Bayerisches Feuilleton Separatio Bavariae
Samstag, 16.05.2015
08:05
bis 09:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BR Heimat
Separatio Bavariae
Oder: Ein Freistaat fällt ab
Von Markus Metz und Georg Seeßlen
Als Podcast verfügbar
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Wir schreiben das Jahr 2019. Ganz Deutschland ist in eine wirtschaftliche Rezession und in politische Lähmung verfallen. Ganz Deutschland? Nein! Das Land im äußersten Süden prosperiert unentwegt, seine Fußballmannschaften, seine Autofabriken und sein Immobilienmarkt florieren weiter. Die christliche Einheitspartei sorgt für politische Stabilität. Aber der Unmut in der Bevölkerung wächst. Sollen wir etwa unseren wohlverdienten Reichtum, unser schönes Land, unsere Dividenden mit den Habe- und Taugenichtsen aus Restdeutschland teilen? Die Forderung nach Unabhängigkeit wird immer lauter. Endlich mag sich auch die christliche Einheitspartei einem Referendum nicht mehr entziehen. Auf allen Ebenen wird recherchiert, sondiert, manipuliert: Die Unabhängigkeit Bayerns von Deutschland und von Europa ist das Ziel. In Bayern kennt man kein Links und kein Rechts mehr, kein Oben und kein Unten, kein Land und keine Stadt. Der echte Freistaat, die ersehnte "nationale Identität", die Freiheit für Sprache, Brauchtum und Bier müssen endlich her. Die Frage ist höchstens, ob man Franken und Schwaben zum Projekt dazu rechnet oder, andersherum, einen Teil Österreichs für sich reklamiert.
Die Geschichte vom Abfall Bayerns wird zwar vom Stammtisch Mirsbachmittelau erzählt, aber doch in einer dokumentarischen politischen und juristischen Akkuratesse. Historiker, Politiker, Staatsrechtler u.a. wägen die Möglichkeiten ab für den Fall, dass eine Mehrheit der Bayerinnen und Bayern tatsächlich eine Separation verlangt. Es handelt sich demnach um ein Planspiel, ein Experiment (mit entsprechend offenem Ausgang). Fiktional jedoch sind in diesem Feature einzig und allein die Kommentare der Stammtischler von Mirsbachmittelau.
Wir ahnen natürlich, dass es nichts wird mit der Unabhängigkeit Bayerns. Wir ahnen auch, dass das besser so ist. Vermutlich träumen die meisten Bayern sowieso lieber von ihr, als sie zu verwirklichen. Aber wir wüssten natürlich gern, warum das so ist.
Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen
Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.