BR-Heimatspiegel extra Das Vermächtnis der Wittelsbacher im Tegernseer Tal
Donnerstag, 11.06.2020
08:05
bis 09:00 Uhr
BR Heimat
Von Kronen und Gipfeln
Das Vermächtnis der Wittelsbacher im Tegernseer Tal
Mit Petra Martin
Das Tegernseer Bräustüberl ist weit bekannt und ein beliebtes Ausflugsziel. Der See ist nah, das Bier ist süffig, die Sonne wärmt. Was die Touristen und Ausflügler dabei wohl nicht so auf dem Schirm haben: Bis 1803 war das ein Teil des Tegernseer Klosters. Heute, über 200 Jahre später, steht nur noch etwa die Hälfte des einst so gewaltigen und prächtigen Barockbaus. Mit der Auflösung des Klosters wurden viele Gebäudeteile abgerissen. Erhalten blieben zum Beispiel das Gymnasium, die Klosterkirche und eben die Brauerei samt Bräustüberl. Die ist heute im Besitz des Hauses Wittelsbach. Denn kein geringerer als der erste bayerische König, Max I. Joseph, kam 1817 an den Tegernsee und hat das ehemalige Kloster gekauft. Seiner Frau, Königin Karoline, hat es einfach so gut gefallen. Die Spuren und das Vermächtnis der Wittelsbacher sind bis heute im ganzen Tegernseer Tal zu sehen und zu erleben. Die königliche Familie legte den Grundstein für den Tourismus. Im Gefolge des Hofes kamen Künstler und Literaten an den Tegernsee. Außerdem förderten die Herzöge die Tracht und die Volksmusik. Herzog Maximilian in Bayern, der Vater von Sisi, war ein leidenschaftlicher Zitherspieler. Er machte das Instrument salonfähig, trat mit seinem Zitherlehrer als Duo auf, komponierte eigene Stücke und sammelte oberbayerische Volkslieder. Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern und sein Neffe Herzog Albrecht von Bayern ermöglichten es dem Musikanten Kiem Pauli, sein Leben dem Sammeln alpenländischer Lieder zu widmen. Dafür dankt er den beiden Herzögen im Vorwort seiner „Sammlung Oberbayerischer Volkslieder“, die 1934 erschien.
Die Spuren der Wittelsbacher im Tegernseer Tal sind bis heute sichtbar. Nicht nur im bekannten Bräustüberl. Das Schloss Tegernsee ist noch immer im Familienbesitz der Herzöge, ebenso Wildbad Kreuth. Bei einem Spaziergang im Tegernseer Tal können Besucher und Einheimische noch heute auf die Verbundenheit zwischen Tal und Wittelsbachern stoßen - sei es in Straßennamen oder Denkmälern. König Max I. Joseph war der Initiator und ihm sind gleich drei Büsten gewidmet: in Tegernsee, in Rottach-Egern und in Wildbad Kreuth. Petra Martin hat sich in diesem Heimatspiegel Extra auf Spurensuche am Tegernsee begeben.