BR Heimat - Heimat lesen Historische Reisen in Bayerisch-Schwaben (3)
Sonntag, 30.09.2018
20:05
bis 21:00 Uhr
BR Heimat
Wer heutzutage reist, der reist zu seinem Vergnügen oder zur Erholung, aus Neugier oder Abenteuerlust. Wer im Mittelalter reiste, der reiste nur mit wenig Vergnügen. Kreuzritter, Krieger und Abenteurer reisten, zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Schiff, Pilger reisten, auch Kaufleute, wohl oder übel, im Sinn des Wortes…
Die Schwäbische Forschungsgemeinschaft mit Sitz in Augsburg sammelt und veröffentlicht seit Mitte der 1960er Jahre historische Reiseberichte von Reisenden in Bayerisch-Schwaben und veröffentlicht sie in beeindruckenden und sogfältig editierten Sammelbänden. Das sind also nicht Berichte von reisenden Bayern, sondern von Reisenden, die bei uns, heißt in diesem Fall: in Bayerisch-Schwaben unterwegs waren und die ihre Erlebnisse und Wahrnehmungen zu Papier brachten. Das in diesen Aufzeichnungen aufbewahrte zeitgenössische Wissen macht diese Texte so wertvoll.
Der Mathematiker David Frölich stammte aus der Zips, dem östlichen Vorland der Hohen Tatra im Ostteil der heutigen Slowakei, die im 17. Jahrhundert zum Königreich Ungarn gehörte und damit unter habsburgischer Herrschaft stand. In der Zips wurden seit dem 12. Jahrhundert deutsche Bauern, Handwerker und Bergleute angesiedelt, die sogenannten "Zipser Sachsen", die zu den karpatendeutschen zählen. In Leibitz, einem der Zipser Hauptorte, kam 1595 David Frölich zur Welt, der zu den berühmtesten Gelehrten und Schriftstellern dieser Region gerechnet werden kann. Mitte des 17. Jahrhunderts schrieb der Gelehrte einen vierbändigen, in Latein verfassten "Reiseführer" (wie man heute sagen könnte), in dem Frölich auch auf Bayern und auf Schwaben zu sprechen kommt. Mitte des 17. Jahrhunderts, wohlgemerkt!
Teodor Billewicz war ein begüterter Adeliger aus dem Großfürstentum Litauen. Seine europäische Reise, die er in einem handschriftlich erhaltenen Tagebuch schildert, begann im Juli 1677 in Litauen. Billewicz war ein aufmerksamer Reisender...
Mauritius Elbel schließlich war Sekretär des mährischen Zisterzienserabes Otto Logk, mit ihm reiste er ein paarmal durch Bayerisch-Schwaben, eine Durchgangs-Station quasi zwischen Böhmen und Burgund und retour. Die Auszüge aus den Reisebüchern stammen aus dem Jahr 1771, und, eigentlich wie immer, war Augsburg eine der bevorzugten Stationen der Hohen Herren.
Es liest Christian Jungwirth.