Bayern 2 - Zeit für Bayern


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"Mi würgt der Wind" Kulturgeschichte des bayerischen Wetters

Das Wetter als Freizeitfaktor zu betrachten, ist – gerade in einer traditionell landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft wie der bayerischen – etwas relativ Neues. Über Jahrhunderte hinweg spielte das Wetter eine existenziell wichtige Rolle. Dem entsprechend intensiv haben es die Menschen von frühester Zeit an beobachtet.

Von: Herbert Becker

Stand: 23.03.2020 | Archiv

Mi würgt der Wind: Eine Kulturgeschichte des bayerischen Wetters

Die Menschen haben versucht, aus dem Verhalten von Tieren und Pflanzen auf das kommende Wetter zu schließen, sie haben ihr Augenmerk auf Wolken und Wind, auf atmosphärische Erscheinungen und auf Planetenkonstellationen gerichtet, und sie haben versucht, Regelmäßigkeiten feststellen. Wo sie diese sahen, haben sie ihre Erkenntnisse in Reime gefasst und damit die Wetterregeln geschaffen.

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Obwohl diese Regeln zahlreiche Fehler und Ungenauigkeiten aufweisen, und obwohl das Instrumentarium, das den Meteorologen heute zur Verfügung steht, weit zuverlässiger ist, haben die Wetterregeln nach Ansicht vieler ihre Gültigkeit nicht verloren. "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag" lautet eine häufig zitierte Regel, und ihr entsprechend richten sie am 27. Juni den Blick zum Himmel oder auf das Thermometer – und in der Tat ist es nicht ganz von der Hand zu weisen, dass die Regel eine gewisse physikalische Entsprechung findet.

Das Wetter beobachten ist das Eine, es beeinflussen zu wollen, das Andere. Die Zahl der diesbezüglichen Versuche ist unüberschaubar groß. Bei Flurumgängen fleht man die Wetterheiligen um günstiges Wetter an, um Blitzeinschlag zu verhindern, pflanzte man Hauswurz auf das Dach oder hängte geweihte Palmkätzchen in den Speicher, wollte man das Getreide vor Hagelschlag bewahren, vergrub man die Palmkätzchen – oder Eier, die die Hühner am Gründonnerstag gelegt hatten – auf dem Feld, braute sich ein Gewitter zusammen, läutete man die Kirchenglocken, schoss in die Luft und zündete schwarze Kerzen an.

Doch das Wetter konnte – und kann – nicht nur die Existenz bedrohen, es beeinflusst auch auf vielerlei Weise das Befinden des Menschen. Das bekannteste bayerische Wetterphänomen ist der Föhn; bei manchen verursacht er Kopfweh und Migräne, Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten, andere reagieren schier euphorisch auf ihn. Doch abgesehen davon können körperliches wie seelisches Befinden im engen Zusammenhang mit dem Wetter stehen; sehr deutlich bringt das Emerenz Meier in ihrem Gedicht ´Wöderschwüln´ zum Ausdruck. Es ist bei weitem nicht das einzige Beispiel dafür, dass sich Wettererscheinungen in der Literatur niederschlagen. Wieder und wieder haben Dichter Wolkenstimmungen oder rasende Gewitter geschildert, beschrieben wie Menschen mit dem Wetter umgehen oder in Liedern den gefährlichen Böhmischen Wind sowie die laue Maienluft besungen.


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