BR Heimat

BR Heimat an Weihnachten - Bayern - Land und Leute Propst Mahlzeit!

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Sonntag, 25.12.2022
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Propst Mahlzeit!
Klosteralltag im 15. Jahrhundert
Von Carola Zinner

Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2
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Im Juni brachten Bauermädchen kleine Körbchen voll Walderdbeeren. Sie bekamen dafür vom Propst des Klosters Baumburg stolze 5 Pfennige - den Tageslohn eines Arbeiters. Caspar Ebenhauser war großzügig, er war aber oft auch sparsam bis zum Geiz, wie die Ausgabenbücher belegen, die er ab 1439 führte. Dabei versah er die Liste der Einnahmen und Ausgaben mit Anmerkungen, die viel erzählen über den damaligen Kloster-Alltag in Bayern. Da stöhnt der Propst etwa über die zahlreichen Besucher des Stiftes, die - ob es nun Bettler sind, Musikanten, Herolde oder aber Jäger des Herzogs von Landshut - allesamt verköstigt und mit einer Wegzehrung versehen werden müssen. An anderer Stelle vermerkt Ebenhauser zornig, wieviel Geld er dem Jäger für die Eichhörnchenbraten zahlte, die dann in der Küche so schnell verputzt wurden, dass er, der Propst, nicht den kleinsten Bissen davon bekam. In der Fastenzeit allerdings ist Fleisch ohnehin tabu. Doch auch dann geht es im Kloster im Chiemgau nicht wirklich karg her: Man holt sich Obst, Mandeln und Süßigkeiten aus den Läden im nahen Salzburg.

Selten wird klösterlicher Alltag des bayerischen Spätmittelalters derart anschaulich beschrieben wie in diesen Notizen. Dass sie so lange unbeachtet im Archiv lagen, hat wohl mit dem Sprachgemisch aus Bairisch und Latein zu tun, in dem sie verfasst sind, und mit der schwer zu entziffernden Handschrift des Propstes. Der Historiker Joachim Wild, der die Texte nun entschlüsselt hat, berichtet als Studiogast von Carola Zinner, was er dabei an Interessantem und Amüsantem entdeckte.

BR 2020