BR Heimat

BR Heimat - Kirche Religion - Die Dokumentation

Wenn das geliebte Tier stirbt - Nina Folle mit dem alten Hund Oliver  | Bild: BR/Brigitte Kornberger

Sonntag, 03.11.2024
09:05 bis 10:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Religion - Die Dokumentation
Wenn das geliebte Tier stirbt
Wie Menschen von ihren Haustieren Abschied nehmen und in ihrer Trauer begleitet werden
Von Brigitte Kornberger

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Es fließen viele Tränen an diesem Tag: Susi Erdmann muss sich von ihrem Kater Lomi verabschieden. Er hat einen Maul-Tumor im fortgeschrittenen Stadium, ist todkrank. Der einst so prächtige Kater, der die ehemalige Rennrodlerin während ihrer schwersten Lebensphasen begleitet hat, ist auf ein kleines Bündelchen zusammengeschrumpft.
Die vergangenen Monate waren hart für Susi. Unterstützung bekam sie von Nina Folle, die ihr zur Seite stand. Nina ist Abschiedsbegleiterin für Menschen und ihre geliebten Tiere. "Für viele ist das Tier der absolute Lebensinhalt. Manchmal ist es für Menschen sogar schlimmer, ein geliebtes Tier zu verlieren als einen Mitmenschen, zu dem man wenig Kontakt hatte. Das traut sich aber kaum jemand zu sagen", weiß sie aus Erfahrung.
Wenn Menschen um ihre Tiere trauern, fühlen sie sich oft alleingelassen, unverstanden. Häufig bekommen sie von ihren Mitmenschen zu hören: "Es ist doch nur ein Tier". Doch manche machen auch andere Erfahrungen. In Albstadt-Pfeffingen gibt es seit 2023 eine Bestattungskirche für Tiere, die erste in Deutschland. In dem früheren evangelisch-methodistischen Kirchengebäude, das nun einem Tierbestattungs-Unternehmen gehört, können Haustierbesitzerinnen und Besitzer von ihren verstorbenen Lieblingen Abschied nehmen. "Es ist einfach ein schöner Platz, um sich zu verabschieden. So wie in einer menschlichen Kirche auch, und wenn man gläubig ist, übergibt man das geliebte Tier auch an Gott", sagt Nicole Baiker-Ulmschneider. Sie trauert gerade um ihr Pferd.
Wie stehen die christlichen Kirchen dazu? Tierbestattungen unter Beteiligung katholischer Seelsorger seien im Bereich der Erzdiözese München und Freising bislang nicht bekannt, das Sprechen eines Segensgebets oder Seelsorge sei aber "nicht grundsätzlich ausgeschlossen", sagt ein Sprecher des Erzbistums.
Der Pfarrer der evangelischen Lutherkirche in München-Obergiesing, Micha Boerschmann, hat in seiner Kirchengemeinde schon Trauer-Rituale für Menschen und ihre Tiere ermöglicht. "Wenn ich die Seelsorge ernst nehme und Menschen in Trauerprozessen begleiten und helfen will, dann muss das für alles gelten. Ich möchte für mich ernst nehmen, dass die Gefühle alle den gleichen Wert haben, ob für Mensch oder Tier", erklärt der Pfarrer.
Wie weit können Trauer-Rituale um Tiere in einer Gesellschaft gehen, in der das Haustier als enger Begleiter des Menschen einen so hohen Stellenwert hat?