Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Wohn-Orte, Lebens-Räume Eine Reise durch altbairische Stuben

Als oft einziger beheizbarer Raum war die Stube seit dem Mittelalter der wichtigste und angenehmste Aufenthaltsort seiner zunächst fürstlichen Bewohner. Schon bald aber hielten Kachelöfen und Stuben auch in Bauernhäusern Einzug.

Von: Regina Fanderl

Stand: 25.01.2015 | Archiv

Wohn-Orte, Lebens-Räume: Eine Reise durch altbairische Stuben

Was erwarten wir, wenn uns einer „in die Stube“ einlädt? Keine Frage: viel Holz, eine Eckbank, Gemütlichkeit, Geborgenheit gar und auf alle Fälle – Wärme. Eine kalte Stube mag sich der Mensch ungern vorzustellen. Das ist auch kein Wunder, denn das „Stube“ hängt zusammen mit dem alpenromanischen Wort „stubare“ = „heizen“. Die Stube und der darin stehende geschlossene Ofen wurde im Alpenraum entwickelt – ein großer Fortschritt gegenüber dem offenen Kamin, von dem die ältere „Kemenate“ ihren Namen hat.

Als oft einziger beheizbarer Raum war die Stube seit dem Mittelalter der wichtigste und angenehmste Aufenthaltsort seiner zunächst fürstlichen Bewohner, etwa in den Burgen und Schlössern der Wittelsbacher. Schon bald aber hielten Kachelöfen und damit auch Stuben auch in einfachen Bauernhäusern Einzug. In der Stube wurde gegessen, gefeiert, gesponnen, gebetet, gelernt und manchmal auch geboren und gestorben. Den Bauern diente die Stube in besonders kalten Wintern auch als Hühnerstall und Badezimmer. Die „Gaststube“ wurde daneben zum wichtigsten Raum der Gastwirtschaften in Stadt und Land.

Ein Kachelofen gehört zur Gemütlichkeit.

In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als Heizen das Problem nicht mehr war, dafür aber der starke Wunsch nach Erneuerung wuchs, trennte man sich vielerorts von seinen alten Stuben. Tisch, Eckbank, Kanapee, Kasten, Vertäfelungen, auch die alten Ofenkacheln wurden fuderweise in die Abfallgruben gekippt und durch Zentralheizung und vermeintlich schöne, moderne, glatte Einheitsmöbel aus der Fabrik ersetzt.

Eine Stube im Berghotel

Die wenigen Gastwirtschaften, die diesem unseligen Eingriff in eine vertraute Welt auskamen, profitieren heute von ihrem anderswo unwiederbringlichen Schatz. Als die alte Stube mit ihren Vorzügen ihrerseits plötzlich wieder gefragt war, schossen vor allem in alpinen Regionen die „Möchtegern-Stuben“ wie Pilze aus den malträtierten Böden der Wintersportorte. Mit Balken, Bundwerk, Milchkübeln, Zinnkrügen und was sonst noch zur Verunzierung beiträgt. Auch in solche „Etablissements der Hüttengaudi“ wird sich Regina Fanderl auf ihrer Stuben-Such-Tour begeben.


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