom Gruber, ritterlicher Knappe

Sechs Ritter reiten bei der Landshuter Hochzeit im Turnier und jeder hat 8-10 Mann Personal. Im normalen Leben sind die Knappen Ingenieur oder Chirurg. Auch die Ritter sind größtenteils keine Pferdeprofis, sondern Freizeitreiter. Am schwierigsten ist es aber nicht die Männer, sondern alle vier Jahre die richtigen Pferde zu finden.

Die Rüstung ist um die 40 kg schwer.

"Erstens muss ein Pferd soweit Gewichtsträger sein, dass es den Ritter, samt der 35-40 Kilogramm schweren Rüstung tragen kann. Das Pferd muss ruhig genug sein, dass des mitmacht und das Pferd muss man erst finden."

Uli Schoßer, Turnierleiter der Landshuter Hochzeit

Deshalb suchen sie bei Freunden und Bekannten und natürlich bei Pferdehaltern im Bayerischen Wald. Dort gibt es noch viele Kaltblüter, die Festumzüge fahren oder Waldarbeit verrichten. Und genau solche Pferde brauchen nicht nur die Landshuter Ritter. "Hazel" zum Beispiel, ein 900 Kilo schweres süddeutsches Kaltblut, muss ganz andere Herausforderungen meistern als ein Ritterpferd: Im Festzug werden direkt hinter ihm die "Trumeten" lärmen und auf ihm ein Pauker sitzen.

Das Paukenpferd heißt Hazel.

"Da braucht man ein Pferd mit ruhigem Gemüt. Einen Hosenscheißer, der bei alles abhaut, oder so einen Temperamentsbolzen, der sich wegen alles aufmandeln muss, können wir nicht brauchen."

Jürgen Beer, Pferdeführer

Wieder ganz anders sind die Aufgaben der sechs Tigerschecken, die den kostbaren goldenen Brautwagen ziehen.

Schwarz-weiße Tigerschecken aus der Rasse der Noriker ziehen achtspännig den Brautwagen.

"Wichtig ist, dass im Zug alle acht Pferde gemeinsam losgehen, aber auch gleichzeitig stehen bleiben. Das ist halt unsere Aufgabe. Von den Pferdeführern. Dass des funktioniert und das trainieren wir jeden Tag. Gleichzeitig losgehen aber auch gleichzeitig stehen bleiben. Da muss man konzentriert sein, alle acht Mann."

Sepp Fußeder Pferdeführer Brautwagen

Deswegen wird täglich trainiert. Und nicht nur am Brautwagen, auch bei den Rittern, den Feuerkopfreitern, den Ringelstechern, bei den vielfältigen Führern von sonstigen Reit- und Wagenpferden ist die Stimmung allmählich auf dem Siedepunkt. Denn am 30. Juni wird es erstmals nach vier Jahren wieder heißen: "Himmel Landshut, Tausend Landshut".


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