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BR Heimat - Habe die Ehre! Dirk Heißerer “Ringelnatz in München“

Dirk Heißerer | Bild: Milena Heißerer

Freitag, 15.11.2024
10:05 bis 12:00 Uhr

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Autor, Matrose, Poet, Kabarettist und vieles mehr: Joachim Ringelnatz, der für seine humorvollen Gedichte bekannt ist, starb am 17. November 1934. Anlässlich seines 90. Todestages ratscht Hermine Kaiser mit dem Literarischen Spaziergänger Dirk Heißerer über die Münchner Zeit von Ringelnatz.

Musikzusammenstellung: Johannes Hitzelberger

11.00 Nachrichten, Wetter, Verkehr

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Joachim Ringelnatz ist der Künstlername von Hans Gustav Bötticher, der am 7. August 1883 im sächsischen Wurzen geboren wurde. Woher der Name „Ringelnatz“ stammt, ist unklar, es könnte das Matrosenwort „Ringelnass“ für Seepferdchen sein. Denn Ringelnatz sah sich auch als Matrosen. Er war Autor, Autodidakt, Dichter, Kabarettist und Abenteurer. Bekannt ist er vor allem für seine humorvollen Gedichte, wie die „Ameisen“, die nach Australien reisen (und nicht ankommen).

Ringelnatz, oder vielmehr Hans Gustav Bötticher, stammte aus gutem Hause und obwohl die Eltern künstlerisch tätig waren, hatten sie keine Geldsorgen. Bei Ringelnatz war das anders - sein Dichtwerk konnte ihn nicht finanzieren. Viele Jahre trat er für zwei Mark und ein Bier in der Münchner Künstlerkneipe „Simplicissimus“ auf, er war Teil des festen Ensembles. Er stritt sich dort mit der Wirtin Kathi Kobus, stieg aber bald zum „Hausdichter“ mit eigenem Tabakladen auf. Von der Wohnung in der Hohenzollernstraße aus reiste er zu Kleinkunstbühnen in nah und fern.

Und obwohl er ein begabter Schriftsteller war, brachten ihm seine Bücher kaum Geld ein. Die Nazis belegten ihn mit einem Berufsverbot, so dass ihn dann private Spenden über Wasser hielten. Am 17. November 1934 starb er mit 51 Jahren an Tuberkulose.

Dirk Heißerer bezeichnet sich selbst als „Literarischen Spaziergänger“ und folgt dem Dichter Joachim Ringelnatz durch Bayern: Gemeinsam mit ihm treffen wir Ringelnatz in Amberg und Augsburg, in Feldafing und mehrfach in München zwischen der Schellingstraße und dem Oktoberfest. Und staunen in Wasserburg am Inn, wo er einen Lieblingsplatz hatte, über einen Gedenkstein, den „Stein der Narren“, den ihm Freunde zum Abschied gewidmet haben.

In „Habe die Ehre!“ ratscht Hermine Kaiser mit Dirk Heißerer, der uns aus dem facettenreichen Leben von Joachim Ringelnatz erzählt und sogar eine eigene Ringelnatz-Vertonung zum Besten gibt.

Die Ameisen
In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Denn auf den letzten Teil der Reise.

So will man oft und kann doch nicht
Und leistet dann recht gern Verzicht.