Zwischen Romantik und Touristenandrang Wohnen auf der Burg Burghausen
Wer auf das Gelände der längsten Burg der Welt kommt, hat den Eindruck, durch ein idyllisches Dorf zu spazieren. Zu Recht, denn dort leben tatsächlich rund 150 ganz normale Burghauser Bürger.
Exklusive Lage, Topadresse, ein Blick, der unbezahlbar ist und die Miete moderat. Wer eine Wohnung auf der Burg in Burghausen ergattert, schätzt sich glücklich. Vorausgesetzt, er ist nicht menschenscheu.
Die mittelalterliche Felsenburg steht als längste Burg der Welt im Guinnessbuch der Rekorde. Mit jährlich 500-tausend Besuchern ist sie ein Touristenmagnet. Die Mieter der rund 50 Wohnungen wundern sich längst nicht mehr, wenn ein wildfremder Mensch plötzlich im Flur steht – überrascht, dass die Burg kein Museum sondern bewohnt ist. Wenn tagsüber die Besucher auf den Burgberg kommen, zieht sich Angelika Dicker in ihren Hinterhofgarten zurück.
Bis vor wenigen Jahrzehnten hatte die Bayerische Schlösserverwaltung Probleme, die Burgwohnungen zu vermieten. Die Leute wollten lieber eine komfortable Neubauwohnung unten in der Stadt. Heute übersteigt die Nachfrage das Angebot. Die Wohnungen im Folterturm, Schwurfinger oder Büchsenmeisterturm haben zwar immer noch krumme Wände, bieten aber sonst modernen Standard. Und die Mieten sind mit 5 bis 9 Euro pro Quadratmeter eher günstig für Burghausen.
Zu Zeiten, als die Burghauser Burg als Zweitresidenz der Wittelsbacher aus der Linie Bayern-Landshut diente, wurde auch die mittelalterliche Blutgerichtsbarkeit ausgeübt. Alte Dokumente zeugen von Folter und Hexenverbrennungen. Die Stadt hatte einen üblen Ruf.
"Zwischen Ach und Weh, Kreuz, Kümmernis und Klausen, liegt das Schindernest Burghausen."
Zitat anonym