Mal wieder ein fränkischer Freizeitführer, bin ich geneigt zu sagen. Gefühlt ist das der Hundertste in den letzten zwei Jahren. Die Konkurrenz auf dem Buchmarkt ist groß: "111 Orte, die man in Nürnberg gesehen haben muss", "Spurensuche - eine Entdeckungsreise durch Fürth", "Fürth Faktor" und "Stadtgespräche aus Erlangen", um nur mal die jüngsten Veröffentlichungen zu nennen.

Auch die Versprechungen, die im neuesten Freizeitführer gemacht werden, kommen mir bekannt vor: Man möchte "dazu einladen, ausgetretene Pfade zu verlassen". "Alles außer gewöhnlich" lese ich fettgedruckt und schmunzle unweigerlich, denn es gibt wohl kaum einen Freizeitführer der dies nicht von sich behauptet. Aber sei's drum, er bekommt seine Chance.

Die Autoren

Die Freie Journalistin Katharina Wasmeier schreibt für Nürnberg, der Schauspieler und Autor Helwig Arenz für Fürth und der Musiker und Journalist Peter Gruner ist für Erlangen zuständig. Positiv fällt dabei auf, dass jede Stadt dadurch einen eigenen Erzähl-Flair bekommt.

Wasmeier schreibt unorthodox, bisweilen frech, unterhaltsam und mit jeder Menge kreativer Wortneuschöpfungen. Arenz hat einen literarischeren hintersinnigen Zugang, beschreibt vornehmlich aus der Ich-Perspektive und Gruner wirft den Leser mitten hinein in feine Atmosphären, in Erlebnisse vor Ort.

Der Inhalt

"Alles – außer gewöhnlich". Naja, stimmt nicht so ganz. Es wurde zwar zum Glück auf allzu bekannte Empfehlungen wie Kaiserburg, Christkindlesmarkt oder Erlanger Bergkirchweih verzichtet, allerdings finden sich trotzdem einige durchaus gewöhnliche und über die Stadtgrenzen hinaus lohnenswerte Freizeittipps: Der Nürnberger Tiergarten etwa, die Michaelis Kirchweih in Fürth, oder das Erlanger Poetenfest.

Doch auch eine gute Portion Subkultur wird hier präsentiert, mit überaus überraschenden Einblicken zum Beispiel in die A.Theke, eine ehemalige Apotheke in Fürth und jetzt Atelier des Graphikers und Malers Anders Möhl. Das zeitgenössische Arena Theaterfestival in Erlangen klingt ebenfalls aufregend und die Nachtflohmärkte im Desi Stadtteilzentrum Nürnberg einladend.

Auffallend ist der kulinarische Schwerpunkt. Zahlreiche Kult-Cafés, Burger-Experimentier-Buden,  Nasch-und Backstuben oder die imposanten mobilen Foodtrucks versprechen Gaumenfreuden. Und je weiter man sich hineinblättert in das kleine Werk, desto zahlreicher kommen sie dann doch zusammen, die außergewöhnlichen Freizeittipps: Highlights sind zum Beispiel das Stand-Up-Paddling auf der Rednitz, ein höchst kommunikativer Kiosk 762 in Fürth oder der Erlanger Aromagarten mit über 120 unterschiedlichen Aromapflanzen.

Das Konzept

Egal, wo man aufblättert, es bleibt interessant. Die Freizeittipps sind übersichtlich gestaltet, nicht zu lang beschrieben und mit zahlreichen Infos wie Lage, Öffnungszeiten und zusätzlichen Querverweisen versehen. Die Stadtpläne sind obligatorisch, die Bilder zwar sparsam, aber als Orientierung nützlich. Ein Freizeitführer, der Leben ins Leben bringt.