BR Heimat

BR-Heimatspiegel extra

Reliquie in Dietramszell | Bild: picture-alliance/dpa

Freitag, 01.11.2024
08:05 bis 09:00 Uhr

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"Heilige Leiber"
Reliquien nehmen in der Volksfrömmigkeit in Bayern auch heute noch einen eindrucksvollen Platz ein
Von Regina Fanderl

Viele eigene Heilige haben wir in Bayern nicht zu bieten. Die meisten haben nur zeitweise hier gelebt oder sind erst lange nach ihrem Tod ganz oder in Teilen "importiert" worden, in vielen Fällen aus Rom. Zahlreiche sterbliche Überreste frühchristlicher Märtyrer wurden um das Jahr 1700 aus den Katakomben Roms in bayerische Kirchen und Klöster gebracht. Meistens war es der Schädel, manchmal eine Hand, ein Schlüsselbein oder vielleicht auch nur ein Zeh. Komplette Skelette sind rar und werden "Heilige Leiber" genannt. Die zehn in kunstvoller Filigranarbeit mit Gold- und Silberfäden, Perlen und falschen Edelsteinen verzierten Skelette im Kloster Waldsassen im Oberpfälzer Stiftland gelten als die bekanntesten und besterhaltenen "Heiligen Leiber" nördlich der Alpen. Vor allem in der Barockzeit wurden sie geschätzt, und bis heute werden sie als besondere Schutzpatrone von Waldsassen verehrt. Was hat es mit diesen heiligen Gebeinen auf sich? Haben sie in unserer Zeit noch eine Bedeutung? Und wer kümmert sich um die Erhaltung dieser doch etwas unheimlichen Gestalten? Um eine haben sich die Bayern nicht gekümmert. Der Soldatenmärtyrer Donatus wurde, da nach der Säkularisation in Freising nicht mehr benötigt, kurzerhand nach Patsch in Tirol verkauft. Dort wird er hoch in Ehren gehalten, und das ist für die Autorin Regina Fanderl ein schöner Anlass, in diesem Heimatspiegel extra an Allerheiligen auch Volksmusik aus Tirol erklingen zu lassen.