Bayern - Land und Leute Franz Marc auf der Staffelalm
Sonntag, 06.03.2016
15:05
bis 16:00 Uhr
BR Heimat
<strong>"Hie und da ein schönes Bild"
</strong><strong>Franz Marc auf der Staffelalm</strong>
Von Andreas Pehl
<em>Als Podcast verfügbar</em>
(zum 100. Todestag am 4. März)
Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2
Einen echten Marc in der Küche, das hat nicht jeder. Britta ist so jemand, wenigstens für drei Monate im Jahr. Sie arbeitet als Sennerin auf der Staffelalm unterm Rabenkopf bei Kochel. Wenn der Tagesbetrieb vorbei ist und die Wanderer wieder ins Tal verschwunden sind, ist Britta meist alleine.
Um 1905 war das anders. Da hat Franz Marc die Semesterferien hier oben verbracht. Wenn die blaue Stunde das Karwendel in Pastellfarben taucht, bleibt viel Zeit, das Panorama zu genießen. Oder hatte Marc nur Augen für die schöne Sennerin? Almbauer Sepp Orterer aus der Jachenau schüttelt den Kopf: Franz Marc war mit dem Senner befreundet, der ihn 1903 einlud, "hie und da ein schönes Bild zu machen, wenn das Vieh schön bei der Alm-Hütte steht". Die Staffelalm wurde für Marc zum Sehnsuchtsort über seinem "Blauen Land". Sicher hat ihn die Romantik des Ortes fasziniert, meint Cathrin Klingsöhr-Leroy vom Franz Marc Museum in Kochel. Doch es sei durchaus möglich, dass sich der 24-Jährige in dieser Abgeschiedenheit von der Dreiecksbeziehung mit Marie und Maria im Tal erholen wollte.
Zäune hat Franz Marc hier oben gezeichnet, Kühe und Schafe skizziert, die Hütte, das Panorama und den Hütejungen in Öl gemalt, und eben in der Stube die Wände ausgeschmückt. Über dem Fenster prangt ein Stierkopf und über der Kellerstiege laufen Hirschkuh und Hirsch. Erst 1996 wurde dieses in Vergessenheit geratene Bild unter vielen Putzschichten wieder freigelegt.
Dass die Hirschkuh allerdings dem Hirschen hinterherläuft und nicht wie in der Natur umgekehrt, dazu hat Sennerin Britta eine Vermutung: Vielleicht hat Marc das als Selbstportrait gesehen: er als Hirsch, dem die Damen hinterherlaufen. Fantasien eines Kunststudenten?
Am 4. März 2016 jährt sich zum 100. Mal der Todestag von Franz Marc, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist. Andreas Pehl hat dieses Datum zum Anlass genommen, dem Maler auf die Staffelalm zu folgen und vielleicht das eine oder andere Geheimnis zu entdecken.