BR Heimat - Heimat lesen Ludwig Thoma: "Agricola" (2)
Sonntag, 08.12.2024
20:03
bis 21:00 Uhr
BR Heimat
Eigentlich wollte der oberbayerische Schriftsteller Ludwig Thoma Förster werden, so wie sein Vater. Darum beginnt er auch im Wintersemester 1886/87 das Studium der Forstwissenschaft in Aschaffenburg. Er bricht jedoch nach dem ersten Jahr ab, wechselt nach München an die Ludwig-Maximilians-Universität und beginnt hier mit dem Studium der Rechtswissenschaft.
Am 6. Dezember 1890 besteht er die mündliche Prüfung mehr schlecht als recht, seine Doktorarbeit lässt Thoma allerdings nie drucken, weshalb er auch keine Promotionsurkunde ausgehändigt bekommt. Streng genommen hätte ER, der stets so großen Wert auf seinen Doktor-Titel gelegt hat, diesen Titel gar nicht führen dürfen ...
Im Herbst 1894 eröffnet Thoma eine Anwaltspraxis in der Dachauer Altstadt. Seine Schwestern Marie und Bertha führen ihm den Haushalt. Die Kanzlei läuft gut, Thomas Einkünfte steigen, und aus den Rechtsfällen seiner bäuerlichen Mandanten kann er wunderbares Material für seine literarische Arbeit schöpfen. Thomas Erzählungen aus dem bäuerlichen und kleinstädtischen Umfeld sind brillant - und gehören zum Besten, was Ludwig Thoma geschrieben hat. So harmlos die Geschichten sind, so herausragend sind Thomas Sprache und seine Beobachtungsgabe.
Im Herbst 1897 erscheint in der "Waldbauer´schen Buchhandlung" von Josef Rohrmüller in Passau ein Band mit Kurzgeschichten mit dem Titel "Agricola", lateinisch für "Bauer". Und den nehmen wir uns heute und an den kommenden Sonntagen in "Heimat lesen" mit großem Vergnügen vor.
Es liest Christian Jungwirth.