Zum Abschied weiße Chrysanthemen Pläne für den letzten großen Auftritt
Eine Beerdigung ist auch nicht mehr das, was sie früher mal war. Der Trend geht mehr und mehr zur Feuerbestattung. Erst mal in der Urne gibt es vielfältige Möglichkeiten, die menschlichen Überreste individuell bis spektakulär beizusetzen.
Das deutsche Bestattungsgesetz ist streng. Die Asche eines Verstorbenen im Winde verwehen zu lassen ist genauso verboten wie die Urne in einem Park oder einem Binnengewässer beizusetzen. Wer eine Seebestattung wünscht, muss an die Nord- oder Ostsee. Viele Bestattungsunternehmen arbeiten deshalb mit ausländischen Partnern zusammen, um außergewöhnliche Wünsche für den letzten großen Auftritt zu erfüllen.
Schöner sterben
Die US-Agentur Celestis bietet für runde 20.000 Euro eine Bestattung im Weltraum an. Deutlich günstiger ist die Himmelsbestattung in der Schweiz für knappe 3.000 Euro. Mit einem Wetterballon wird die Urne 35 Kilometer hoch in die Stratosphäre befördert und freigesetzt. Ebenfalls in der Schweiz und in Holland können sich die Hinterbliebenen einen Diamanten aus der Asche ihrer Lieben pressen lassen. Oder ein Heißluftballon bringt den Verstorbenen auf seine letzte Reise.
"Das Traurige bei der Weltraumbestattung ist, dass nur ein ganz kleiner Teil der Asche, ungefähr ein halber Kugelschreiber groß, dass nur dieser Teil im Weltraum freigesetzt wird. Der Großteil der Asche muss klassisch bestattet werden. Also insofern hat das nicht wirklich mit Bestattung zu tun im Weltraum, sondern ist mehr so eine imaginäre Geschichte."
Heinz Widmann, Bestattungsunternehmer
Überhaupt ist die Schweiz im Umgang mit dem Tod liberaler als andere Länder. Dort dürfen Angehörige eine Urne mit heim nehmen oder – für eine gewisse Zeit – in der Natur platzieren.
"Ich möchte die Menschen ermutigen, dass sie eigene Wege suchen, wie sie mit besonderen Objekten (Urnen, Anm.d.V.) auf eine neue Art und Weise umgehen. Ich wollte auch von dieser Idee, dass alle auf dem Friedhof letztendlich landen müssen, ablenken … und ermutigen, dass man neue Rituale und Umgangsformen zum Thema Tod und Abschied entwickelt."
Thomas Schär, Schweizer Künstler und Betreiber einer Internetplattform für Bestattungskultur.
Irdische Ruhestätten
Ein einmaliger Gottesacker in Bayern ist der Rosenfriedhof im oberpfälzischen Dietkirchen. Alle Gräber sind mit Rosen bepflanzt und jedes Grab hat ein schmiedeeisernes Kreuz. Der Münchner Nordfriedhof zählt dank seiner zahlreichen Prominentengräber zu den touristischen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Auf eine private Initiative geht der Naturfriedhof Schlosswald im Regental zurück. Die Urnen sind unter moosbewachsenen Findlingen beigesetzt. Die Grabstellen sind nur per Handy über einen QR-Code zu finden.
Der Autor
Ein Feature von Joseph Berlinger.