BR Heimat - Heimat lesen Maximilian Schmidt: Glasmacherleut (6)
Sonntag, 17.12.2017
20:05
bis 21:00 Uhr
BR Heimat
Die Zunft der Glasmacher im Bayerischen Wald vor eineinhalb Jahrhunderten - darum dreht sich alles in der Erzählung von Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt. Der große bayerische Autor hat den Text 1869, also vor rund 150 Jahren, veröffentlicht, und er nimmt uns mit an die bayerisch-böhmische Grenze… dorthin, wo einst die große Tradition des Glasmachens in höchster Blüte stand.
Gelesen von Christian Jungwirth
Fortsetzung am 7. Januar 2018, 20.05 Uhr, BR Heimat
Als Podcast verfügbar
Bei den Glasmacherleuten geht es aber nicht nur ums Glasmachen, sondern auch um die Leute. Um Ihre Stärken und Schwächen, um ihre Charaktere und ihre Leidenschaften. Und eine der Leidenschaften des alten Glasmachers Schrenk ist das Wildern. Die finsteren Höhen des Bayerischen Waldes bieten ein reiches Betätigungsfeld. In der Nacht nach dem Palmsonntag soll ein Auerhahn sein Leben lassen. Beim Wirt werden die Pläne geschmiedet, doch der Feind hört mit. Der Feind ist der Oberjäger des Glasfürsten von Pladl, und er ist tatsächlich ein Feind, denn beim Zechen im Wirtshaus hat der alte Schrenk ihm gehörig die Leviten gelesen. In der Morgendämmerung machen sich Schrenk und der Bärenkoppengirgl auf den unheilvollen Weg. Die beiden trennen sich kurz, und Schrenk kommt bald zum Schuss. Bald liegt das stolze Tier auf der Waldlichtung, der Wildschütz will den Vogel eben aufbrechen, als ihn der Oberjäger von hinten mit dem Gewehr stellt. Ein kurzer Wortwechsel, ein erster Schuss auf Schrenk - doch er verfehlt sein Ziel. Beim Gerangel der beiden Männer am Boden löst sich ein zweiter Schuss aus der Büchse des Jagdaufsehers...
Schrenk gerät in Panik, wähnt den Gegner tot und will ins Tal, um sich den Behörden zu stellen. Der Bärenkoppengirgl, sein Freund und Helfer, fängt ihn auf dem Rückweg ab und will ihn vom Geständnis abbringen, will sogar für den Freund aussagen. Der Versuch misslingt, und so steigt der Girgl zurück zur Lichtung, will Auerhahn und Büchse an sich nehmen und nach der Leiche sehen. Doch der Kramerjakl war zum Glück vor Schreck nur ohnmächtig geworden.
Die beiden begeben sich eiligst zum Haus des alten Schrenk, treffen diesen aber schon nicht mehr an. Der ist schon auf dem Weg nach Kötzting, um sich dort dem Landrichter zu stellen. Nun geht alles recht schnell: Franz Schrenk junior eilt geschwind dem Vater nach und will die Dinge richtig stellen. Auf den letzten Drücker kommt er in der Amtsstube des Richters an, um den Alten von der Unterschrift unter sein Geständnis abzuhalten. Der Kramerjakl lebt, er ist nicht tot! So löst sich denn alles in Wohlgefallen auf. Fast alles: Schrenk senior wird vom Richter wegen der Auerhahn-Wilderei arrestiert, und auch der Kramerjakl kann nach seinem Schuss auf Schrenk kann kaum auf Gnade hoffen...
Es liest Christian Jungwirth